Salvador Dali ist ein Kind der Region Empordà in Katalonien, das ist das Hinterland der Costa Brava. Hier wurde der Meister des Surrealismus und der Exzentrik 1904 im katalonischen Figueres geboren. Er zählt zu den vielseitigsten und produktivsten Künstlern des 20.Jahrhunderts und war der wohl bekannteste Vertreter des Surrealismus. Obwohl Dalí hauptsächlich wegen seiner Bilder bekannt wurde, wandte er sich im Laufe seiner langen Karriere erfolgreich der Bildhauerei, der Druckgrafik, dem Schmuckdesign, der Werbung und dem Filmschaffen zu. Er ist daher ein „Allrounder“ aber immer mit einem eigenen, unverkennbaren Stil und die die Landschaft zwischen Figueres, Cadaqués und Púbol war die Quelle seines Schaffens.
Wer war Salvador Dali?
Salvador Felipe Jacinto Dali i Domènech, ab 1982 Marqués de Púbol wurde am 11.Mai 1904 in Figueres geboren. Er war der Sohn von Salvador und Felipa Doménech Dalí. Sein Vater war Notar. Materiell ging es der Familie gut und Dali bekam daher die Freiheit Kunst zu studieren. Er war begabt aber Dali soll auch ein hyperaktives hochintelligentes Kind mit viel Wut im Bauch gewesen sein, daher eckte er bereits in frühester Jugend überall an. Denn seine Wutausbrüche machten ihn einsam. Man kann die Jugend des Künstlers daher subsumieren unter: „er hatte keine einfache Kindheit“ und „er war kein einfaches Kind“.
Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, dass das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes
Salvador Dali
Eigentlich gibt es zwei Dalis: Wenn er privat war schätzte Dali zum Beispiel die lokale Küche und einfache Gerichte. Schweinswurst, Brotsuppe mit Ei, Paella, gegrillte Artischocken zum Beispiel. Sobald er jedoch in der Öffentlichkeit stand, verwandelte er sich und trat wie ein Schauspieler auf die Bühne des Lebens. Dali wurde dann zu einem exzentrischen Clown, der in das Licht des Scheinwerfers tritt und seine Nummern abzieht. Das Publikum lachte über ihn, und er lachte über das Publikum. Und – wenn ihm langweilig war, das passierte nicht selten, dann vertrieb er sich die Zeit mit Provokation. Einmal soll er in einem konservativen Lokal in Cadaqués im Kreise nackter Schaufensterpuppen seine Mahlzeit verputzt haben. Die Katalanen haben dafür ein Wort: „entramuntanat“.
Der Surrealismus und Dali
Der Surrealismus gehört zu den entscheidenden künstlerischen und literarischen Bewegungen der Moderne. Er bildete sich zwischen 1919 und 1924 in Paris heraus und entfaltete von dort ausgehend seine globale Wirkung. Beeinflusst von Sigmund Freud und angeführt von André Breton, wollten die Surrealisten mit einer neuen Art von Kunst das Leben und die Gesellschaft verändern. Das taten sie indem sie den Traum und das Unbewusste in ihr Schaffen einbezogen und daraus eine faszinierende neue Kreativität schöpften. Denn das Wort „Surrealismus“ bedeutet wörtlich „über dem Realismus“ stehend. Die surrealistische Bewegung suchte daher die Wirklichkeit des Menschen im Unbewussten und benutzte Rausch- und Traumerlebnisse als Quelle der künstlerischen Eingebung. Dali war ein Meister darin, die Welt hinter der Welt zu sehen und abzubilden.
Gala – die Frau seines Lebens
Im Sommer 1929 kommt es zu dieser schicksalhaften Begegnung: Denn der französische Dichter Paul Éluard bringt seine Frau Helena Dimitrievna Diakonova, genannt Gala, mit nach Cadaqués. Bei Dali ist es Liebe auf den ersten Blick und auch die zehn Jahre ältere Gala ist von dem exzentrischen Maler begeistert. Als Éluard nach einigen Wochen Cadaqués verlässt, bleibt Gala da. Zunächst als die Geliebte Dalís, später als seine Frau. Sie wird zu seinem meistgemalten Modell und zu seiner lebenslangen Muse und sie gibt Dali den nötigen Halt. Es war eine große Liebe, zweifellos. Aber auch eine, die Abstand brauchte. Um 1970, Gala war mittlerweile eine alte Dame, wurde ihr der Rummel in Portlligat zu viel. Dali schenkte ihr daher die Burg von Púbol. Er ließ diese nach ihrem Geschmack einrichten und legte einen surrealistischen Garten im Innenhof an. Auf der Burg verbrachte Gala ihre letzten zehn Lebensjahre.
Cadaqués und das surrealistische Dreieck
Figueres, Cadaqués und Púbol bilden das surrealistische Dreieck Kataloniens. Das Schloss von Púbol befindet sich in der Nähe von Girona. Dali kaufte das mittelalterliche Gebäude 1968 und gestaltete es komplett um – allerdings nicht für sich selbst, sondern für seine Frau Gala. Diese nutzte das Schloss als Rückzugsort und selbst Dali musste sich eine schriftliche Genehmigung einholen, bevor er sie besuchen durfte. Erst nach ihrem Tod zog er dort ein und wäre beinahe 1984 bei einem Brand ums Leben gekommen. Seit 1996 ist es der Öffentlichkeit zugänglich. Das ehemalige Wohnhaus und heutige Museum in Port Lligat an der Costa Brava besteht aus mehreren Fischerhütten, die Salvador Dali und seine Frau Gala labyrinthartig dort aufstellen ließen. Nach Dalis Tod wurde das Wohnhaus in ein Museum umgewandelt. Die Besucher erhalten daher heute einen Einblick in die privaten Bereiche und die Arbeitsräume des Künstlers wie die Werkstatt, die Bibliothek, die Zimmer und den Gartenbereich.
Cadaqués
In Cadaqués steht das Sommerhaus der Dalis, wie viele wohlhabende Familien, die im Landesinneren leben, besitzt die Famile ein Haus am Meer. Jedes Jahr verbringt die gesamte Familie ihre Sommerferien in Cadaqués, einem kleinen Fischerhafen an der nördlichen Costa Brava. Hier bekommt der junge Dali angeblich seine ersten Malutensilien von einem befreundeten Maler geschenkt und der Papa mietet seinem damals zehnjährigen Sohn eine kleine Fischerhütte als Atelier an. Dali kommt später immer in den Fischerort zurück – auch als er in Madrid studiert und erste Ausstellungen in Barcelona hat, verbringt er den Sommer in Cadaqués. Im Sommerhaus seiner Eltern trifft er sich in den 1920er Jahren mit der Künstleravantgarde aus dem In- und Ausland. Federico García Lorca, André Breton und Luis Bunuel gehen in seinem Sommerhaus ein und aus.
Übrigens liebe ich ausschließlich Cadaqués, mein eigenes Zentrum, das die ganze Welt am Rand des Meeres ist
Dali über Cadaqués
Cadaqués ist heute eine nette kleine Stadt in der Provinz Girona, die weißen Häuser liegt an einer Bucht in der Mitte der Halbinsel Cap de Creus. Von Barcelona ist der ehemalige Fischerort nur zweieinhalb Autostunden entfernt und bis Figueres sind es 30 Kilometer. Das Cap de Creus ist eine Halbinsel im äußersten Nordosten Kataloniens und es ist der östlichste Punkt der iberischen Halbinsel. Die französische Grenze ist nicht weit, es sind nur 25 Kilometer bis Frankreich. Die Landschaft ist vom Wind gebürstet, sie ist felsig und trocken. Die Berge dahinter sind die östlichen Ausläufer der Pyrenäen, die hier die natürliche Grenze zwischen Frankreich und Spanien bilden. Die großen „Jugendstilhäuser“ am Strand wurden von Katalanen gebaut, die nach Kuba auswanderten und dort reich wurden. Man sollte die Bucht ausgehen und durch die engen Gassen der Altstadt schlendern und sich in eines der vielen Cafés setzen.
Dali war der Empordà immer verbunden
Dali war ein internationaler Künstler, trotzdem blieb er seiner Heimat, der Region Empordà immer verbunden. Diese Landschaft ist eingekeilt zwischen den Bergketten der Pyrenäen und einem Meer das in allen Blautönen schimmert. Sie ist eine Landschaft voll sichtbarer Begrenzungen, aus der Dali als junger Mann erst einmal fliehen musste, um sich selbst zu finden. Gleichzeitig ist die Empordà der Stoff, aus dem Surrealistenträume sind: Dali und Ampurien gehören ebenso zusammen wie Cézanne und die Provence oder wie Gauguin und die Südsee. In Cadaqués an der Küste besaß Dali ein Haus, in seine Geburtsstadt Figueres kam er zum Essen, zum Feiern und Geschäftemachen.
Auf Deutsch heißt dieses Land „Ampurien“, abgeleitet von der altgriechischen Siedlung „Empúries“, nahe der heutigen Stadt Roses. Eine Legende erzählt, in Form einer Sardana, dass die Empordà das Ergebnis der Liebe zwischen einer Sirene des Mittelmeeres und eines Hirten aus den Pyrenäen ist. Es ist eine alte Landschaft, man findet in Ampurien, das sich bis ins französische Roussillon zieht, 112 Dolmen, 19 Menhire, 7 Steinkisten mit Grabhügeln, 378 Felsen mit Gravuren und zwei neolithische Dörfer, die das belegen. Der Parc Megalitic de Roses ist ein guter Platz um auf den Spuren der ersten Siedler zu wandeln.
Salvador Dali das Multitalent
Das Werk von Salvador Dali ist beeinflusst von den Meistern der Renaissance, besonders von Raphael. Seine ersten Gehversuche als Maler machte er unter der Anleitung des Impressionisten Ramon Pichot. Das spätere Studium in Madrid hat er nie beendet. 1928 begegnet er Pablo Picasso in Paris und ein Jahr später trifft er André Breton. Dadurch taucht er in den Surrealismus ein. Die Surrealisten folgen Sigmund Freuds Theorien über die Bewusstlosigkeit und den Traumzustand und Dali integriert das in sein Schaffen. Sein vielleicht wichtigstes Werk: „Die Beständigkeit der Erinnerung“ entsteht. In den 40er-Jahren emigriert er mit Gala in die USA und schreibt seine Autobiographie: „Das geheime Leben des Salvador Dali“. In den 50er-Jahren weicht er vom surrealistischen Stil ab und malt 19 Bilder im klassischen Stil. Dalís Werk umfasst aber nicht nur Gemälde, denn er arbeitet mit verschiedenen Künstlern an Skulpturen, Fotografien und Filmen. Für Walt Disney gestaltet er den Film „Destino“.
Figueres wäre ohne Dali ohne Bedeutung
In Figueres wurde Dali 1904 geboren, hier besuchte er seine erste Zeichenklasse und hier schrieb er als 24-Jähriger im Kaffeehaus das Buch zu „Un chien andalou“, das er später mit Luis Bunuel verfilmte. In den 70er Jahren baute Dali auf den Ruinen des Stadttheaters sein Museum. Seine Taufkirche, die Kirche Sant Pere liegt um die Ecke. Das Museum ist so surreal wie der Mann der es geplant hat. Wie ein Traumbild thront das Gebäude mit dem Fassadenschmuck aus vergoldeten Eiern, Brotlaiben und pseudo-antiken Götterstatuen mitten in der Altstadt. Im Inneren hängen zwar nicht die bekannten Werke Dalis, denn die berühmtesten Bilder befinden sich in Madrid, Köln oder New York. Dennoch ist ein Drittel des Gesamtwerkes in Figueres ausgestellt – das Museum lohnt also. Denn das „Teatre-Museu Dali“ ist als Gesamtkunstwerk, als Theater der Erinnerungen faszinierend.
Hier, in der Fundació Gala – Salvador Dalí, finden sich die Frühwerke des Künstlers, in denen sich der junge Dali mit verschiedenen Kunstströmungen auseinander setzte; späte Bildern, nach dem Tod seiner Frau entstanden, voller Angst und Schmerz. Monster-Skulpturen, die aus ausgedienten Rathausschubladen, Meerestieren von der Küste, Wasserspeiern der Kirche Sant Pere, Steinen und abgesägten Ästen bestehen. Hier verbrachte das ewige Kind die letzten Jahre seines Lebens. Wobei – eigentlich wohnte er im angrenzenden Torre Galatea, einem mittelalterlichen Stadtturm. Als er dann eines Tages nicht mehr aufstand, behielt man ihn gleich hier: Dali liegt in seinem eigenen Museum begraben. Auf der früheren Theaterbühne – wo sonst? – ist eine Grabplatte ohne Namenszug in den Boden eingelassen.
Palamós ist ein guter Platz um die Costa Brava kennen zu lernen
Die 15.000 Einwohner Stadt liegt an der Costa Brava und zwar in der Region Baix Empordà am Fuß des Massis de les Gavarres, das Teil des katalanischen Küstengebirges ist. Die Römer hatten hier bereits eine Siedlung, die Fundamente liegen unter dem Castell de Sant Esteve, das Pere es Gran, also Peter III. 1277 kaufte. Er ließ hier einen Hafen bauen. Unter Ferdinand dem Katholischen wurde Palamós eine Grafschaft. Im 16.Jahrhundert plünderte der türkische Pirat Khair ad-Din Barbarossa die Stadt und die Zitadelle Sa Punta wurde errichtet. Geblieben ist davon nicht viel, denn im Neunjährigen Krieg mit Frankreich wurde Palamòs im 17.Jahrhundert platt gemacht. Ein ähnliches Spiel wiederholte sich im Spanischen Bürgerkrieg. Heute ist Palamòs ein Badeort, der von Katalanen gerne aufgesucht wird. Die Hafenpromenade, die Altstadt und die Strände der Umgebung sind einen Aufenthalt wert.
Die Landschaft der Costa Brava hat Salvador Dali stark beeinflusst
Die Felsen der Costa Brava tauchen in vielen Bildern von Salvador Dali auf. Die rauen Steine, der Himmel und das Meer sind die Kulisse und manchmal sogar die heimlichen Hauptdarsteller auf Dalis Bildern. Denn sie rahmen die zerfließenden Uhren ein, sie umschlingen die „Leda atómica“, sie lassen das „Gespenst des Sex-Appeals“ plastisch hervortreten. „Alle Felsen des Cap de Creus befinden sich in unaufhörlicher Metamorphose„, hat Dali einmal geschrieben. Er war der Meinung, dass es unnötig sein würde, die Welt tatsächlich zu verändern, wenn er seine eigene Vision dazu nutzen könnte, die Realität nach seinem Geschmack zu gestalten. Die Landschaft des Cap Creus und das Licht der Empordà tauchen in vielen seiner Werke in transformierter Form auf.
Die Costa Brava ist besser als ihr Ruf
Die „Wilde Küste“ ist etwa 220 Kilometer lang, sie reicht von den Ausläufern der Pyrenäen an der französisch-spanischen Grenze bis Blanes. Südlich geht sie dann in die Costa del Maresme über, die sich weitere 60 Kilometer bis Barcelona zieht. „Wild“ ist die Costa Brava insbesondere an der Halbinsel Cap de Creus und rund um das Cap Begur bei Palafrugell oder auch zwischen Sant Feliu de Guixols und Tossa de Mar. Die großen Betonburgen findet man rund um Lloret de Mar und Blanes. Hier hat man in den 1960er Jahren leider pauschalen Badetourismus mit Nachtleben auf niedrigem Preisniveau gefördert, das hat dem Ruf der Costa Brava geschadet. Mittlerweile setzt man aber auf sanfteren Tourismus und rund um das Cap Creus und Palamòs ist die Küste so wie Salvador Dali sie einst erlebt hat.
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