Jakob in der Steiermark

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Es gibt nicht nur „den Einen“ (Jakobsweg)

Man muss sich den Jakobsweg als Wegnetz vorstellen, das ganz Europa überzieht. Gemeinsam war den Wegen das Ziel, Santiago de Compostela. Selbst in einem kleinen Land gibt es nicht nur „den Einen“, es gibt mehrere Jakobswege in Österreich. Einer davon, der südliche Weg, führt durch die Steiermark. Der 2010 eröffnete Jakobsweg in der Weststeiermark teilt sich in 8 Etappen und ist 152 Kilometer lang.

Die Landschaften und Regionen entlang des Weststeirischen Jakobsweges sind eine Begegnung mit Tradition und Moderne, ländlicher Lebensweise und Volkskultur. Er führt entlang sanfter Hügellandschaften, über grüne Almwiesen und über die Koralpe, wo er mit 2.140m seinen höchsten Punkt erreicht. Vier Jakobskirchen liegen am Weg. Ausgangspunkt ist die Pfarrkirche Thal bei Graz, dann folgen die Kirchen von Geistthal, Freiland bei Deutschlandsberg und als letzte, die Pfarrkirche Soboth.

Jakobswege rund um Graz

In den 70er und 80er Jahren des 20.Jahrhunderts wird die Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela wiederbelebt. Der spanische Hauptweg wird 1993 UNESCO-Welterbe. 1998 erhalten die vier im Liber Sancti Jacobi beschriebenen französischen Wege diesen Titel. In Österreich erstreckt sich das Wegenetz im Norden von Wien über Niederösterreich, das Burgenland, sowie über Linz und Salzburg bis nach Innsbruck. Im Süden führt ein Jakobsweg von Graz über Kärnten bis nach Innsbruck. Dort vereinen sich die Pilgerwege, um gemeinsam gegen Westen weiter zu führen. Von Graz über Mureck nach Maribor führt der Jakobsweg auf der identen Strecke des Mariazeller oder Marien Weges.

Graz

Ein Abstecher nach Slowenien – Vier Tage bis Maribor

Der Jakobsweg von Graz nach Maribor hat durchaus seinen Reiz. Von Thal bei Graz geht es zunächst vorbei am romantisch gelegenen Thaler See  über den Gaisbergsattel und vorbei am UNESCO Weltkulturerbe Schloss Eggenberg in die Landeshauptstadt der Steiermark mit ihrer ebenso zum UNESCO Welterbe zählenden Altstadt. Dann führt der Pilgerweg am Westufer der Mur entlang über den Stadtteil Liebenau weiter in den Ort Fernitz mit seiner wunderschönen Wallfahrtskirche. Die erste Etappe endet nach 27 Kilometern in St. Ulrich am Waasen.

Der zweite Abschnitt führt durch das sogenannte Vulkanland. Das „Steirische Vulkanland“ ist eigentlich ein Marketingbegriff und bezieht sich auf vergangenen Vulkanismus. Der Gleichenberger Kogel ist der jüngste Vulkan der Region, er ist etwa 2 Millionen Jahre alt. Über Allerheiligen bei Wildon und Frannach geht es zur Kapelle Glojach, einem der besonders romantischen Plätze dieser Region. Den Endpunkt des zweiten Tages, Wolfsberg im Schwarzautal, erreicht man nach 32 Kilometern.

Am dritten Tag geht der Weg über St.Nikolai und Weitersfeld. Der Pilger durchquert die Murauen, die Murecker Auen sind übrigens das zweitgrößte Auwaldgebiet Österreichs. Die Grenzmurauen bieten hier einen natürlichen Hochwasserschutz und sind ein wichtiger Grundwasserspeicher. Sie beherbergen eine Artenvielfalt an seltenen Pflanzen und Tieren. Nach 29 Kilometern ist Mureck erreicht. Eine Besonderheit von Mureck ist die Schiffsmühle. Erfunden haben das die Italiener. Belisar ließ in Rom im 6.Jahrhundert schwimmende Mühlen im Tiber verankern.

Von Mureck bis Maribor sind 43 Kilometer zurück zu legen. Durch weite Wälder und Weinberge führt der Weg vorbei an schönen Wallfahrtskirchen Richtung Maribor, die zweitgrößte Stadt Sloweniens und Kulturhauptstadt Europas 2012.

Maribor

Thal bei Graz – der Einstieg in den Weststeirischen Jakobsweg

Thal bei Graz ist aus zwei Gründen bekannt, als Geburtsort von Arnold Schwarzenegger, inklusive Geburtshaus und Museum und es gibt die Fuchs-Pfarrkirche von Thal. Die Kirche ist jung, im 18.Jahrhundert entstand sie als Kapelle über einem Pestfriedhof. 1992 entwirft Manfred Fuchsbichler einen Zubau, die Gestaltung übernimmt Ernst Fuchs. Er machte aus der Kirche ein buntes Kunstwerk. Der 2015 verstorbene Fuchs war ein Mitbegründer der Schule des Phantastischen Realismus. Sein späteres Kunstschaffen basiert auf biblischen, mystischen oder astrologischen Motiven und ist ausgesprochen bunt, so wie die Pfarrkirche von Thal.

Kristallkreuz (Swarovski-Kristalle und Murano-Glas )/ Verklärung des Herrn“ und „Berufung am See“ von Ernst Fuchs

Unterwegs am weststeirischen Jakobsweg

Von Thal führt die erste Etappe, vorbei an der Burg Plankenwarth und der Kirche St. Oswald bei Plankenwart in 550 m Seehöhe bis Sankt Pankratzen. Die zweite Etappe geht über die Jakobskirche in Geistthal, um 1245 erstmals urkundlich erwähnt, nach Bärnbach. Hier befindet sich die Sankt Barbarakirche, Friedensreich Hundertwasser hat sie im Jahre 1987/88 neu gestaltet. Bekannter ist Bärnbach aber wegen dem Lippizanergestüt im nahe gelegenen Piber. Hier züchtet man die weißen Hengste für die Spanische Hofreitschule in Wien. Wegabschnitt Nummer 3 führt von Bärnbach über Piber bis Edelschrott. Schön ist an diesem Tag die Pfarrkirche Köflach, ein heller Renaissancebau und die Wallfahrtskirche in Maria Lankowitz mit ihrem Pfarrhof. Die einfache Etappe Nummer 4 führt als Naturwanderung von Edelschrott bis Modriach.

Tag 5 ist anstrengend – es geht von Modriach bis Osterwitz (Achtung, nicht die Burg Hochosterwitz ist gemeint). Kloster und Freiland bei Deutschlandsberg sind die urbanen Highlights des Tages. Etappe 6 ist ähnlich anstrengend wie der Vortag, von Osterwitz geht es auf die Koralpe, 16.5 Kilometer die es in sich haben. Der vorletzte Tag ist wieder gemütlich, Etappe Nummer 7 führt entlang der Grenze von Steiermark und Kärnten. Von der Koralpe geht es auf 17,5 Kilometer Pilgerweg in das waldreiche Bergdorf Soboth mit der Ortskirche St. Jakob und dem Jakobihaus. Der Letzte Tag führt bis Lavamünd. 21 Kilometer ohne Einkehrmöglichkeit. Beim Multererbach, am Ende des Grabens trifft der Jakobsweg Weststeiermark auf den bestehenden südösterreichischen Jakobsweg. Lavamünd ist der Endpunkt des weststeirischen Jakobsweges.

Osterwitz

Piber – Jakobspilger und weiße Pferde

Die Vorfahren der weißen Pferde kommen angeblich aus Spanien, um genau zu sein, aus Jerez im Süden der iberischen Halbinsel. Angeblich habe man Kaiserin Maria Theresia Hengste aus Jerez geschenkt. Piber ist älter als diese Geschichte, hier wird die älteste Kulturpferderasse Europas – der Lipizzaner – gezüchtet. Ihr Ursprung soll bis ins 16.Jahrhunder zurückgehen. Pro Jahr kommen in Piber etwa 40 schwarze Fohlen zur Welt. Es dauert nämlich vier bis zehn Jahre, bis ein Lipizzaner weiß wird. Mitte des 18. Jahrhunderts züchtete man bereits herausragende Pferde. Das ehemalige kaiserliche Hofgestüt bewahrt bis heute die Originalzuchtbücher auf. Sie werden händisch und – mittlerweile auch elektronisch, geführt.

Das Lipizzanergestüt Piber und die Spanischen Hofreitschule in Wien arbeiten eng zusammen. Nur die besten Hengste aus Piber präsentieren die „Hohe Schule“ in der Spanischen Hofreitschule – und diese wiederum kehren dann für eine Decksaison nach Piber zurück. Nach Beendigung ihrer Karriere in der Hofreitschule genießen manche Hengste auch ihren wohlverdienten Ruhestand in Piber.

Bundesgestüt Piber

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