Céide Fields liegt im Nordwesten Irlands, es ist heute ein archäologischer Komplex im County Mayo, etwa acht Kilometer nordwestlich von Ballycastle. Die neolithischen Überreste datieren zurück bis 3.500 vC. und sind Anwärter auf den Status UNESCO Kulturerbe der Menschheit. Berechtigterweise, denn sie gehören zu den größten neolithischen Feldsystemen der Welt. Erste Grabungen begannen bereits um 1930 als der Lehrer Patrick Caulfield, im Zuge des Torfabbaus, die Steinstrukturen entdeckte. Sein Sohn, Seamus legte nach seinem Archäologiestudium neolithische Hausstrukturen, Gräber und Steinmauern frei. Der Begriff „Céide“ bezeichnet einen abgeflachten Hügel, der liegt im Zentrum der Anlage, darauf steht heute das Visitor Center.
Eine 5.000 Jahre alte Streusiedlung
Vor 5000 bis 6000 Jahren existierte in Céide Fields eine Streusiedlung mit Feldern. Die jungsteinzeitlichen Bauern lebten anscheinend auf Einzelgehöften, die durch gerade Mauern voneinander abgetrennt waren. Vermutlich bildeten sie eine gut organisierte Gemeinschaft von Ackerbauern und Viehzüchtern, die das gerodete Land in gleichmäßige Blöcke aufteilten. Diese Siedlungsform dürften die frühen Bewohner Irlands beibehalten haben, denn auf der Dingle Halbinsel, im County Kerry, stehen noch heute die so genannten „Bienenkorbhäuser“, Clochén, wie man in Irland dazu sagt. Die runden Steinhäuser auf Dingle sind jünger, sie datieren ab dem ersten vorchristlichen Jahrtausend. Man nimmt an, dass Dunbeg Fort die „Fluchtburg“ für die Bewohner von Fahan war. Genaue Datierungen sind bei Clochéns schwierig, denn die Technik der Trockensteinmauer wird in Irland noch immer angewandt. Sicher ist, dass ab der Jungsteinzeit Gebäude in dieser Technik ausgeführt wurden. Fahan gilt aufgrund der Anzahl seiner Bienenkorbäuser als „größte neolithische Streusiedlung“ Irlands.
Irland vor 5000 Jahren – eine spannende Erkenntnis aus 2020
Eine dpa Meldung behauptet aufgrund einer Studie: „Irland hat extrem viele über 5000 Jahre alte Grabmonumente. Eine Analyse der Gräber belegt nun Inzest in der damaligen Elite, wie er für Gottkönige typisch war. Zudem liefert die Studie den ältesten Nachweis von Trisomie 21.“ Schon vor 5000 Jahren dominierten auf der irischen Insel offenbar Dynastien, wie sie von ägyptischen Pharaonen und den Gottkönigen der Inka bekannt sind. Eine Genstudie rekonstruiert im Fachblatt „Nature“, wie diese Machtstrukturen entstanden – und liefert den mit Abstand frühesten Nachweis für das Down-Syndrom. Zudem deutet sie darauf hin, dass ein irischer Mythos auf Jahrtausende alten tatsächlichen Begebenheiten basieren könnte.
Brú na Bóinne und Newgrange – die bekannteste sakrale Stätte Irlands
Irland birgt Hunderte große Grabanlagen – sogenannte Passage Tombs, bei denen unter großen aufgeschütteten und in Randsteine gefassten Erdhügeln lange Gänge in Grabkammern führen. Brú na Bóinne mit den Ganggräbern von Newgrange, Knowth und Dowth ist der bekannteste Grabkomplex der grünen Insel. Die Anlagen stammen aus dem 4. Jahrtausend vor Christus und ist damit älter als etwa die ägyptischen Pyramiden von Gizeh. Am berühmtesten ist das zwischen 3200 und 3000 vor Christus erbaute Newgrange im Osten der Insel nördlich von Dublin, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die Grabanlage mit einem Durchmesser von etwa 90 Metern ist so ausgerichtet, dass das Licht zur Wintersonnenwende bei Sonnenaufgang durch den gut 20 Meter langen Gang bis in das innere Kammergewölbe mit dem Altar fällt. Newgrange ist etwa 500 Jahre älter als das englische Stonehenge.
Die Baumeister von Brú na Bóinne
Über die Erbauer der Anlagen war bislang wenig bekannt. Nun analysierte das Team um den Genetiker Daniel Bradley vom Trinity College Dublin die Genome von 42 Menschen dieser Zeit aus verschiedenen Gräbern und sowie von zwei Bewohnern der Insel vor jener Epoche. Die Resultate zeigen, dass in diversen Großgräbern aus verschiedenen Regionen der Insel – etwa neben Newgrange auch in Carrowkeel und Carrowmore im Nordwesten – miteinander teils entfernt verwandte Menschen bestattet sind. «Das sieht nach einer mächtigen, verzweigten Verwandtschaftsgruppe aus, die über mindestens ein halbes Jahrtausend Zugang zu Grabanlagen der Elite in vielen Regionen der Insel hatte», wird Erstautorin Lara Cassidy in einer Mitteilung des Trinity College zitiert.
Ein Verstorbener aus Newgrange gibt spannende Einsichten in die damalige Gesellschaft
Besonders aufschlussreich ist ein in Newgrange bestattetes Mitglied dieser Gruppe: Die Eltern des Mannes waren Verwandte ersten Grades – also entweder Geschwister oder Eltern und direkte Nachkommen. Solche Inzest-Verbindungen sind nahezu weltweit tabuisiert – außer in bestimmten Herrscherdynastien, die so ihren familiären Machtanspruch sicherten. Ähnliche – allerdings jüngere – Beispiele gibt es aus dem Alten Ägypten und von den Inkas. «Das Prestige dieser Bestattungsform spricht für eine extreme Hierarchie, in der die einzigen würdigen Partner der Elite Familienmitglieder waren», erläutert Studienleiter Bradley. Isotop-Analysen der menschlichen Relikte zeigen, dass die in diesen Gräbern beigesetzten Menschen viel Fleisch und tierische Produkte aßen, was die Forscher als weiteren Beleg für ihren Wohlstand deuten.
Der größte neolithische Friedhof Europas liegt allerdings im Westen Irlands
Carrowmore ist der größte Friedhof der Megalithzeit, die Grabstätte liegt südwestlich von Sligo, im Zentrum der Halbinsel Céil érra. Hier vermutet man 60 größere Gräber, von denen aktuell die Hälfte archäologisch dokumentiert wurde. Das älteste Grab ist fast 6.000 Jahre alt. Auf gälisch heißt der Ort „An Cheathrú Mhór„, das große Viertel. Wie viele Begräbnisstätten es in Carrowmore genau gibt ist strittig, manche vermuten bis zu 200 Gräber. Jedenfalls ist es die größte Anhäufung von Megalithgräbern aus der Jungsteinzeit, errichtet zwischen 4.000 und 2.500 vC. Die meisten Strukturen sind kleine Passage Tombs und Dolmen, manche haben noch ihren Kreis aus Randsteinen erhalten. Denn die Gräber lagen ursprünglich unter einem „Cairn“, einem Erdhügel begraben. Carrowmore ist älter als Newgrange.
Der Poulnabrone-Dolmen im Burren
Poll na Brón, das „Loch der Sorgen“, wie der Dolmen auf gälisch genannt wird, ist ein Portal Grab im County Clare, in der Kalksteinlandschaft des Burren. Man Schätzt die Begräbnisstätte auf etwa 5.000 Jahre, sie datiert in die Jungsteinzeit und wurde vermutlich zwischen 3.800 und 3.200 vC. erbaut. Der Dolmen ist aus zwei Orthostaten aufgebaut, diese tragen einen etwa 3,65m langen Deckstein. Ursprünglich war die Struktur durch einen Steinhügel bedeckt. Dr. Ann Lynch hat in den 80er Jahren der 20.Jahrhunderts Grabungen durchgeführt. Sie fand Reste von Bestattungen und datierte diese auf etwa 3.000 vC.
Zurück zu Céide Fields und seiner Siedlungsstruktur
Die Gewohnheit sich rund um einen Hügel anzusiedeln hat in Irland eine lange Tradition. Das Landschaftsbild der grünen Insel wurde von den Eiszeiten geprägt. Irland ist heute ein ausgedehntes, flachwelliges Tiefland mit Hochmooren und zahlreichen Seen, die von geologisch alten Gebirgen umgeben sind. Nur bei Dublin reicht das Tiefland bis an die Irische See heran. Der Carrauntoohil im Südwesten ist mit 1041 m die höchste Erhebung. Diese Landschaft war zur Megalithzeit dicht bewaldet, wollte man sich orientieren, musste man auf einen Hügel klettern oder den Flusssystemen folgen. Hügel hatten eine zentrale Bedeutung und Monumente die auf ihnen errichtet wurden, hatten meist auch den Zweck der Orientierung in einem grünen Meer aus Bäumen. Die frühen Siedler rodeten Inseln in diese endlosen Wälder, am Fuß eines Hügels, an der Küste oder an einem Fluss. Das war bis in die keltische Periode die Realität der Menschen Irlands.
Carraig Phádraig – ein Hügel als Wahrzeichen Irlands
Der Kalksteinsporn ist 65 m hoch und gilt als irisches Wahrzeichen. Als Sitz von Feen und Geistern wurde er schon im Altertum verehrt. In keltischer Zeit war der „Caiseal“, das ist altirisch für Steinburg, der Sitz der Könige von Munster. Patrick, der Missionar Irlands, machte die Festung im 5. Jahrhundert zum Bischofssitz. Seither ist der Hügel in der Landschaft von Tipperary als „Carraig Phádraig“, der Felsen des Heiligen Patrick, bekannt. Hier soll er König Aengus getauft haben. Eine Legende erzählt, dass Patrick während der Zeremonie versehentlich seinen Bischofsstab in den Fuß von Aengus rammte, was dieser für ein christliches Taufritual hielt und daher still vor sich hin leidend ertrug. Hügel haben in Irland eine besondere Bedeutung – immer.