Patagonien, das ist Argentinien und Chile, das ist der südliche Zipfel des Amerikanischen Kontinents, eine faszinierende, weite Landschaft mit großen Gegensätzen. Es bezeichnet den Teil Südamerikas, der sich südlich der Flüsse Río Colorado in Argentinien und Río Bío Bío in Chile sowie nördlich der Magellanstraße befindet. Eine genaue, festgelegte Abgrenzung gibt es nicht. Man kann Patagonien noch in einen östlichen und in einen westlichen Teil gliedern, dann bilden die Anden die Trennlinie zwischen den beiden Landschaften. Südlich der Magellanstraße liegt jedenfalls die Insel Feuerland.
Landschaftlich unterscheiden sich Chile und Argentinien, während Argentinien im Regenschatten der Anden liegt und daher die „Pampa“, eine steppenartige Hochebene vorherrscht ist der chilenische Teil bewaldet, dort wächst der „Valdivianische Regenwald“ mit seinen riesigen Edelholzbäumen. Ab dem 50.Breitengrad wird es auch in Chile trocken, im Westen der chilenischen Südspitze Patagoniens liegt das chilenische Inlandeis, die größte zusammenhängende Eismasse außerhalb der beiden Pole und Grönlands.
In Patagonien gibt es zwei international bekannte Nationalparks, den bei Kletterern bekannten chilenischen Nationalpark Torres del Paine und den Nationalpark Los Glaciares mit dem Perito-Moreno-Gletschers auf argentinischer Seite.
Magellan und die Magellanstraße
Die Magellanstraße, benannt nach dem Portugiesen Magellan, ist eine Meerenge mit vielen Inseln zwischen Festland und Feuerland. Sie verbindet den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean und gehört Chile. Wind und starker Wellengang ist hier üblich, man sollte seefest sein, wenn man hier eine Bootstour unternimmt.
Ferdinand Magellan, im Norden Portugals, in Vila Nova de Gaia geboren, hatten von der spanischen Krone den Auftrag bekommen eine Westroute zu den Gewürzinseln, gemeint sind die Molukken in Indonesien, zu finden. Im Zuge dieser Expedition brach er am 20. September 1519 mit fünf Schiffe von Sanlúcar de Barrameda in der Provinz Cadiz (Spanien) auf, etwa 1 Jahr später entdeckte er die Magellanstraße, wurde damit zum ersten Weltumsegler und erbrachte den praktischen Beweis für die Kugelgestalt der Erde. Europa hat er nie wiedergesehen, er wurde auf den Philippinen getötet, nur ein einziges Schiff kehrte via Kap der Guten Hoffnung nach Hause zurück. Aufgeschrieben hat die Geschichte der ersten Weltumsegelung ein Italiener, Antonio Pigafetta. Reisen war im 16.Jahrhundert noch ein richtiges Abenteuer. Heute werden Kreuzfahrten in der Magellanstraße angeboten, das ehemalige Abenteuer ist heute eine komfortable Seereise und kostet um die 10.000€
Die Weltumsegelung sorgte für Aufregung
Anfang des 16. Jahrhunderts war Portugal die größte Kolonialmacht. Vasco da Gama hatte mit seiner Expedition den Seeweg an die indischen Küsten ersegelt und das Handelsmonopol der Araber gebrochen, Kolumbus die Neue Welt entdeckt. Spanien und Portugal waren erbitterte Konkurrenten auf See. Schon Ende des 15.Jahrhunderts musste der Papst schlichten. Der Vertrag von Tordesillas legte fest, dass alle neu entdeckten Gebiete westlich der Demarkationslinie von 46 Grad westlicher Länge Spanien gehören sollten, das Land östlich davon war Portugals Einflusssphäre, die Einheimischen, die in diesen Ländern leben, wurden nicht gefragt. Magellan stand zu Beginn seiner Karriere unter portugiesischem Kommando. Er überwirft sich allerdings mit der portugiesischen Krone und geht nach Spanien. Karl von Habsburg, der damals am spanischen Thron saß, erkannte schnell, dass Magellan ein Glücksfall für die spanische Seefahrt war, als er ihm seine Idee einer Weltumseglung präsentiert, stimmt er zu. Am 22. März 1518 schließt er mit Magellan den Vertrag von Valladolid. Der Weltumsegler in spe bekommt fünf Schiffe, ausgerüstet mit Proviant für zwei Jahre. Statt einem Fixum wird Magellan am Ertrag aus der Schiffsladung und den künftigen Besitzungen beteiligt. Auch das deutsche Bankhaus der Fugger steigt finanziell in das Unternehmen ein. Allerdings Portugal ist empört und auch in Spanien gibt es starke Vorbehalte gegen das kühne Vorhaben des Ausländers Fernando Magellan.
Die Menschen mit den großen Füßen – die Patagones
Der Namen „Patagonien“ geht ebenfalls auf Magellan zurück. Er hat scheinbar sehr gerne Rittergeschichten gelesen, in den Novelas de Caballería gibt es einen Riesen namens „Pathagon“ und irgendwie dürften die Tehuelche-Indianer, die damals auf Feuerland zu Hause waren, ihm ähnlich vorgekommen sein. Tatsächlich könnte es aber an den „Patschen“, der übergroßen Fußbekleidung aus Rohhaut, die mit Stroh ausgestopft war, welche die Indianer trugen, gelegen haben. Wirklich „riesig waren die Tehuelche in heutiger Relation nicht, manche von ihnen hatten ein Körpermaß von 1.80m aber damals war das „riesig“, die meisten Spanier dieser Zeit waren nicht größer als 1,60m. Das Volk der Tehuelche ist heute so gut wie ausgestorben.
Ein großes leeres Land
Patagonien ist dünn besiedelt, 2 Einwohner pro Quadratkilometer, in manchen Regionen sogar nur einer. Trotzdem ist dieses leere windige Land wunderschön. Tourismus ist dementsprechend ein Thema. Im chilenischen Teil ist er zur Haupteinnahmequelle geworden. Besonders der Nationalpark Torres del Paine ist beliebt, die Saison ist im südamerikanischen Sommer also von November bis Februar. Auch der Nationalpark Los Glaciares in Argentinien mit dem Perito-Moreno-Gletscher und den unter Kletterern und Bergsteigern besonders bekannten Cerro Torre und Mount Fitz Roy sind populäre Touristenziele. Schifahren in den Anden ist ebenfalls beliebt, in San Carlos de Bariloche existiert eines der wichtigsten Wintersportzentren Südamerikas, das auch im Sommer vor allem Extremsportler und Wanderer anlockt. Weitere touristische Zentren der patagonischen Anden sind San Martín de los Andes, Esquel und El Bolsón. Auf chilenischer Seite ist die touristische Erschließung der Anden aufgrund der Topografie - die teilweise nur per Schiff auf dem Wasser zugänglichen Fjordlandschaft, weniger ausgeprägt. Touristisch erschlossen sind neben dem Nationalpark Torres del Paine und der Hafenstadt Puerto Natales im Süden noch die Insel Chiloé und die Hafenstadt Puerto Montt sowie der Nationalpark Laguna San Rafael.
Pinguine und Wale
Tierbeobachtungen sind möglich, die Halbinsel Valdez ist bekannt dafür. Pinguine trifft man immer, Robben und Seelöwen auch aber wenn man Wale sehen will, dann muss man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Ein weiterer guter Platz für Pinguin&Co ist der Beagle Kanal, man kann die Kolonien per Boot erreichen aber die See ist meist rau, man sollte seefest sein.
Die patagonische Zypresse
In Chile hat man früher aus dem Holz der patagonischen Zypresse die Dachschindeln hergestellt, der besser als „Alerce“ bekannte Baumriese ist heute streng geschützt. Sie ist in Südamerika heimisch und als eine von nur sieben Baumarten im Anhang I des Washingtoner Artenschutzübereinkommens gelistet. Zuhause in den Anden wächst die Patagonische Zypresse als mächtiger Baum, sie kann Wuchshöhen von 45 bis 50 m mit einem Stammesdurchmesser von 3 bis 5 m erreichen und sie kann sehr sehr alt werden, die älteste Patagonische Zypresse wird, anhand der Jahresringe, auf ein Lebensalter von 3600 Jahren geschätzt. Die größte offiziell registrierte und auch zugängliche Alerce Argentiniens steht im Nationalpark Los Alerces am nördlichen Ausläufer des Lake Menendez, in der Nähe von Puerto Sagrario. Dieser Baum ist 57 m hoch und weist einen Stammdurchmesser vom 2,2 m auf, das Alter wird mit 2600 Jahre angegeben.