Jongmyo und Changdeokgung liegen in Seoul. Beide geben einen guten Einblick in die Kunst, Kultur und Tradition Koreas. Ihnen ist gemeinsam, dass sie während der Joeson Zeit (1392–1910) gebaut wurden. Beide sind UNESCO Weltkulturerbe. Jongmyo und Changdeokgung repräsentieren die letzte große koreanische Dynastie. Der Ahnentempel Jongmyo ist außerdem einer der ältesten und am besten erhaltenen konfuzianischen Königsschreine der Welt. Dieser sakrale Ort ist den Vorfahren der Joseon-Dynastie gewidmet und bewahrt auf bemerkenswerte Weise die Traditionen und Rituale dieser bedeutenden historischen Periode. Der Changdeokgung dagegen zeigt die Welt in der die Herrscher dieser Dynastie lebten. Ähnlich wie der Kaiser von China, in einem riesigen „goldenen Käfig“, dessen Architektur die Macht seiner Bewohner in der Welt repräsentieren sollte.
Jongmyo
Jongmyo ist ein konfuzianischer Schrein und dient als solcher der Ahnenverehrung für die Herrscher der Joseon-Dynastie. Sie haben Korea von 1392 bis 1910 beherrschte und den Konfuzianismus in Korea gefördert. Das Ahnenritual Jongmyo Jaerye, das hier, bis zur japanischen Kolonialzeit, stattfand, wurde 1975 als immaterielles Kulturerbe und im Jahre 1995 zu einem UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Während der Joseon-Zeit wurde das Ritual in den Monaten Jänner, März, Juni, September und Dezember abgehalten. Heute findet jeden ersten Sonntag im Mai eine Nachstellung dieses Ahnenrituals statt.
Der Ahnentempel im Verlauf der Zeit
König Tajeo ließ den Ahnenschrein Jongmyo im Jahr 1394 errichten. Dann hat man den Ahnenkomplex im Laufe seiner Geschichte mehrfach erweitert. Die Gesamtzahl der Kammern stieg so von anfänglich sieben auf insgesamt 35 an. Die Haupthalle des Jongmyo-Schreins wird Jeongjeon genannt. Während des Imjin-Krieges, der siebenjährigen militärische Auseinandersetzung zwischen der Joseon-Dynastie von Korea und dem japanischen Hideyoshi-Regime, wurde der Schrein größtenteils zerstört. Nach dem Ende des Krieges wurde daher ein neuer Komplex an gleicher Stelle errichtet, der noch bis heute im Original erhalten ist. Im Jahr 1608 wurde die Restaurierung der zerstörten Bestandteile des Schreins abgeschlossen. Jede einzelne Kammer des Jongmyo-Schreins beinhaltet die Ahnentafel eines Königs. Daneben sind auch die Königinnen eingeschreint. So werden heute in der Haupthalle Jeongjeon in 19 Kammern insgesamt 49, in der Nebenhalle Yeongnyeongjeon in 16 Kammern insgesamt 34 Ahnentafeln aufbewahrt.
Der Ahnentempel der Joseon Zeit wurde an einem, nach den Regeln der Geomantik, günstigen Platz errichtet. Die beiden Haupthallen des Jongmyo-Schreins sind von rechteckigen Mauern umgeben. Im Süden, Osten und Westen gibt es jeweils ein Eingangstor. Der rechteckige Innenhof gleicht einer Plattform. Der Innenhof ist mit grauen Granitplatten gepflastert. Die Gebäude selbst sind aus Holz errichtet. Der Haupteingang im Süden war den Ahnen vorbehalten und durfte von den Lebenden nicht benutzt werden. Durch das Osttor gelangten die Könige und Kronprinzen in das Innere des Schreins, das Westtor war für alle anderen geöffnet, die an den Ahnenzeremonien teilnahmen.
Der Changdeokung
Der Changdeokgung, der „Palast der blühenden Tugend“ oder kurz Changdeok-Palast, befindet sich in einem großen Park im Bezirk Jongno. Er ist einer der „Fünf Großen Paläste“ der Joseon Dynastie. Er gehört zum „Ostpalastkomplex“. Nur etwa 30% sind original erhalten. Der Changdeokgung war der beliebteste Palast der Joseon-Könige. Wie die anderen Fünf Großen Paläste in Seoul wurde er während der japanischen Besatzung Koreas (1910–1945) schwer beschädigt. Die Anlage des Königspalastes gilt heute als koreanische Besonderheit ostasiatischer Palastarchitektur. Besonders der einzigartige „Geheime Garten“ im hinteren Teil des Palastes veranlasste die UNESCO im Dezember des Jahres 1997, Changdeokgung in die Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen. Der Garten gilt heute als Höhepunkt koreanischer Gartenbaukunst.
Der Changdeokgung im Lauf der Zeit
Als König Taejong den Thron bestieg, verlegte er die Hauptstadt wieder nach Hanseong (heute Seoul). Er wollte nicht im Gyeongbokgung-Palast residieren. Dieser war ja von seinem politischen Gegner Jeong Do-jeon erbaut worden. Dort hatte er seine Halbbrüder getötet um den Thron zu gewinnen. Daher baute er einen neuen Palast, den Changdeokgung. Der Bau begann 1405 und wurde 1412 abgeschlossen. König Seonjo erweiterte das Palastgelände um etwa 500.000 Quadratmeter und legte den ersten Huwon an. Die Japaner brannten 1592 den Palast nieder aber ab 1609 begann unter König Seonjo und König Gwanghaegun der Wiederaufbau. Schon 1623 brannte der Palast erneut ab. Trotzdem ist der Palast während seiner gesamten Geschichte des Wiederaufbaus und der Reparatur seinem ursprünglichen Design treu geblieben. Changdeokgung war Residenz und Regierungssitz bis 1868. Dann baute man den benachbarten Gyeongbokgung wieder auf. Der letzte Kaiser Koreas, Sunjong, lebte hier bis zu seinem Tod im Jahr 1926.
Die Palastanlage
Der Palast wurde zwischen den Bergen Maebong und Bugaksan und dem Fluss Geumcheon gebaut, also nach dem Feng-Shui-Prinzip: „zurück zum Hügel, mit dem Gesicht zum Wasser“. Die Gebäude liegen in Abhängigkeit zueinander, zu den Himmelskörpern und zur natürlichen Topografie. Daher erscheint seine Struktur auf den ersten Blick ohne erkennbares Muster. Die Gebäude sind aber alle in Harmonie mit der natürlichen Umgebung, die sie umgibt. Der Changdeokgung besteht aus dem Verwaltungsbezirk (Chijo) mit der Audienzhalle (Injeongjeon) und dem Arbeitszimmer des Königs (Seonjeongjeon). Daran schließt sich der Privatbereich (Chimjeon) an, mit dem Königsschlafzimmer, der Residenz Nakseonjae im Osten und dem Garten Huwon jenseits der nördlichen Hügel.
Die Hauptattraktion des Changdeokgung ist der 32 ha große „Geheime Garten“. Er beherbergt zahlreiche Pavillons, Lotusteiche sowie unzählige Bäume, von denen heute einige über 300 Jahre alt sind. Im Palastareal sind die bedeutendsten Gebäude: Das Donhwamun-Tor, das Haupttor des Palastes, das größte das je gebaut wurde. Es wurde 1412 errichtet und hat eine zweistöckige pavillonartige Holzkonstruktion. Es ist eine Rekonstruktion aus 1608. Dann die Geumcheongyo-Brücke – Die älteste noch erhaltene Brücke in Seoul. Erbaut 1411. Schließlich Injeongjeon, der Thronsaal. Ihn benützte man für wichtige Staatsangelegenheiten, zum Beispiel die Krönung eines neuen Königs oder den Empfang ausländischer Gesandter. Er ist eine Rekonstruktion aus 1804.