Seoraksan und Sinheungsa bilden eine Einheit, der Berg und der Tempel gehören zusammen. Tempel hat man immer in der Natur errichtet, da wo es Wasser, Stein und Wald gibt. Der Seoraksan bietet das in seiner schönsten Form. Rund um das bis zu 1.708m aufsteigende Seorak-Gebirge, übersetzt „Schneegipfel“, erstreckt sich heute ein 400 Quadratkilometer großer Nationalpark. Er ist, nach dem Jirisan Nationalpark, der zweitgrößte Koreas. 1982 hat ihn die UNESCO zu einem Biosphärenreservat erklärt. Der Seoraksan ist ein Teil des viel größeren Taebaek-Gebirge, dem Hauptgebirgszuges Koreas. Allerdings einer der schönsten Teile.
Der Seoraksan Nationalpark zieht viele Touristen an. Bizarre Felsformationen, steile Schluchten, Wasserfälle, bunter Wälder, alte Tempel und verträumte Einsiedeleien sind einfach schön. Die meisten Besucher „stürmen“ den „Äußeren Seorak“, den der ist von Sokcho aus leicht zu erreichen. Immerhin gibt es eine Gondelbahn, die den Aufstieg erheblich vereinfacht. Im Herbst ist es hier besonders schön, denn dann sind die Hänge von den Ahornbäumen in Rot und Gold gefärbt. Der Shinheung Tempel ist Teil des Nationalparks, wie auch die Festung Gwongeum aus dem 13.Jahrhundert, die auf 901m Höhe, gleich neben der Seilbahnstation liegt. Die Generäle Gwon und Kim sollen die Burg in der Goryeo Zeit gebaut haben, um einen Krieg zu verhindern.
Sinheung-Tempel
Am Fuß des Seoraksan steht der Sinheungsa, „der Tempel bei dem der Geist klar wird“ ist Teil des Seoraksan-Nationalpark. Gegründet wurde er von dem Mönch Jajang-yulsa, irgendwann zwischen 637 und 652. Die Frage ist, hat Meister Jajang den Tempel vor oder nach seiner Reise in das tangzeitliche China gegründet. Ursprünglich hieß der Tempel Hyangseongsa Tempel und soll dort gestanden haben, wo sich heute das Kensington Hotel befindet. Dieser Tempel wurde allerdings im Jahr 698 durch einen Brand zerstört. Drei Jahre später, 701 wurde der Sinheungsa-Tempel dann von einem anderen Mönch, Uisang-daesa neu aufgebaut und zwar an der Stelle der Neunginam-Einsiedelei. Damals bekam er auch seinen heutigen Namen.
Fast tausend Jahre lang ging es dem Tempel blendend, bis er schließlich 1642 erneut durch ein Feuer zerstört wurde. Die Legende erzählt, dass nach diesem Brand nur drei Mönche, Yeongseo, Hyewon und Yeonok in den rauchenden Ruinen blieben. Sie schworen, den Tempel eines Tages wieder aufzubauen. So beteten sie jeden Tag leidenschaftlich um die Hilfe der Götter. Eines Tages erschien ihnen in ihren Träumen eine silberhaarige Gottheit. Diese zeigte auf den Boden, auf dem sich der Tempel befindet, und sagte: „Wenn du hier einen Tempel baust, wird es keine Schäden durch die drei großen Katastrophen geben: Feuer, Überschwemmungen oder Stürme.“ Danach verschwand diese Gottheit. Mit dieser Prophezeiung im Kopf bauten die drei Mönche den Sinheungsa-Tempel wieder auf.
Der Tongil Daebul, der Wiedervereinigungsbuddha
Das erste Bauwerk, das den Besucher begrüßt, ist das kopflastige Iljumun-Tor, oder „Ein-Säulen-Tor“. Durchreitet man das Tor, sieht man zuerst den Seoraksan und dann den „Tongil Daebul“, den großen Buddha. Der Seokgamoni-bul ist eine 14,6 Meter hohe teils vergoldete Bronzestatue, 108 Tonnen schwer. Sie steht auf einem 4,3 Meter hohen Lotussockel. Das war teuer, die Kosten beliefen sich auf 3,8 Milliarden Won, die durch die Spenden von über 300.000 anonymen Spendern über ein Jahrzehnt hinweg aufgebracht wurden. Im Inneren sollen Reste von Shakyamunis Kleidung eingeschreint sein. Das war eine Spende der Regierung von Myanmar. Die Statue des Seokgamoni-bul im Sinheungsa-Tempel wurde mit dem Wunsch errichtet, dass die koreanische Halbinsel eines Tages wiedervereinigt werden würde.
Die Architektur und die Anlage des Tempels
Nach dem Wiedervereinigungsbuddha erreicht man einen Weg und geht diesen etwa 300m bergauf zur Hyeonsu-gyo-Brücke. Die überquert man und erreicht dann das kastenförmige Cheonwangmun-Tor mit seinen vier Himmelskönigen und damit das Haupttempelgelände des Sinheungsa-Tempels. Passiert man das Tor erreicht man den Boje-ru-Pavillon, der als Sichtschutz fungiert. Erst dann betritt man den Haupthof des Tempels. Geradeaus befindet sich die Geukrakbo-jeon-Halle, die als Haupthalle des Tempels dient. Die Treppe, die zur Geukrakbo-jeon-Halle hinaufführt, ist mit einigen alten Gwimyeon-Reliefs geschmückt. Im Inneren sitzt eine Triade aus 1651, in deren Mittelpunkt Amita-bul (der Buddha des westlichen Paradieses) auf dem Hauptaltar steht. Zu beiden Seiten sieht man Gwanseeum-bosal und Daesaeji-bosal (der Bodhisattva der Weisheit und der Macht). Der Schöpfer der Triade war der Mönch Muyeom. In der Myeongbu-jeon Halle hat er eine weitere Triade geschaffen. Jijang-bosal unter einem roten Baldachin.
Der Seoraksan im Taebaek Gebirge
Der Seoraksan-Nationalpark befindet sich in der nordöstlichsten Ecke Südkoreas bei Sokcho. Der fast 400 Quadratkilomedter große Nationalpark wurde 1970 zum ersten Nationalpark Südkoreas erklärt. Es ist ein beliebter Park sowohl für Einheimische als auch für ausländische Touristen. Die Koreaner entfliehen gerne ihrem Alltagsstress und der Enge der Großstadt und der Seoraksan ist nicht weit von Seoul. Das gelingt in dieser Gebirgsregion, die aus Granit und Gneis besteht, sehr gut. Am bekanntesten ist der „Dinosaurier Kamm“, das ist einer der markantesten und malerischsten Berge innerhalb des Seoraksan. Er weist eine gezackte Kammlinie auf, die aussieht wie der Rücken eines Stegosaurus-artigen Dinosauriers. An den Abhängen wachsen Zirben- und Wacholderwäldern sowie Ahorn und Eiche.
Der Seoraksan ist aber nur ein Teil des Taebaek Gebirges. Dieses ist der Hauptgebirgszug Koreas Er erstreckt sich über etwa 500 km in Nord-Süd-Richtung parallel zur östlichen Küste. Von Westen her steigt es von einer bis 100 Kilometer breiten Küstenebene allmählich an, im Osten fällt er steil zur Küste des Japanischen Meeres ab. Die durchschnittliche Höhe beträgt dabei um die 1000 m. Die höchsten Berge sind der Seoraksan (1708 m), der Kŭmgangsan (1638 m) und der Odaesan (1563 m). Sowohl der Nakdonggang als auch der Hangang entspringen den Ausläufern des Gebirges.