Das Mühlviertel und der Granit
Das Mühlviertel ist „steinreich“, die Region sitzt praktisch auf Granit und Gneis. Das betrifft aber nicht nur das Mühlviertel, denn wir sprechen über das Granit und Gneishochland. einer der fünft Großlandschaften Österreichs. Geologisch sind sich das Mühlviertel in Oberösterreich und das Waldviertel in Niederösterreich sehr ähnlich. Beide sind Teil der Böhmischen Masse.
Neben den Alpen und dem Alpenvorland, ist das Granit-und Gneishochland einer der drei Naturräume Österreichs. Es ist die nördlichste und kleinste, dieser drei Großlandschaften. Bestandteil dieses Naturraumes sind, das Weinviertel, das Waldviertel und eben das Mühlviertel in Oberösterreich. Auf tschechischer Seite schließen sich die Höhenzüge der Böhmischen Masse und das Gratzener Bergland, der Freiwald und der Böhmerwald an. In Deutschland ist es der Bayrische Wald und der Neuburger Wald. Diese, auf durchschnittlich 750m Höhe gelegene, Landschaft wird, wie Adalbert Stifter es in seinen Werken beschrieben hat, von drei Elementen geprägt: vom Wald, vom Wasser und vom Stein.
Schalensteine im Mühlviertel
Schalensteine gibt es überall, wo der passende Stein vorkommt, also nicht nur im Mühlviertel. Schwierig ist die Unterscheidung ob die Natur oder der Mensch die „Schalen“ geschaffen hat. Es kann sein, dass der Mensch diese runden oder ovalen, meist mehrere Zentimeter durchmessenden Vertiefungen mit spitzen Felsstücken geschlagen und anschließend ausgeschliffen hat. Die Schalen können aber auch natürlich, durch sogenannte Vergrusungen, entstehen. Diese, teilweise im Erdreich eingebetteten Großsteine haben eine andere Temperatur als die Luft, daher sammelt sich in den natürlichen Vertiefungen Feucht und Wasser an. Durch Verwitterung oder aufgrund von Algen und Moosen wird von der Natur eine Mulde ausgearbeitet. Manchmal hat die Natur vorgearbeitet und der Mensch hat es vertieft.
Für die Menschen waren diese Schalensteine „mythisch“, man empfand die Steine als Kraftplatz, sie wurden daher oft zu Kultplätzen. In der deutschen Sprache gibt es viele entsprechende Begriffe dafür – sie werden Blut-, Druiden- Feen-, Opfer-, Teufels- oder Hexensteine genannt. Diese Schalen kommen gegen Ende der Steinzeit in Gebrauch. Man kennt ihre genaue Bedeutung nicht. Im Deutungsangebot ist: Opfergefäß, Fruchtbarkeitssymbol, Kalender, astronomische Zeichen, Sternbild oder pragmatisch – Mörser zum Zerstoßen von Mahlgut, Spuren von Feuerbohrstellen oder Wegzeichen.
Im Mühlviertel gibt es viele Schalensteine, die meisten befinden sich in den Wäldern und weisen „Schalen“ mit 40-100cm Durchmesser und bis zu 70cm Tiefe auf. Der bekannteste liegt auf der Berglitzl, dort haben Grabungen erwiesen, dass an dem Ort Feueropferungen im Neolithikum und in der Frühbronzezeit durchgeführt wurden. Der Grabungsort ist eine der bedeutendsten prähistorischen Kultstätten des Donauraumes mit einem fünftausendjährigen Kontinuum als Heiligtum an der ehemaligen Ostflanke der Mündung der Gusen in die Donau. Berglitzl an der Gusen gilt als Kraftort. Der größte Schalenstein des Mühlviertels ist der Einsiedlerstein im Renoldwald. Ein weiteres bekanntes Exemplar ist der Phallusstein, beide in der Nähe von St.Thomas am Blasenstein. Wer Kreuzweh hat, ist gut beraten durch die „Buckelwehluck’n“ in St.Thomas zu schlüpfen, angeblich befreit das Durchschlüpfen nicht nur von Sünden, sondern auch von Rückenschmerzen und Rheuma.
Stein und Wasser – das Pesenbachtal
Das Naturschutzgebiet Pesenbachtal, war das erste seiner Art im Mühlviertel. Es wird zurecht als der Klassiker unter den oberösterreichischen Wandertälern bezeichnet. Moosbewachsene Granitblöcke, Abschnitte mit den Namen „Blaue Gasse“, „Blauer Tümpel“ oder „Steinernes Dach“ sind Naturdenkmäler die den Wanderer zum Verweilen einladen. Etwa 3 Stunden dauert eine Wanderung durch dieses wildromantische Kerbtal im Mühlviertel, am südlichen Rand der Böhmischen Masse. 1963 wurde es als erstes Gebiet des Mühlviertels zum Naturschutzgebiet erklärt; es ist auch das größte dieser Region. Der namengebende Pesenbach entsteht in St. Johann am Wimberg und mündet kurz vor Ottensheim in die Donau.
Das Pesenbachtal als Kraftplatz
Das Pesenbachtal erfüllt alle Kriterien eines Kraftplatzes, nicht nur der Kerzenstein, das ganze Tal wird als „Ort der Kraft“ beschrieben. Naturwissenschaftlich messbar ist das nicht, ein Kraftort beruht auf „spüren“. Solchen Orten schreibt man, je nach esoterischer Ausrichtung, geomantische, magische oder mythische Energien zu. Diese Plätze sollen die Beruhigung und die Erholung fördern. Esoteriker führen das auf besondere Erdstrahlen zurück.