„Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt“ – das hat Gerhard Winkler 1943 komponiert, der Text stammt von Ralph Maria Siegel. Berühmt wurde damit allerdings Rudi Schuricke, er hat es 1949 gesungen und hatte damit einen seiner größten Erfolge. Fast jeder Deutsche kennt das Lied, die Capresen dagegen nicht, sie singen andere Lieder.
Der Tourismus hält die 10,4 km² große Insel am Laufen. Wenn die Stürme vorbei sind, dann kommen die Ausflügler. Windig ist der Golf von Neapel, das hat, im Frühjahr 1787, schon Goethe festgestellt. Das merken manchmal auch die Touristen, die von Frühling bis Herbst mit der Fähre von Sorrent, Positano oder Neapel kommen. Tausende von ihnen bevölkern zur Hochsaison täglich die „Blaue Insel“ im Tyrrhenischen Meer und teilen sich die Insel mit den etwa 13.000 Einwohnern. Auch der internationale Jet-Set hat Capri längst entdeckt. Zu sehen gibt es einiges: Piazza Umberto, Villa Jovis, Villa San Michele und – wegen des Ausblicks – der Gipfel des Monte Solaro (589 m) und der Arco Naturale oder die Zwillingsfelsen und die Grotten im Zuge einer Bootsfahrt. Die Geschichte der Insel lässt sich am Besten in den Geschichten ihrer VIPs erzählen, von Tiberius über Krupp und Munthe bis Swarovski.
Eine kurze Bemerkung zu den „Capri Fischern“, die man auf Capri so nicht kennt
Die Capresen haben, vermutlich schon seit römischer Zeit, das Problem, dass die Besucher der Insel und auch die Dauergäste ein ganz anderes Bild von Capri haben als die autochthone Bevölkerung. Die Bewohner Capris sind Fischer und Landwirte, der Tourismus und die Dauergäste bringen die „Butter aufs Brot“. Die einen kennen auch die harten, kargen Seiten der Insel, die anderen genießen hier das „Dolce Vita“ und nehmen das Karge als romantische Kulisse wahr. Die Capresen sind introvertiert und konservativ, die Besucher dagegen meist extrovertiert und aus Sicht der Capresen, unkonventionell. Das erzeugt Grenzen, die aber durch die Gastfreundschaft der Inselbewohner und die Schönheit Capris, gut übertüncht werden. Daher sind, meistens jedenfalls, beide Seiten zufrieden. Zu Friktionen kommt es nur in der Hauptsaison, denn dann wird Capri jeden Tag von Tausenden von Touristen überrannt. Das schlägt sich auch auf das Gemüt der Capresen.
Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt
Und vom Himmel die bleiche Sichel des Mondes blinkt
Zieh’n die Fischer mit ihren Booten aufs Meer hinaus
Und sie legen im weiten Bogen die Netze ausNur die Sterne, sie zeigen ihnen am Firmament
Ihren Weg mit den Bildern, die jeder Fischer kennt
Und von Boot zu Boot das alte Lied erklingt
Hör von fern, wie es singtBella, bella, bella Marie, bleib‘ mir treu
Rudi Schuricke „Capri Fischer“ 1949
Ich komm‘ zurück morgen früh
Bella, bella, bella Marie, vergiss mich nie
Ein paar Worte über Capri
Die „Insel der Ziegen“, spürt man am besten wenn man sich auf die Piazzetta di Capri, die offiziell „Piazza Umberto I“ heißt, setzt. Das ist ein kleiner Platz im Herzen Capris wo sich alle Wege kreuzen. Er ist tagsüber von Menschen überfüllt aber es ist ein Genuss, und Spektakel zugleich, in einer der Bars im Schatten des Uhrturmes beim Kaffee oder Aperitif zu sitzen und dem Treiben auf dem Platz zuzuschauen. Nur wenige Meter abseits des Zentrums ist es ruhiger und an manchen Stellen hat man tolle Aussichten. Auf der Via Tragara zum Beispiel, das ist ein Panoramaweg, der zur Punta di Tragara führt. Vom Aussichtspunkt sieht man die Faraglioni-Felsen im Südosten der Insel. Oder ein Spaziergang zu der alten Karthause und den Augustusgärten, mit Blick auf die Via Krupp. Vielleicht stattet man Anacapri einen Besuch ab, das ist ruhiger und alleine die Fahrt auf der „Juhuuuu-Straße“ rechtfertigt den Ausflug.
Tiberius – der erste VIP auf Capri
Der römische Kaiser Tiberius und der deutsche Industrielle Krupp haben, abgesehen von der Tatsache, dass beide eine Villa auf Capri besaßen, eine weitere Gemeinsamkeit: Sie waren aufgrund des Vorwurfs der Homosexualität in einen Skandal verwickelt. Ersterer war von 14 bis 37 nach Christus römischer Kaiser und Nachfolger seines Stiefvaters Augustus. Tiberius gehörte der julisch-claudischen Dynastie an. Als Alterssitz wählte er in seinen letzten zehn Jahren die Insel Capri. Die Villa Jovis war eine der zwölf Villen des Kaisers, sie befindet sich auf der östlichen Spitze Capris direkt an der Steilküste auf dem Monte Tibero. Die „Jovis“ hatte etwa dreihundert Zimmer, die sich auf einem Areal von 7000 m² verteilen. Die Anlage umfasste Personalunterkünfte, Gärten, Terrassen, Brunnen und Bäder. Die Böden waren mit Mosaiken und die Wände mit Marmor ausgekleidet, einiges davon ist in der Kirche S. Stefano an der Piazza Umberto und der Kirche S. Costanzo in Marina Grande gelandet.
Glaubt man dem römischen Schriftsteller und Beamten Sueton, dann war es die Mama, die Tiberius nach Capri vertrieb. Das Verhältnis mit Livia soll kein gutes gewesen sein. Vielleicht war es aber auch der Prätorianerpräfekt Sejan, der Tiberius zum Umzug überredete. In jedem Fall war das Volk und der Senat brüskiert von der Übersiedlung nach Capri. Tiberius allerdings genoss die Sicherheit und Freiheit abseits von Rom. Er soll in der Villa Jovis Orgien gefeiert haben, die „Fischlein“ im Swimmingpool des Kaisers waren in der Antike legendär. Homosexualität hatte im römischen Reich zwar einen anderen Stellenwert als zu Krupps Zeiten aber offen gelebt konnte sie den Ruf des Kaisers beschädigen. Historiker streiten bis heute ob die „Fischlein“ eine Schmutzkübelkampagne waren oder ob es sie wirklich gab. Auch der Vorwurf, Tiberius habe ihm unangenehme Zeitgenossen von einen Felsen, den sogenannten „Tiberius Sprung“, werfen lassen ist nicht unumstritten.
Die Karthause die jetzt eine Parfümerie ist
Die Karthause ist etwa 600 Jahre alt, ursprünglich aus dem 14.Jahrhundert wurde sie mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Original ist daher nur der kleine Kreuzgang mit byzantinischen und römischen Kapitellen. Im ehemaligen Kloster ist heute das Museum Diefenbach untergebracht. Österreicher sollten Karl Wilhelm Diefenbach kennen, seine Landkommune Himmelhof war in Wien, um genau zu sein, in Ober Sankt Veit. Er war ein deutscher Maler und Sozialreformer und der „Urvater der Alternativbewegungen. Die FKK Bewegung hätte es ohne ihn vielleicht nicht gegeben. Seinen Lebensabend hat er auf Capri verbracht. Und – die Karthause ist auch namensgebend für ein Parfüm das auf Capri hergestellt wird. „Carthusia“ Parfum entstand der Legende nach 1380, als die Königin von Neapel, Johanna I. von Anjou, ihren Besuch im Kloster Certosa di San Giacomo ankündigte. Anlässlich dieses Besuchs ließ der Prior einen üppigen Strauß mit den schönsten und wohlriechendsten Blumen der Inseln pflücken.
Axel Munthe
1949, als Schuricke das Lied „Capri Fischer“ sang, starb Axel „Puck“ Munthe in seiner Wohnung im Seitenflügel des Schlosses von Stockholm. Im Film „Axel Munthe – Der Arzt von San Michele“ spielt O.W.Fischer den 1857 geborenen schwedischen Arzt. Im Film lernt er Pasteur in Paris kennen, wird von einer Gräfin in die Gesellschaft eingeführt und besiegt die Cholera in Neapel. Modearzt war Axel Munthe tatsächlich aber er war auch ein Arzt der Arme kostenfrei behandelte. Auf Capri soll ihm das zu seiner Villa verholfen haben. Bevor er nach Capri zog praktizierte Munthe in Rom. Seine Praxis war im Keats-Shelley Haus an der Spanischen Treppe. Ab 1908 wird er Leibarzt der schwedischen Königin Viktoria und damit wohlhabend. Sie zieht nach Anacapri, er auch, in seiner Villa gehen Oscar Wilde, Rainer Maria Rilke, Curzio Malaparte und Henry James ein und aus. In den 1950er Jahren wird dann daraus ein Museum.
Die Villa San Michele
Im „Buch von San Michele“ kann man den Umbau zur Villa und die Geschichte des Sphinx genau nachlesen. Munthe erfüllte sich damit einen Lebenstraum. Als er die Ruine einer kleinen Kapelle auf seinem späteren Grundstück gesehen hatte, war klar wo er ihn verwirklichen würde. Munthe schummelt, wenn er schreibt, dass er die Villa San Michele ohne Mithilfe professioneller Architekten gebaut hätte. Der Bau mit seinen offenen Übergängen zwischen Haus und Garten ist typisch für seine Zeit. Die Villa ist voll mit antiken Stücken, denn der schwedische Arzt war ein begeisterter Sammler. Ein ganz besonderes Stück ist ein Sphinx aus rotem Marmor, Munthe will ihn geträumt und so gefunden haben. Wenn man das runde Hinterteil streichelt, kommt man garantiert wieder nach Capri zurück.
Die Familie Krupp und ihre Skandale
Die Villa Krupp ist heute ein Hotel und die Via Krupp, eine kurvige Straße, die Villa und Badestrand verbindet. Von den Gärten des Augustus hat man einen guten Blick auf Straße und Anwesen. Friedrich Alfred Krupp hat die Villa erbaut und einige sorglose Jahre auf Capri verbracht, bis ein Zeitungsartikel das Dolce Vita jäh beendete. Am 15. November 1902 titelte der sozialistische „Vorwärts“ mit „Krupp auf Capri“. Redakteur Kurt Eisner outete Krupp als Homosexuellen. Damals schlug das wie eine Bombe ein: Der reichste Mann Deutschland feiert Orgien mit Männern auf der Insel Capri. Sieben Tage nach der Veröffentlichung ist Krupp tot, angeblich Gehirnschlag, vermutlich aber Selbstmord. Friedrich Alfred bezahlte seine öffentlich gewordene Homosexualität mit dem Leben – Urenkel Arndt, ebenfalls homosexuell, erkaufte sich später seine Freiheit per Erbverzicht. Auf Capri redet man nicht gerne darüber, sein Faible für den Bauernjungen Giovanni hat man Krupp Senior nie verziehen.
Malaparte und das „Rote Haus“
Curzio Malaparte ließ sich 1938 eine Villa am Capo Massullo errichten. „Schön“ ist der rote Bau nicht aber Malaparte wollte ein Haus, so wie er sich selbst empfand: traurig, hart und streng und genau so ist die Villa geworden. Die Lage ist allerdings phantastisch, das Grundstück hat dem italienischen Schriftsteller und Journalisten 12.000 Lire gekostet. Das war auch damals billig, allerdings kaufte Malaparte kein Bauland, zu dem wurde es erst aufgrund seiner guten Beziehungen zu Mussolinis Schwiegersohn. Zu seinen Gästen zählten Feldmarschall Rommel ebenso, wie Jean Cocteau, Albert Camus und der Kommunistenführer Togliatti. Als Malaparte an Krebs erkrankte wurde er Kommunist, trat zum katholischen Glauben über und vermachte die Villa der kommunistischen Jugend Chinas. Geerbt hat die nie, das wusste der italienische Staat zu verhindern.
Die modernen Villen Capris
Mehr Landschaft auf den Quadratmeter gibt es nirgendwo, daher begeistert der Sehnsuchtsort der Fünfziger auch im 21.Jahrhundert alle Besucher. Wer es sich leisten kann hat eine Villa auf Capri, das können sich zwar nur wenige leisten aber es gibt trotzdem viele Villen. Eine Idee warum und wie Capri noch immer boomt vermittelt ein Artikel in der Welt. Eine Villa kann schon um die 2,5 Millionen Euro kosten, wenn man sie kaufen möchte. Wer mietet ist billiger unterwegs aber um die 300 Euro pro Nacht muss man dafür rechnen.
Wer den steilen Weg zur Villa Jovis hinaufschnauft, der geht an vielen Villen vorbei. Die meisten wurden um die Jahrhundertwende des letzten Jahrhunderts erbaut. Viele orientieren sich an der römischen Architektur, besonders bei den Gartenanlagen fällt das auf. Pacifico Griffini-Grasser, besser bekannt als Fiona Svarovski hat übrigens eine Villa auf Capri, in Marina Piccola. Hochzeit oder Flitterwochen ist ebenfalls ein Thema. Stars und Sternchen aber auch reiche Italiener heiraten oder flittern gerne auf der „Insel der Liebe“. 2019 zum Beispiel haben hier Heidi Klum und Tom Kaulitz geheiratet und 2020 hat Sylvie Meis mit dem Künstler Niclas Castello auf Capri geflittert.
Der Tourismus auf Capri ist manchmal etwas zu viel des Guten
Es gibt vermutlich keine gesetzliche Grundlage dafür, irgend jemandem den Zutritt zu der Insel Capri zu verwehren, und man möchte ja auch jedem das Erlebnis gönnen – es hat sich aber eingebürgert, dass die Tagestouristen in immer größeren Gruppen kommen, was zu viel ist für die engen Gassen, die dann schnell verstopft sind. Dort wo sich die Enge der Altstadt ein wenig öffnet, vor dem ältesten Nobelhotel Capris, dem Quisisana zum Beispiel, da stauen sich dann gleich mehrere Reisegruppen. Kein Wunder also, dass die Capresen nicht nur glücklich sind über den Segen des Tourismus. Da sich der Tagestourismus aber pünktlich auf die selben Ziele konzentriert, kann man die Staus und das Getümmel vermeiden, wenn man weiß, wie.
Unter den Faraglionis muss man sich küssen
Das sagen wenigstens die Kapitäne der Ausflugsboote, wenn sie durch den engen Bogen der Zwillingsfelsen navigieren. Vielleicht lenkt das die Gäste davon ab, dass bei der Durchfahrt die Felswände recht nah am Boot und die See meist etwas unruhig ist, wer weiß das schon genau? Die beiden etwa 90 Meter hochragenden steilen Felsen sind ein beliebtes Fotomotiv. Ihren Namen verdanken sie der Tatsache, dass die Felsen, als Leuchttürme, italienisch „Faros“, dienten. Nachts zündete man auf der Spitze Leuchtfeuer an um den Seefahrern den Weg zu weisen, heute küsst man sich bei der Durchfahrt, so ändern sich die Zeiten. Die Felsen haben auch Namen: Stella, Faragione di Mezzo, Scopolo und Monacone. Der aufmerksame Leser wird feststellen, das sind vier Namen für zwei Felsen aber die Zwillingsfelsen sind nur auf den ersten Blick Zwillinge, wer genau schaut, wird vier Felsen sehen.
Theoretisch könnte man von Capri aufs Festland schwimmen
Das hat allerdings entweder noch nie jemand versucht oder niemand hat den Versuch überlebt. Jedenfalls ist kein erfolgreicher Schwimmer, der die 5 Kilometer breite Meerenge zwischen Capri und der Landspitze von Sorrent gemeistert hätte, bekannt. Die See ist meist unruhig wenn man die Engstelle, wo der Golf von Neapel auf den Golf von Salerno trifft, passiert. Große Fische soll es hier angeblich geben aber es ist etwa dreißig Jahre her, dass die Fischer einen 5 Meter langen Hai aus dem Wasser gezogen haben. Die Schwiegermutterwitze haben allerdings diese Zeit überlebt. Trotzdem ist Unterwasser einiges los, die Küsten rund um Capri sind keine schlechten Tauchreviere. Krupp Senior hatte am Fuß der Via Krupp sein Forschungsschiff zur Untersuchung der Meeresbiologie vor Anker liegen und noch heute gibt es mehrere Tauchzentren auf Capri. Das Wasser ist klar und reich an Posidonia Oceanica, Gorgonien und schwarzen Korallen sowie Anemonen, Zackenbarsch und Hummer.
Die Grotten von Capri
Die Blaue Grotte ist die bekannteste aber nicht die einzige Kalksteinhöhle Capris. Der deutsche Erfinder, Landschaftsmaler und Schriftsteller August Kopisch machte sie 1826 populär. Ein Fischer aus Capri hatte sie Kopisch gezeigt und der verbreitete voller Begeisterung die Nachricht in ganz Europa. Das zog viele Menschen an, Künstler, Schriftsteller, Industrielle und später auch Filmstars kamen nach Capri und machten ihrerseits Werbung für die Insel. Der Zugang zur Grotta Azzura ist ein 1,50 Meter großes Felsloch, dahinter liegt die etwa 60 Meter lange und 30 Meter breite Höhle. Aufgrund von Lichtbrechung und Lichtfilterung schimmert das Wasser im Innern der Höhle in einem intensiven blauen Farbton. Meistens ist sie überlaufen aber die Insel Capri hat viele Grotten, eine Smaragdgrotte, und die weiße Grotte zum Beispiel. Der oberflächennahe geologische Untergrund der Insel besteht überwiegend aus Kalkstein, der in der Kreidezeit gebildet wurde. Bedingt durch den Kalkstein ist Capri reich an Karstformen.
Ein paar Worte zu Anacapri
Den höher gelegenen Ortsteil Anacapri erreicht man von Marina Grande aus über die links neben der Kirche von San Costanzo beginnende Treppe „Scala Fenicia“ mit ihren 500 Stufen oder über die „Juhuuu Straße“. Der Ort ist weniger überlaufen als Marina Grande und Capri, wer es ruhiger mag, sollte hier mehr Zeit verbringen. Langweilig ist Anacapri nicht. Die Villa Axel Munthe und die Altstadt sind einen Besuch wert und wer einen etwas klapprig aussehenden Sessellift nicht scheut kann auf den Monte Solaro fahren. In etwa 12 Minuten hat man den mit 589 Metern höchsten Berg Capris bezwungen und wird mit einem großartigen 360-Grad-Panorama über die Insel, mit Ausblick bis Ischia, Procida, den Golf von Neapel und auf die Halbinsel Sorrents belohnt. Es kann manchmal windig sein und kühl, eine Auffahrt lohnt nur bei guter Sicht und Sonnenschein.
Im Zentrum ist übrigens die Kirche des Erzengel Michael auf der Piazza Armando Diaz sehenswert. Früher wurden in der Barockkirche die Gemeindesitzungen abgehalten, heute besichtigt man dort das Fußbodenmosaik, das die Vertreibung aus dem Paradies darstellt.
Marina Grande – wo alles beginnt und wieder endet
Jeder Tourist landet in Marina Grande und fährt von hier wieder zurück auf das Festland. Dementsprechend geschäftig geht es zu, denn hier ist nicht nur der Hafen für die Fährschiffe, sondern auch für die Ausflugsschiffe, die Minibusse nach Capri und Anacapri haben in Marina Grande ihre Station und auch die Schrägseilbahn nach Capri fährt vom Hafen ab. Dazu kommen noch die Cafés und Souvenirgeschäfte, es wuselt in Marina Grande, jedenfalls von 9 Uhr Vormittages bis 17Uhr, denn dann fahren die Tagesausflügler wieder nach Hause. Im Hafen schaukeln noch immer die bunten Fischerboote aber die Fischer sind 9 to 5 mit den Touristen beschäftigt, gefischt wir am frühen Morgen, bevor die Touristen kommen.
Auf den Faro di Punta Carena sind die Capresen stolz
Der Leuchtturm leuchtet 25 Seemeilen weit, das sind 46,3 Kilometer und das ist ganz schön weit, er ist mit seiner 1000-W-Glühlampe einer der leuchtstärksten Faros in ganz Europa. Der Bau des Leuchtturms begann 1862 und nahm seine Arbeit im Jahre 1867 auf, 1940 hat man ihn modernisiert. Der 28 Meter hohe Turm steht in „walking distance“ etwa 2,5 Kilometer südwestlich des Ortskerns von Anacapri auf einem knapp 50 m hohen Vorgebirge. Wenn man in seine Nähe kommt muss man nach den Ziegen Ausschau halten, die treiben sich gerne auf den schroffen Felsen der Umgebung herum. Rund um Anacapri gibt es noch Landwirtschaft und die Ziegen, die der Insel den Namen gaben, gehören da dazu.
Capri – ein Sammelsurium von Lebenskonzepten
Capri ist ein teures Pflaster und es hat viel mit Prestige zu tun, wenn man als Fremder auf der Insel lebt. Ein Haus oder eine Ferienwohnung für den Sommerurlaub, und ist sie noch so winzig, ist bei wohlhabenden Neapolitanern ein Prestigeobjekt. Man kommt nicht nach Capri um sparsam zu sein, denn Capri ist der wahrscheinlich teuerste Ort Süditaliens. Eine Flasche Mineralwasser kostet hier etwa drei Mal so viel wie in einer der teuersten Bars in Neapel. Fremder ist jeder der nicht auf Capri geboren ist, die Capresen sind eine in sich geschlossene Gemeinschaft. Sie brauchen lange bis sie „auftauen“, die offen gezeigte Gastfreundschaft ist auch eine Mauer gegen das Fremde. Trotzdem ist diese Mauer in manchen Bereichen durchlässig, was in dem Artikel „Die Insel der Gigolos„, erschienen in Brigitte Digital, nachzulesen ist.
Nicht alle haben die gleiche Brieftasche
Capri ist ein Schmelztiegel verschiedenster Einkommensgruppen, vom „armen Capri-Fischer“ bis zum reichen Eigner einer Luxusyacht, vom nicht gerade begüterten Bauern aus Anacapri bis zum Besitzer einer Villa mit Aussicht, ist alles vertreten. Dazwischen wuseln die Tagestouristen, die in Herkunft und Wohlstand ebenfalls recht unterschiedlich sind. Jede Lebensrealität generiert ein anderes, auf sie zugeschnittenes, Lebenskonzept.
Konservativ aber neugierig
Prinzipiell sind die Capresen ein recht konservatives aber neugieriges Völkchen, das immer mit dem Problem konfrontiert war, es mit eher exaltierten oder unkonventionellen Menschen zu tun zu haben. In einem sehr alten Spiegel Artikel aus dem Jahr 1948, „Capri-Capriccio„, erzählt der Autor über die Feierlichkeiten zu Ehren des Heiligen Antonius, er ist der Patron der Insel und hat seinen Sitz in der Chiesa di Santa Sofia in Anacapri. Seine Beschreibung der Teilnehmer dieser Prozession ist heute noch gültig.
Die Capresen leben gut mit ihrer, aufgrund von Neugier und dem Wunsch nach Verdienstmöglichkeiten, durchlässigen Mauer. Womit man sie allerdings wahnsinnig machen kann: Wenn man sich schlampig kleidet. Kleidung hat auf Capri mit Höflichkeit und Respekt zu tun.
Wandern auf Capri ist schön aber anstrengend
Die Insel Capri ist ein Kalksteinfelsen der aus dem Meer aufragt, es liegt daher in der Natur der Sache, dass es wenig „Ebene“ gibt. Wer auf Capri wandert macht zwangsweise viele Höhenmeter. Einer der schönsten Wanderwege führt von der Altstadt zum Arco Naturale und zur Villa Jovis. Die Pizza danach ist dann wohlverdient. Dieser Naturbogen in Form eines Elefantenkopfes befindet sich im Osten der Insel im landschaftlich schönsten Teil. Von da bieten sich atemberaubende Blicke auf die Buchten und das weite Meer. Der Arco Naturale ist zu Fuß in etwa einer Stunde von Capri-Stadt zu erreichen. Wer noch nicht müde ist, kann von hier den Weg an den Steilklippen nehmen. Der führt bis zum Kap Tragara und belohnt mit einer tollen Aussicht auf die Villa Malaparte und die Faraglioni.
Das Hotel das Le Corbusier baute
Zuerst einmal: das stimmt so nicht ganz, Le Corbusier hat 1920 am Projekt des Ingenieurs Emilio Enrico Vismara mitgearbeitet. Er hat die Villa Vismara, die später zum Hotel Punta Tragara wurde, nicht alleine gebaut. Emilio Vismara stammt aus der Lombardei, er war Ingenieur, Unternehmer und Politiker. Auf Capri engagiert er sich für die touristische Entwicklung der Insel. Gemeinsam mit Charles Edouard Jeanneret Gris, besser bekannt als „Le Corbusier“ verwirklicht er den Bau der Villa Vismara an der Punta Tragara, einem der schönsten Aussichtspunkte der Insel. 1968 kauft Graf Goffredo Manfredini die Villa und macht 1973 ein Hotel daraus. Sein Enkel übernimmt das Hotel und macht es zu einem 5-Sterne Luxushotel. Erfahrung hat er damit, die Familie besitzt auch den Palazzo Manfredi in Rom. Das neueste Projekt der Familie ist das Il Castiglione. Das steht auf den Fundamenten einer Villa die auf Kaiser Tiberius zurückgeht und ist unsagbar teuer.
Ein Tag auf Capri geht schnell zu Ende, ein Tagestourist hat nur acht Stunden Zeit eine Idee von der Schönheit dieser Insel zu bekommen. Das gelingt durchaus, wenn man weiß was lohnt und was nicht. Es lohnt sich die Villa Jovis zu ergehen und es lohnt, dem Arco Naturale einen Besuch abzustatten. Man sollte aber auch Zeit für den Platz unter dem Uhrturm einplanen und, wenn es das Wetter zulässt, eine Inselrundfahrt machen. Wer steile Wege nicht prickelnd findet, ist wohl besser mit den Gärten des Augustus und der Punta Tragara bedient. Eine Belvedere, die schöne Aussicht, gibt es auch dort. Capri ist jedenfalls einen Besuch wert, auch wenn es nur ein Tag ist. Man kann ja wiederkommen und länger bleiben, auch das lohnt. Die Insel Capri ist immer eine Reise wert.
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