Gyeongju liegt im Südosten Südkoreas, in der Provinz Gyeongsangbuk-do, nahe der Küste des koreanischen Ostmeeres. Die Ausläufer des Taebaek-Gebirges ziehen sich bis in das Stadtgebiet. Zur Silla Zeit war Gyeongju unter dem Namen Seorabol oder Geumseong (Goldfestung) bekannt. Es war die Hauptstadt des Königreich Silla und später des Vereinigten Sillareiches. Dieses entstand zum Beginn des 1. Jahrhunderts und beherrschte, dann als Vereinigtes Sillareich, den größten Teil der koreanischen Halbinsel vom 7. Jahrhundert bis zum 9. Jahrhundert. In den 1920er Jahren wurden die ersten Königsgräber geöffnet. Gyeongju wurde für den Tourismus interessant. Der Grottentempel Seokguram und der Tempel Bulguksa waren 1995 die erste UNESCO-Welterbestätte Koreas. 2000 wurden weitere historische Stätten von Gyeongju in die Welterbeliste eingetragen, darunter Daereungwon, Cheomseongdae, Banwolseong und Hwangnyongsa.
Seokguram Grotte in Gyeongju
Die Seokguram-Grotte ist eine angegliederte Außenanlage des buddhistischen Bulguksa-Tempels. Sie liegt auf dem Gipfel des Tohamsan (745m). Der Bau der künstlichen Grotte begann 751, als die Silla-Kultur am Zenit ihrer Macht war. Die Bauzeit betrug 23 Jahre. Während der neokonfuzianischen Joseon-Dynastie (1392–1910) verlor der Buddhismus an Bedeutung und das Heiligtum wurde vergessen. Bäume und Sträucher überwucherten den Eingang, Gewölbeteile stürzten ein. 1909 entdeckte man die Grotte wieder. Unter der japanischen Herrschaft (1910–1945) begann eine erste Instandsetzung. Umfassend restauriert hat man erst zwischen 1961–1966. Im Jahr 1995 nahm man dann Seokguram, zusammen mit dem 2 km bergab gelegenen Bulguksa-Tempel, in die UNESCO Welterbeliste auf.
Die künstliche Grotte gliedert sich in drei Kammern. Durch eine rechteckige Vorkammer und einen schmalen Korridor gelangt man in eine innere runde Hauptkammer mit Kuppel. Die rechteckige Vorkammer und der schmale Korridor symbolisieren das Irdische. Hier sind Schutzgeister, Tor- und Welthüter dargestellt. Diese Wesen zählen noch zur vergänglichen, irdischen Welt. Sie unterliegen dem Gesetz der wirkenden Tat (Karma) und sind an den Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt gefesselt. Die runde innere Kammer symbolisiert das Himmlische, an ihren Wänden sind Arhats und Bodhisattvas dargestellt. Diese Wesen sind bereits erlöst und nicht mehr an den Kreislauf der Wiedergeburt gefesselt. Den Mittelpunkt des Heiligtums bildet der unter einem künstlichen Himmelsgewölbe auf einem Lotosthron sitzende Buddha.
Bulguksa in Gyeongju
Der Bulguksa liegt 16 Kilometer südöstlich der Stadt Gyeongju und gilt als Meisterwerk der Blütezeit der buddhistischen Kunst im Silla-Königreich. Er beheimatet sieben Nationalschätze Südkoreas: zwei Steinpagoden, zwei Treppenanlagen, zwei vergoldete Buddhastatuen und einen Reliquienbehälter. 528 errichtete König Beopheung an dieser Stelle einen kleinen Gebetstempel für seine Gattin, dieser wurde vergessen und verfiel. Der heutige Tempel wurde unter König Gyeongdeok von seinem Premierminister Kim Dae-seong begonnen und im Jahre 774 fertiggestellt. Zu dieser Zeit erhielt der Tempel den Namen Bulguksa (Tempel des Landes Buddhas).
Die Goryeo- und die frühen Joseon renovierten den Bulguksa mehrmals. Die Japaner brannten ihn während des Imjin-Krieges im 16.Jahrhundert nieder. Ab 1604 begann der Wiederaufbau und die Vergrößerung der Tempelanlage. Nach einer umfassenden archäologischen Untersuchung wurde der Bulguksa schließlich unter Präsident Park Chung-hee zwischen 1969 und 1973 umfassend rekonstruiert und erhielt sein heutiges Aussehen. Die berühmten Steinkonstruktionen konnten dabei erhalten werden und stammen noch aus der Silla-Periode.
Die Tempelanlage und ihre Architektur
Der ehemalige Haupteingang des Tempelkomplexes führte über eine zweiteilige Treppenanlage aus dem 8.Jahrhundert durch das „Tor des purpurfarbenen Nebels“ (Jahamun) zum großen Tempelhof. Die Treppenanlage hat 33 Treppenstufen aus Granit. Sie symbolisieren die 33 Stufen zur Erleuchtung. Die „Brücke der blauen Wolken“ (Cheongungyo) hat 17 Stufen. Die „Brücke der weißen Wolken“ (Baegungyo), hat 16 Stufen. Der Aufstieg über die beiden Steintreppen wurde gesperrt. Man betritt den Tempel durch einen Seiteneingang. In der Mitte des großen Tempelhofes steht die „Halle der großen Erleuchtung“ (Daeungjeon). Sie wurde während des Imjin-Krieges zerstört und ist eine moderne Rekonstruktion. Auf dem Platz zwischen Jahamun-Tor und Daeungjeon-Halle stehen zwei Steinpagoden: die dreistufige schlichte Seokgatap und die kompliziert konstruierte Dabotap.
Die Dabotap-Pagode
Sie zählt zu den bedeutendsten buddhistischen Kunstwerken der Welt. Der unterste Teil der Pagode wird durch einen Quader gebildet, welcher das irdische Yin-Prinzip verkörpert. Auf diesen führen vier neunstufige Treppen. Auf dem Quader stehen vier massive Eckpfeiler und ein zentraler Herzpfeiler. Diese stützen eine quadratische Dachplatte mit Zaun. Über dieser Dachplatte geht die Pagode in eine komplizierte achteckige Bekrönung über. Das Achteck symbolisiert dabei den Kreis, welcher das himmlische Yang-Prinzip verkörpert. Die Dabotap-Pagode, die auf der aktuellen 10-Won-Münze abgebildet ist, tut das was Pagoden tun – Himmel und Erde verbinden.
Es lohnt bis zum letzten Hof zu gehen
Am höchsten Punkt des Tempelkomplexes, liegt die Kwaneum-Jeon-Halle mit einem Bild des Avalokiteshvara und im Nordwesten die Biro-Jeon-Halle mit einer vergoldeten Bronzestatue des Vairocana Buddha aus dem 9. Jahrhundert. Vor der Biro-Jeon-Halle steht die Sarira-Stupa, ein Reliquienbehälter in Form einer Steinlaterne. Ganz am Ende befindet sich ein weiterer, kleinerer Tempelhof. Verbunden durch eine zweiteilige Treppenanlage. Sie hat 18 Treppenstufen. Die „Brücke der Lotusblume“ (Yeonhwagyo), hat 10 Stufen und die „Brücke der sieben Kostbarkeiten“ (Chilbogyo), 8 Stufen. Über diese Treppenanlage gelangte man durch das „Tor des reinen Landes“ (Anyangmun) auf den kleinen Tempelhof mit der „Paradieshalle“ (Geungnakjeon). Hier sitzt ein vergoldeter Amitabha Buddha aus Bronze. Er stammt ebenfalls aus dem 9. Jahrhundert.
Die Gräber der Silla Könige in Gyeongju
Gyeongju war die Hauptstadt des Silla Reiches, es war im 10. Jahrhundert eine Millionenstadt und damit eine der großen Metropolen Asiens. In dieser Hauptstadt ließen sich die Könige bestatten. Die Grabhügel (Tumuli) der Silla-Dynastie sind noch heute im Stadtzentrum in Daereungwon zu finden. Die Grabhügel sind unterschiedlich groß, die größten haben eine Höhe von 12 Metern und weisen einen Durchmesser von 47 Metern auf. Nur ein Teil der Gräber konnte exakt bestimmten Herrschern zugeordnet werden. Einige wurden geöffnet und sie enthielten Grabbeigaben. Diese bestanden aus Goldkronen, Goldschmuck und prachtvollen Pferdegeschirren, sie zählen zu den besten Goldschmiedearbeiten die je geschaffen wurden. Eines der Gräber ist zugänglich.
Der Tumuli Park – eine Gartenanlage in der sich 23 der mehr als 200 Grabhügel Gyeongjus befinden, der Daereungwon liegt in einem Park. Hier findet man das Grab des Himmlischen Pferdes (Cheonmachong). Es wurde in den 1970er Jahren als Museum aufbereitet und gibt eine Idee von der Bestattungsweise der Silla Zeit. Beeindruckend ist auch das Doppelhügelgrab von König Soji und seiner Königin (5.Jahrhundert). Es ist die größte Grabanlage in Gyeongju. 30.000 Einzelstücke wurden in diesem Doppelgrab gefunden. Hinter einem roten Tor befindet sich das Grab von König Michu aus dem Kim Klan (3.Jahrhundert).
Der Anapji Teich
Den Donggung Palast gibt es heute nicht mehr, er wurde komplett zerstört und sämtliche Gebäude dem Erdboden gleich gemacht. Trotzdem sollte man die Parkanlage mit den künstlich angelegten Anapji Teich besuchen, der heute „Wolji“ (den Mond widerspiegelnde Teich) heißt. Anapji bedeutet nämlich „Ententeich“ und das klingt nicht wirklich eindrucksvoll. Außerdem kommen heute viele Besucher am Abend, wenn die vier rekonstruierten Palastgebäude beleuchtet sind und sich vielleicht auch der Mond im Wasser spiegelt.
Den künstlichen Teich mit Pavillons errichtete 674 Munmu, der 30. König von Silla. Das Ufer des ovalen Teichs wurde durch eine Mauer umschlossen. Von Ost nach West misst der Teich 200 Meter, in Nord-Süd-Ausrichtung 180 Meter. Im Teich befinden sich drei kleine Inseln. Schon 935 zerstörte ein Brand die fünf Pavillons, die Reste stürzten ins Wasser. 1975 legte man den See trocken und entdeckte die Überreste der Gebäude. So begann der Wiederaufbau von drei Pavillons am Westufer. 33.000 Fundstücke hat man aus dem Teich geborgen über 700 davon sind im Gyeongju Nationalmuseum ausgestellt, darunter Dachziegel, Krüge, Bronzefiguren Buddhas, Schmuck und Alltagsgegenstände.
Das Observatorium Cheomseongdae
Das Cheomseongdae-Observatorium in Gyeongju ist das älteste erhaltene Observatorium in Ostasien. Es wurde während der Herrschaft von Königin Seondeok im 7.Jahrhundert erbaut und diente vermutlich der Beobachtung der Sterne und auch als Wetterwarte. Jede Lage besteht aus 12 Steinen, die wahrscheinlich die Monate symbolisieren. Insgesamt gibt es 30 Lagen übereinander; eine für jeden Tag im Monat. Insgesamt besteht die Sternwarte aus 366 Steinen. Der Turm, knapp unter 10m hoch, ist bis zur Öffnung an der Südwand innen mit Erde gefüllt. Wahrscheinlich war der Zugang über eine Leiter von außen. Innen könnte es einen Aufgang bis zur oberen Plattform gegeben haben.