Mireuksa war der größte buddhistische Tempel des Königreichs Baekje , das von 57 v. Chr. bis 668 n. Chr. im Südwesten der koreanischen Halbinsel existierte. Die Ursprünge des Tempels gehen auf König Mu, den 30. Herrscher des Königreichs, zurück. Er ließ den Tempel 639 n. Chr. als Reichstempel errichten. Am 4. Juli 2015 wurde die Tempelanlage Mireuksa mit anderen historischen Stätten aus der Zeit des Baekje-Königreichs unter dem Titel: „Baekje Historic Areas“ von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die Tempelanlage befindet sich in Mireuksaji-ro, rund 10 km nordöstlich der Stadt Iksan in der Provinz Jeollabuk-do.
Die Legende von Mireuksamjon
Laut Samgukyusa, der „Legende der Drei Königreiche“, einer Schrift aus dem Jahr 1281, sollen König Mu und seine Frau, Königin Seonhwa, eine Vision von Mireuksamjon (Buddha Maytrea) gehabt haben. Das königliche Ehepaar war gerade am Weg zum Sajasa Tempel auf dem Yonghwasan Berg (heute Mireuksan) als sie diese Erscheinung hatten. Aufgrund dieser Vision ließ der König den nahe gelegenen Teich trocken legen und errichtete den Mireuksa-Tempel. Kunsthistoriker sagen, dass die Architektur des Tempels den Höhepunkt der Kunst, Architektur und Kultur der Drei Reiche darstellt. Aufzeichnungen deuten außerdem darauf hin, dass König Jinpyeong von Silla Handwerker schickte, um beim Bau des Tempels zu helfen.
Der Mireuksa-Tempel, der größte aller Baekje-Tempel, wurde 1980 in Iksan in der Provinz Jeollabuk-do ausgegraben. Die archäologischen Untersuchungen führten zu überraschenden Ergebnissen. Die Steinpagode im Mireuksa-Tempel ist eine von zwei erhaltenen Baekje-Pagoden. Außerdem ist sie die größte und älteste Koreanische Pagode. Hinzu kommt, dass der Mireuksa-Tempel eine ungewöhnliche Anordnung hat. Drei Pagoden, die in einer Ost-West Achse errichtet wurden. Jede mit einer Halle im Norden. Vermutlich war jede Pagode und jeder Saal von überdachten Korridoren umgeben, so dass es wirkte als ob drei Tempel auf dieser Achse aufgefädelt wären. Die Pagode in der Mitte war aus Holz, die anderen beiden aus Stein. Die Standorte einer großen Haupthalle und eines mittleren Tors wurden nördlich und südlich der Holzpagode ausgegraben.
Der Mireuksa Tempel heute
Die heute sichtbare Tempelanlage besteht aus dem durch archäologische Grabungen freigelegten Grundriss der Gebäuden sowie den Überresten der westlichen Pagode. Des Weiteren der rekonstruierten und mit neuzeitlichen Materialien errichteten östlichen Pagode und den beiden steinernen Flaggenmasten. Der Tempel bestand ursprünglich aus drei Pagoden, von denen zwei in Stein ausgeführt waren und die größere dritte aus Holz. Dazu kommen das großen Gebetshaus hinter der großen Pagode und die beiden kleinen Gebetshäusern jeweils hinter den Steinpagoden sowie eine Vorlesungshalle. Rund um die Pagoden gruppierten sich die Dormitorien und die Wirtschaftsräume. Südlich befand sich, zentriert ausgerichtet, das Gebäude mit dem Haupttor. Dahinter lag die neunstöckige Holzpagode. Der westlichen und östlichen Steinpagode gegenüber befanden sich ebenfalls an der Südseite zwei kleinere Tore. Durch diese Anordnung entstanden vier Innenhöfe, von denen drei nebeneinander angeordnet die Pagoden und die Gebetshäuser enthielten und ein größerer großzügigerer Hof, der sich nördlich dahinter befand und an dessen Ende die Vorlesungshalle lag.
Der Mireuksa Tempel – ups and downs
Im Januar 2009 entdeckte man in der Pagode die Bongangi, eine goldenen „Gründungsurkunde“. Abgesehen vom Gründungsdatum und Namen des Gründers, enthält sie eine Fürbitte für das Wohlergehen des Reiches. Der Tempel wurde gebaut, weil König Mu neben seinem Palast in Buyeo einen zweiten in Iksan errichten ließ und die Stadt zur zweiten Hauptstadt machte. Der Mireuksa Tempel überstand den Zusammenbruch des Baekje-Reichs im Jahr 660 n. Chr. und blieb auch während des Silla-Reiches (676–935) Zentrum religiösen Lebens. Grabungen belegen des Weiteren, dass die Tempelanlage auch in der Zeit des Goryeo-Reichs (918–1392) benützt wurde. Sein Niedergang begann mit der Joseon-Zeit (1392–1910). Denn in dieser Periode begann der Konfuzianismus den buddhistischen Glauben zu verdrängen.
Die Joseon machten den Konfuzianismus zur „Staatsreligion“. Man geht davon aus, dass der Tempel zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert geschlossen wurde und danach langsam verfiel. Die Holzbauten gingen verloren, nur die westliche Pagode blieb bis in das 20. Jahrhundert hinein als Ruine erhalten. Diese Steinpagode wurde 1915 während der japanischen Kolonialherrschaft notdürftig vor dem Verfall gesichert. Erste archäologische Untersuchungen fanden von 1978 bis 1989 statt. Als man am 14. Januar 2009 den Unterbau freilegte, stieß man auf die sogenannte Sari-Kammer, hier wurde die goldene Gründungstafel, Bongangi, gefunden.