Theodor Mommsen und Theodor Storm waren Schulkollegen

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Der Pfarrersohn Christian Matthias Theodor Mommsen wurde am 30. November 1817 im nordfriesischen Garding, im damaligen Herzogtum Schleswig geboren. Das ist um die Ecke von Husum. Im Mai 1838 beginnt sein Jura-Studium an der Universität Kiel. Dort lernt er an der Universität Theodor Storm kennen. Beide teilen sich zeitweise eine Wohnung und veröffentlichen 1843 gemeinsam mit Mommsens Bruder Tycho die Gedichtsammlung „Liederbuch dreier Freunde„. Theodor Mommsen promoviert noch im selben Jahr mit einer Arbeit zum Römischen Recht und schließt damit sein Studium ab. Mommsen war ein deutscher Historiker und gilt noch immer als einer der bedeutendsten Altertumswissenschaftler des 19. Jahrhunderts. Seine „Römische Geschichte“, für die er 1902 den Literaturnobelpreis erhielt, zählt zu den Meisterwerken der Geschichtsschreibung. Aber Mommsen war nicht „nur Professor“, er hat sich auch politisch engagiert. Als politischer Mensch setzte er sich für Einheit und Freiheit ein, kritisierte Otto von Bismarck und kämpfte gegen den Antisemitismus.

Theodor Mommsen

Theodor Mommsen lebte in spannenden Zeiten

Die letzten 200 Jahren waren für Deutschland eine, historisch betrachtet, dynamische Zeit. Vor allem die letzten letzten 180 Jahren hatten es in sich. 1815-66 war Deutschland ein Staatenbund, 1871-1933 ein Bundesstaat, 1933-45 ein Einheitsstaat, 1945-49 Besatzungsgebiet; 1949-1990 ein geteilter Staat und nun ist es wieder eine vereinigte Republik. Mommsen wurde in die Zeit der Monarchie hineingeboren, denn diese bestand von 1815-1918. Die darauf folgende Demokratie 1919-1933 und die anschließende Diktatur von 1933-1945 hat er nicht erlebt, denn er starb 1903 in Berlin, aber vermutlich geahnt. Theodor Mommsen engagierte sich früh als politischer Mensch.

Jede große Zeit erfasst den ganzen Menschen.

Theodor Mommsen

Im Revolutionsjahr 1848 kehrt er nach seinem Forschungsaufenthalt in Neapel, in seine Heimat zurück und arbeitet kurz als Journalist bei der „Schleswig-Holsteinischen-Zeitung“. Im Herbst erhält Mommsen dann eine Professur für römisches Recht an der Universität Leipzig. Ein Jahr später beteiligt er sich allerdings am Dresdner Maiaufstand, der darauf abzielt, den sächsischen König Friedrich August II. zu stürzen und eine Republik einzurichten. Nach dem Scheitern des Aufstands wird Mommsen zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt, die er aber nicht antreten muss. 1851 wird er wegen seiner demokratischen Gesinnung von der Hochschule gefeuert.

Theodor Mommsen (Berlin)

Theodor Mommsen engagiert sich politisch

Mommsen ist neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit stets auch politisch engagiert. Dem preußischen Landtag gehört er von 1863 bis 1866 und erneut von 1873 bis 1879 als Abgeordneter an. Von 1881 bis 1884 ist er Mitglied des Reichstags für die Liberale Vereinigung. Wütend kritisiert er die Politik Bismarcks als „nichtswürdig“, nennt dessen Sozialpolitik sogar eine „Politik des Schwindels“. Bismarck fühlt sich durch Mommsen derart beleidigt, dass er einen Strafantrag stellt. Besonders energisch ist der Professor wenn es gegen den damals bereits verbreiteten Antisemitismus geht. Im sogenannten Berliner Antisemitismusstreit tadelt er den Historiker Heinrich von Treitschke, weil dieser „den Judenhass salonfähig gemacht“ habe. Treitschke hatte damals die Parole geprägt: „Die Juden sind unser Unglück.“ Für Mommsen ist der Antisemitismus dagegen „eine schauerliche Epidemie, wie die Cholera“. Er gehört 1890 zu jenen Menschen, die den Gründungsaufruf des „Vereins zur Abwehr des Antisemitismus“ unterschreiben.

Theodor Mommsen Porträt (Wikipedia)

Der Verein zur Abwehr des Antisemitismus

Als Reaktion auf den sich in den 1880er Jahren ausbreitenden Antisemitismus gründeten zahlreiche bürgerlich-liberale Persönlichkeiten 1890 den „Verein zur Abwehr des Antisemitismus“. Im Gründungsaufruf postulierten über 500 Unterzeichner christlicher Konfessionen die Aufgabe, „dem verderblichen und unchristlichen Treiben der Antisemiten“ entschieden entgegenzutreten. Theodor Mommsen war Gründungsmitglied. Inhaltlich konzentrierte sich der Abwehrverein darauf, die antisemitischen Stereotype von rassischer Unreinheit und Minderwertigkeit der Juden zu widerlegen und Behauptungen wie den immer wieder auftauchenden Vorwurf des jüdischen Ritualmords als Lüge zu entlarven.

In dem Glauben an das Ideale ist alle Macht, wie alle Ohnmacht der Demokratie begründet.

Theodor Mommsen

Mommsen schreibt eine lesbare Römische Geschichte nieder

Nach seinen Engagement beim Dresdner Maiaufstand bekommt Theodor Mommsen vorübergehend keine Professur in Deutschland, er geht daher in die Schweiz. 1852 reist er nach nach Zürich. Dort wird er jedoch nie richtig heimisch und stürzt sich deshalb in die Arbeit. Er beginnt seine mehrbändige „Römische Geschichte“ niederzuschreiben. In den Fakten ist Mommsen zwar penibel, doch formuliert er unterhaltsam, spannend und stilsicher. Sein Werk ist die erste wirklich lesbare Geschichte des Altertums. Daher ist er mit seiner „Römischen Geschichte“ ausgesprochen erfolgreich. Es wird in acht Sprachen übersetzt und erzeugt eine Begeisterung für Alte Geschichte.

Es ist die tiefste und herrlichste Wirkung der musischen Künste und vor allem der Poesie, dass sie die Schranken der bürgerlichen Gemeinden aufheben und aus den Stämmen ein Volk, aus den Völkern eine Welt erschaffen

Theodor Mommsen in Römische Geschichte

1858 kann er nach Deutschland zurück, denn Mommsen gelingt der Sprung nach Berlin an die Preußische Akademie der Wissenschaften. Drei Jahre später erhält er an der Berliner Universität einen Lehrstuhl für römische Alterskunde und hält dort bis 1885 Vorlesungen. Mommsen ist bei seinen Studenten nur mittelbeliebt. Widerspruch duldet er nicht und weist diesen mit wüster Polemik zurück. Daher bekommt er bald den Spitznamen „Rasiermesser“ bei den Studenten.

Theodor Mommsen Porträt

Theodor Mommsen „brennt“ für das was er tut

Heute würde man sagen, der Gelehrte, Literat und Politiker Mommsen „brannte“ für das was er tat. Das und die Tatsache, dass er ein großes Talent zum Schreiben hatte, erklärt seinen Erfolg, den er mit seiner „Römischen Geschichte“ hatte. Die Geschichte des Altertums war plötzlich wieder lesenswert. Mommsen erhielt daher 1902 für sein Hauptwerk, die „Römische Geschichte“, den Nobelpreis für Literatur. Verdient muss man sagen, denn es erfordert viel ein sperriges Thema so spannend zu gestalten. Als Politiker hat er ebenfalls von seinem profunden historischen Wissen profitiert, da er das Talent hatte, die Vergangenheit für die Gegenwart „brauchbar“ zu machen.

Wenn der Mensch keinen Genuss mehr in der Arbeit findet und bloß arbeitet, um so schnell wie möglich zum Genuss zu gelangen, so ist es nur ein Zufall, wenn er kein Verbrecher wird

Theodor Mommsen

Gleichzeitig war Mommsen ein Familienmensch, denn mit seiner Frau Maria Auguste, einer Tochter des Leipziger Verlegers Karl August Reimer, mit der er seit 1854 verheiratet war, hatte Mommsen 16 Kinder, von denen zwölf das Erwachsenenalter erreichten. Die Ehe war glücklich, Mommsen schrieb seiner Frau zeitlebens Liebesbriefe, Maria Auguste hat ihn schließlich um vier Jahre überlebt. Das Grab Mommsens befindet sich auf dem Dreifaltigkeitskirchhof II an der Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg. Seine Kinder und Enkel waren ebenfalls erfolgreich. Zwei Enkel traten in seine Fußstapfen und die Urenkel, Hans Mommsen und Wolfgang J. Mommsen haben die Geschichtswissenschaft im Nachkriegsdeutschland entscheidend mitgeprägt. Theodor Mommsen selbst verfasste über 1500 wissenschaftliche Studien und Abhandlungen zu verschiedenen Forschungsthemen, vor allem zu Geschichte und Rechtswesen des Römischen Reiches von der Frühzeit bis in die ausgehende Spätantike.

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