Griechische Siedler haben die Küsten Kampaniens kolonialisiert, die eindrucksvollsten Spuren haben sie im Raum Paestum und Salerno hinterlassen. Ersteres gilt als die beste griechische Tempelstätte im Süden Italiens, wenn man Sizilien außen vor lässt. Die Tempel von Paestum sind großartig. Dabei ist Paestum, vor allem in seiner Grabkultur, nicht rein griechisch, es ist vielmehr eine Fusion griechischer und lukanischer Zivilisation. Das macht die archäologische Stätte ausgesprochen spannend, denn man trifft vor Ort auf einen Schmelztiegel verschiedener Kulturen. Paestum, das damals Poseidonia hieß, war ein Handelspartner Salernos, und seinerseits vom griechischen Syrakus abhängig. In Salerno selbst haben sich weder urbane Reste noch eindrucksvolle Tempel der Antike erhalten, die Sehenswürdigkeiten sind hier normannisch. Trotzdem dürfte das oskische Irna in Salernos heutigen Stadtteil Fratte und die Präsenz der Griechen aus Syrakus kulturell einiges bewirkt haben.
Italien war einmal Stammesland
Wer an Italien denkt, der hat automatisch die römische Kultur vor seinem geistigen Auge. Goethe ging es jedenfalls so, als er auf seiner Italienreise Paestum besuchte. Er war daher etwas enttäuscht über die dicken gedrungenen Tempel Paestums, das schreibt er auch so in sein Reisetagebuch. Wie entsetzt wäre Goethe erst gewesen, wenn er damals die oskisch-lukanische Kultur kennen gelernt hätte? Wenn er mit den Schnittpunkt zum Übergang in die urbane Phase der Menschen Süditaliens konfrontiert worden wäre?
Nun sind unsere Augen und durch sie unser ganzes inneres Wesen an schlankere Baukunst hinangetrieben und entschieden bestimmt, so dass uns diese stumpfen, kegelförmigen, enggedrängten Säulenmassen lästig, ja furchtbar erscheinen.
Goethe „Italienische Reise“ 1787
Italien war, bevor Griechen und Römer das Land kolonialisierten, Stammesland. Die heutige Basilikata war im 5.Jahrhunder v.Chr. das Stammesland der Lukaner, einem Volk mit oskischer Sprache. Die Osker wiederum sind ein altitalienisches indogermanisches Volk, das in Kampanien und Latium zu Hause war. Die Anfänge von ihnen fallen in die römische Königszeit also etwa in die erste Hälfte des 1.Jahrhtausends v.Chr. Ähnlich den Samniten wurden sie von der römischen Republik unterworfen und in den römischen Staat integriert. Diese Stämme praktizierten zwar Ahnenverehrung und hatten einen entwickelten Grabkult aber Tempel, wie die Griechen und Römer, haben sie keine gebaut.
Der Taucher ist wohl mehr Lukaner als Grieche
Das Grab des Tauchers datiert man auf das 5.Jahrhundert v.Chr. Entdeckt wurde der Sarkophag mit seinen einzigartigen Malereien von Mario Napoli südlich der Stadtmauer von Paestum 1968. Seit fünfzig Jahren diskutiert man die Bedeutung der Fresken und darüber, ob sie griechisch oder lukanisch sind. 1970, kurz nach der Entdeckung, erscheint in der Zeit ein Artikel über den Taucher. Hier wird die Meinung vertreten, dass Griechen diese Fresken gemalt hätten und der Taucher eben ein Sportler sei. 2011 stellt Walter Paul Schussmann eine neue Theorie auf. Er beruft sich auf Platon und Pindar und interpretiert die Fresken als eine Szene des Übergangs. Aus seiner Sicht ist der Taucher eine Seele die vom Diesseits ins Jenseits springt. Die Fresken der vier Seitenteile mögen griechisch sein, die Deckplatte mit dem Taucher ist es nicht. Diese Darstellung ist ein Produkt des kulturellen Cocktails, der für Paestum typisch ist.
Die Griechen kolonialisieren Paestum
Die zweite Phase der griechischen Expansion war, im Unterschied zur frühen griechischen Besiedlung Kleinasiens, die Folge der Flucht vor den Doriern war, eine bewusste Kolonisation mittels Gründung von Tochterstädten. Zwischen 750 bis 550 v. Chr. gründeten die Griechen die meisten Kolonien, und zwar in einem Gebiet, das vom Schwarzen Meer bis zur nordspanischen Mittelmeerküste und nach Nordafrika reichte. Paestum wurde als „Poseidonia“ um 600 v. Chr. von griechischen Kolonialisten gegründet. Diese kamen entweder aus Sybaris oder aus der Heimat des Theseus, aus Troizen. Das macht Poseidonia zu einer „apoikia“, einer Kolonie von einer Kolonie. Die Stadt entwickelte sich gut, im 5. und 6. Jahrhundert v. Chr. baute man die großen Tempel, deren Ruinen bis heute erhalten sind. Um 400 v. Chr. kommt es zu einer Verschmelzung der lukanischen und griechischen Kultur und die Lukaner benennen Poseidonia in Paistos um.
Das Odeon – der singende Ort
In Paestum ist das Odeon sehr gut erhalten, in der Antike war es ein Gebäude, welches man für Aufführungen und Wettkämpfe in Gesang und Instrumentalmusik sowie für Rezitationen und Ratsversammlungen nutzte. Ursprünglich war das Odeon überdacht, im Gegensatz zum Theater. In Paestum scheint es so, dass das lokale Odeon vorwiegend für Ratsversammlungen in Verwendung war. Paestum und Salerno sind kulturell sehr eigenständig, das betrifft auch die Funktion des „singenden Ortes“.
Als Goethe nach Paestum kam war noch nicht alles renoviert
Als Goethe nach Paestum kommt steht er vor verwachsenen Ruinen. Nachdem er sich von seinem ersten Schock erholt hat, entwickelt er eine gewisse Faszination für die griechischen Tempel der Anlage. Die Römer haben in Paestum die Bäume gefällt, das verursachte, dass um 500 n. Chr. das Gelände versumpfte. Daher breitete sich die Malaria aus und die Bewohner verließen den Ort. Die Tempelanlage verschwand in einer Art Urwald und der Ort geriet in Vergessenheit. Etwa gleichzeitig mit Pompeji und Herculaneum entdeckte man 1752 auch Paestum neu, Goethe besuchte es 35 Jahre nach der Wiederentdeckung.
Doch nahm ich mich bald zusammen, erinnerte mich der Kunstgeschichte, gedachte der Zeit, deren Geist solche Bauart gemäß fand, vergegenwärtigte mir den strengen Stil der Plastik, und in weniger als einer Stunde fühlte ich mich befreundet, ja ich pries den Genius, dass er mich diese so wohl erhaltenen Reste mit Augen sehen ließ, da sich von ihnen durch Abbildung kein Begriff geben lässt. Denn im architektonischen Aufriss erscheinen sie eleganter, in perspektivischer Darstellung plumper, als sie sind, nur wenn man sich um sie her, durch sie durch bewegt, teilt man ihnen das eigentliche Leben mit; man fühlt es wieder aus ihnen heraus, welches der Baumeister beabsichtigte, ja hineinschuf.
Goethe „Italienische Reise“ 1787
Die Harmonie der griechischen Tempel
Das Maß des griechischen Tempel war der Fuß und der schwankt bei den Griechen zwischen 29 und 34 Zentimetern. Wer die Harmonie eines griechischen Tempels also nicht nur fühlen sondern mathematisch verstehen will, muss das bedenken. Dazu kommt, dass „100 Fuß“ analog zum Opfer der 100 Tiere eine symbolische Zahl war, das ergab manchmal recht abenteuerliche Proportionen. Um die Harmonie griechischer Tempel zu verstehen, sollte man den „Goldenen Schnitt“ kennen. Die Griechen fanden ihn um 450 v.Chr. in der Geometrie des Fünfecks. Eine genaue Beschreibung ist von Euklid um 300 v.Chr. überliefert. Das Thema ist noch immer brandaktuell, denn der Goldene Schnitt hat viel mit Schönheit zu tun. Diese Tatsache untermalt der Artikel „Robert Pattinson hat das mathematisch schönste Gesicht„, denn der Goldene Schnitt gilt nicht nur für Tempel.
Die Naturgesetze sind nur die mathematischen Gedanken Gottes.
Euklid 3.Jahrhundert v.Chr.
Die Proportionen des Grundrisses waren nicht zufällig, für das Verhältnis von Frontsäulen zu Flankensäulen gab es eine verbindliche Formel: „Frontsäulen : Flankensäulen = n : (2n+1)“. Viele Tempel der klassischen Zeit haben zum Beispiel ein Verhältnis von 6×13 Säulen. Später, zwischen 3.und 2.Jahrhundert v.Chr. bekommt der Abstand zwischen den Säulen, das Interkolumnium, eine besondere Bedeutung. Nach Vitruv gab es fünf verschiedene Tempeltypen: den gedrängten Pyknostylos, den engen Systylos, den wohlsäuligen Eustylos, den weitsäuligen Diastylos und den lichten Aräostylos. Außerdem war den Griechen klar, dass das menschliche Auge verzerrt. Um gegenzusteuern wurde eine Krümmung des ganzen Tempels vorgenommen. Die Säulen waren nicht gerade, sie waren gewölbt, das nennt man Entasis. Zusätzlich hat man sie nach Innen, zur Gebäudemitte leicht geneigt, das bezeichnet man als Inklination.
Wie funktionierte der griechische Tempel?
Ganz simpel ausgedrückt ist ein Tempel ein „Haus Gottes“, ein Ort an dem sich das Göttliche in einem heiligen Standbild manifestieren kann. Das ist eine Universalie, heißt, dass man das weltweit so antrifft. Gleichzeitig bildeten die griechischen Tempel den kultischen Mittelpunkt der Stadtstaaten. Der eigentliche Götterkult war öffentlich, denn das Ritual wurde an Altären zelebriert, die im Freien standen. Das Standbild als Sitz des Göttlichen dagegen, war durch ein „Haus“ geschützt. Dieser Bereich war nicht öffentlich, sondern nur der Priesterschaft vorbehalten. Dieses „Haus“ ist der Tempel und die frühsten Exemplare, aus der Zeit um 800 v.Chr. waren aus Holz und luftgetrockneten Lehmziegeln konstruiert. Damit die empfindlichen Wände nicht der Witterung unmittelbar ausgesetzt waren, schützte man sie durch weit vorkragende abgestützte Dächer.
Da sich Tempel durchaus zu Pilgerzentren entwickeln konnten wurde um 700 v.Chr die Architektur entsprechend adaptiert. Die Peristase, das ist eine Ringhalle, man kann es auch als Umwandlungsgang bezeichnen, entstand. Der Grundsatz „form follows function“ trifft auch beim griechischen Tempelbau zu. Die Peristase war dazu da um Pilgern die Gelegenheit zu geben, das Allerheiligste, die Cella, zu umwandeln. Die Umwandlung kann man als „Gebet“ interpretieren aber auch als eine Möglichkeit sehen Staus zu vermeiden. Ähnlich verhält es sich mit den Vorhallen, der Pronaos im Osten und der Opisthodomus im Westen hatten vermutlich die Funktion einer überdachten Wartehalle. Denn, wer wartet schon gerne in der sengenden Sonne oder im strömenden Regen darauf bis der Priester Zeit hat das bezahlungspflichtige persönliche Ritual auszuführen?
Die Rosen von Paestum, die Goethe nie gefunden hat
Schuld an allem ist Vergil, Publius Vergilius Maro war ein römischer Epiker und Dichter, um 70 v.Chr. in Mantua geboren. In seinen Gedichten rühmt er die Rosen von Paestum, die zweimal pro Jahr blühen, als die schönsten der Welt. Als Goethe mit 28 Jahren die Ruinen der antiken Stadt erreichte, hatte er zuvor Vergil gelesen, ebenso wie Gottfried Seume vor ihm. Er wollte also die von Vergil besungenen Rosen sehen. Allerdings da waren keine. Im Gegensatz zu Seume verliert er kein Wort über die nicht existenten Rosen in seinem Tagebuch. Seume wiederum beklagt das Nichtvorhandensein der Rosen sehr:
Ich suchte, jetzt in der Rosenzeit, Rosen in Pästum für Dich, um Dir ein klassisch sentimentales Geschenk mitzubringen; aber da kann ein Seher keine Rose finden. In der ganzen Gegend rund umher, versicherte mich einer von den Leuten des Monsignore, ist kein Rosenstock mehr
Johann Gottfried Seume in „Spaziergang nach Syrakus“ 1881
Mittlerweile gibt es wieder Rosen in Paestum, die nachgepflanzte Art gehört zu den sogenannten „Alten Rosen“, das bedeutet vor 1867 gezüchtet. In Vergils Zeit war die Kultivierung von Rosen ein Zeichen von hochstehender Zivilisation. Eine zweimalige Blüte erreicht man nur durch eine spezielle Veredlungstechnik, die anscheinend den Gärtnern Paestums in der Antike bekannt war. Man dürfte die Rosenblätter auch verarbeitet haben. Wie archäologische Funde zeigen, wurden die Rosenblätter vor Ort in entsprechenden Parfümerien zu Rosenöl verarbeitet. Seit 2003 gibt es übrigens wieder ein Parfüm aus Paestum.
Die Gräber der Lukaner – wer hat es erfunden?
Aus römischer Perspektive waren die Lukaner kriegerische Barbaren, die Ausgrabungen bei Paestum zeichnen aber ein anderes Bild von diesem Volk. Die Funde von Waffen und militärischer Ausrüstung in lukanischen Gräbern, bildliche Darstellungen sowie die Wehranlagen der Höhensiedlungen scheinen den Römern zwar recht zu geben aber die Ausgrabungen förderten auch urbane Kultur zu Tage. Laut Strabon stammten die Lukaner von den Samniten ab, das war damals, aufgrund der Samnitenkriege, aus griechisch-römischer Perspektive, keine gute Herkunft. Die Samniten standen als Synonym für kriegerische Bergvölker ohne Kultur.
Die Lukaner, so zumindest die neuere Forschung, hatten eine existente urbane Kultur sowie eine ausgeprägte Begräbniskultur. Das belegen die Grabbeigaben und Sarkophage, die man im Museum von Paestum bewundern kann. Sie waren aber auch eine Kriegerkultur und daher vermutlich nicht die Erfinder. Die Frage ist daher, welche Vorbilder haben sie übernommen? Bei einem Versuch die Frage zu beantworten landet man bei den Etruskern. Die Etrusker ihrerseits waren in ihrer archaischen Phase stark von der ionischen und korinthischen Kultur beeinflusst und in ihrer Blütezeit war der hellenistische Kultureinfluss dominant. Diesen Mix dürften die Lukaner übernommen haben und ihre Nähe zu Paestum hat den Einfluss griechischer Kultur weiter verstärkt.
Die Wasserbüffel von Paestum
Wasserbüffel ist normalerweise eine gute Inkarnation, wenn man nicht gerade in Paestum auf die Welt gekommen ist. In Asien führen die Büffel ein beschauliches langes Leben, regelmäßige Schlammbäder inklusive. In Paestum teilen sie das Schicksal der Milchkühe, allerdings macht man aus Babybüffeln kein Kalbsschnitzel sondern verscharrt sie heimlich in Gruben. Aus der Milch produziert man Büffelmozzarella, eine Spezialität der Region. In Österreich züchtet man übrigens auch Wasserbüffel, allerdings vermarktet man das Fleisch. „Das Fleisch vom Wasserbüffel hat im Vergleich zum Rindfleisch einen viel höheren biologischen Nährwert, einen höheren Mineralstoff und Vitamingehalt und ist außerdem zarter als Rindfleisch. Es enthält 40% weniger Cholesterol, 55% weniger Kalorien, 10% mehr Mineralstoffe und zahlreiche wertvolle Spurenelemente„. Das steht so auf der Webseite „Schätze aus Österreich“ nachzulesen.
Salerno, die Stadt der Normannen
Salerno ist eine tolle Stadt, ein Bummel durch die Altstadt ist ein „Muss“, so wie der Besuch des normannischen Doms. Aus dem oskisch-etruskischen Ort Irna ist eine spannende Stadt geworden. Aus der frühen Zeit, als die Römer nach den Samnitenkriegen ein Militärlager errichteten und ihr Salernum über die Via Popilia mit Rom verbanden, sind nur Spolien erhalten, erhalten ist die Zeit der Normannen, das Kastell und der Dom sind die spektakulärsten Zeugnisse dieser Epoche.
Der Dom, die heutige Kathedrale San Matteo, ist die älteste große Kirche der normannischen Romanik in Kampanien. Der Bau begann 1080, drei Jahre nach der Übernahme der vorher mehr als 400 Jahre lang von Langobarden beherrschten Stadt durch die Normannen. Weithin sichtbar ist der romanische 56 Meter hohe Glockenturm. Er wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts aus Travertin, Backstein und geklauten Säulen erbaut, die wahrscheinlich von den Ruinen des nahegelegenen Paestum stammen. Spoilen waren billiger und schnell verfügbar, viele antike Überreste wurden von den Normannen in ihren sakralen Gebäuden verbaut.
Den Dom des Matthäus muss man gesehen haben
Die Barockisierung wurde bei der letzten großen Renovierung des Domes weitgehend entfernt, jedenfalls im Kirchenschiff, die Krypta ist barock geblieben aber da passt es. Die Kirche aus 1080 ist dem Apostel Matthäus, dem Zöllner und Evangelisten geweiht. Gebaut hat sie Robert der Schlauberger, denn „Guiskard“ ist die Bezeichnung für einen listigen, schlauen Menschen. Wilhelm von Apulien schrieb, dass der Normanne an Verschlagenheit selbst Cicero und Odysseus überlegen war. Gut, der Bauherr der Kirche und Wilhelm waren nicht gerade „beste Freunde“. Der Dom wurde schnell gebaut, 1084 hat man ihn bereits eingeweiht, daher war er nicht ganz so stabil, wie andere normannische Kirchen. Das rächte sich beim Erdbeben am 5. Juni 1688. Der Großteil des Doms war schwer beschädigt, vieles musste neu aufgebaut werden. Trotzdem ist ein Teil der alten Mosaiken in den Apsiden, die Bronzetüren und der Glockenturm erhalten geblieben.
Die Krypta darf man nicht auslassen – das Barock erschlägt den Besucher zwar geradezu aber die Einlegearbeiten aus Marmor, die Fresken und die Bronzestatue des Heiligen Matthäus von Michaelangelo Naccarino sind einfach sehenswert. Die Gebeine des Apostels und Evangelisten Matthäus sind schon seit 954 in Salerno zu Hause, doch die Krypta entstand in ihrer aktuellen Form erst in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als die Könige von Spanien, Philipp II. und Philipp III., das Geld dafür zur Verfügung stellten.
Salerno muss man genießen
Die Stadt verdient etwas Zeit, denn das Altstadtviertel zwischen Dom und Hafen ist einen Bummel wert. In den schmalen Gassen findet man traditionelle Geschäfte und Bäckereien aus denen ein unwiderstehlicher Duft von frischen Brot dringt. Man sollte die alte Achse der Stadt, die Via Mercanti entlangschlendern und einen kurzen Stopp einlegen, wo früher die Medizinschule von Salerno stand. Auch die Chiesa del Crocifisso aus dem 13.Jahrhundert verdient eine nähere Betrachtung bevor man eines der vielen Cafés an der Porta Nova aufsucht oder am Lungomare von Salerno weiterbummelt. Dort haben sich viele prächtige Gebäude aus dem 19.Jahrhundert erhalten, denn unter den Bourbonen bekam Salerno eine beeindruckende Schaufront vor der Altstadt. 1830 eröffnete in der Stadt die erste Textilfabrik, kurze Zeit später hatte Salerno einundzwanzig davon, mehr als Turin. Das Geld, das die Industrialisierung in die Stadt spülte, wurde in Architektur umgesetzt.
Atrani ist der Endpunkt der Amalfitana
Von Salerno hat man einen schönen Blick auf die flächenmäßig kleineste Gemeinde Italiens, Atrani liegt am Endpunkt der Amalfitana in einer kleinen Bucht an der Mündung des Dragone. Im Mittelalter war der Ort Teil der Seerepublik von Amalfi und die Kaufleute waren reich. Sie bauten große Residenzen und Paläste und im Dom San Salvatore wurden die Dogen gekrönt. Atrani macht heute „sanften Tourismus“, daher existieren nur wenige Hotels und aufgrund der steilen Hanglage und der vielen Treppen gibt es auch kaum Autos. Dafür gibt es Wanderwege die nach Ravello führen oder entlang der Küste nach Castiglione del Genovesi und Minori.
Die Medizinschule von Salerno und Friedrich
Die Medizinschule von Salerno wurde im 10.Jahrhundert gegründet, sie gilt damit als eine der ältesten Universitäten Europas. Im 11.Jahrhundert entwickelte man dort eine eigenständige abendländische Medizin und im 13.Jahrhunder war sie die einzige offiziell anerkannte medizinische Universität im Stauferreich von Friedrich II. und sie war eine weltliche Schule, in einer Zeit als die Kirche noch das Monopol auf die Lehre besaß.
Die Wurzeln der Medizinschule von Salerno liegen in Montecassino. Im Stammsitz der Benediktiner kopierten Mönche antike Schriften, auch medizinische Texte waren da dabei. In Salerno unterhielten die Ordensbrüder ein Hospital in dem Kreuzfahrer behandelt wurden, denn Salerno war damals einer der großen Häfen wo Pilger und Kreuzfahrer an und von Bord gingen. Mit den Texten von Montecassino und der Praxis in Salerno legten die Benediktiner den Grundstein zur ersten Medizinschule Europas. Ihre Blütezeit war unter Roger II. von Sizilien und Friedrich II. von Staufern.