Worpswede im Teufelsmoor

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Eine Legende erzählt vom Riesen Hüklüth, der soll im Teufelsmoor unterwegs gewesen sein und damit er mit seinen großen Füßen nicht dauernd einsank, streute er bei jedem Schritt Sand, daraus entstanden jene Sanderhebungen, die zum Siedlungsraum für Menschen wurden. Mit dem Teufel hat das Moor übrigens nichts am Hut, denn der Name kommt von „doofes Moor“ und das wiederum bedeutet: Taubes Moor im Sinne von unfruchtbarem Boden. Man fährt aber auch nicht nach Worpswede um den Teufel zu treffen oder ein Moor zu bestaunen, sondern um die ansässige Künstlerkolonie zu besuchen. Quasi „ums Eck“ von Bremen hat der Maler Fritz Mackensen 1884 die Landschaft für sich entdeckt. Gemeinsam mit seinem Kollegen Otto Modersohn gründet er im Spätsommer 1889 die Malervereinigung von Worpswede, in die später noch Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler aufgenommen werden. Deswegen kommt man nach Worpswede und auch wegen der schönen Landschaft, den Galerien und den netten Cafés.

Hammewiesen mit Weyerberg (Otto Modersohn)

Das Teufelsmoor

Geologisch-geographisch betrachtet ist das Teufelsmoor ein Teil der Stader Geest und entspricht naturräumlich der Hamme-Oste-Niederung. Diese Landschaft liegt in einem eiszeitlichen Schmelzwassertal und erstreckt sich über eine Fläche von rund fünfhundert Quadratkilometer. Die Niederung wird zentral von der Hamme entwässert, in deren Urstromtal das Gebiet entstanden ist. Das Teufelsmoor ist ein Hochmoor, das in der Nähe der Flussläufe in ein Niedermoor übergeht und eines der größten zusammenhängenden Moore Nordwestdeutschlands. Bei den ältesten Stellen rund um Grasberg ist die Torfschicht bis zu elf Metern mächtig. Dieses Moor ist eine großartige, langsam gewachsene Landschaft die über Jahrtausende aus dem Meeresboden gehoben wurde. Wie? Durch eine ganz unscheinbare Pflanze – das Torfmoos.

Zion Kirche Worpswede

Die Geschichte(n) rund um das Moor

Die Menschen waren hier auf dem Holzweg – das bedeutet, sie haben Knüppelwege durch das Moor gebaut um sich sicher fortbewegen zu können. Ganz angstfrei waren solche Expeditionen wohl nicht, denn das Moor war ein Ort des Todes, Menschen und Tiere wurden hier als Opfer oder zur Sühne grausam erstickt. Erst im Mittelalter kommen Siedler ins Moor um zu bleiben. Die wenigen Höfe am Fuß des Weyerberges werden 1218 erstmals erwähnt und zwar im Steuerbuch. Sie mussten nämlich den Zehent an das Kloster Osterholz abliefern und das haben die Mönche aufgeschrieben. Erst Mitte des 18.Jahrhunderts beginnt man damit das Moor zu entwässern und legt Kanäle an, die gleichzeitig als Wasserstraßen dienen. Jürgen Christian Findorff leitete diese Unternehmungen und wird daher später als „Moorvater“ verehrt.

Den Eersten sien Dood, den Tweeten sien Noot, den Drüdden sien Broot

Spruch über das Teufelsmoor

Es war nicht immer friedlich im Moor

Bis ins 19.Jahrhundert wird das Moor kolonialisiert und das versprechen auf Boden lockte viele Siedler in die Gegend. Die ansässigen Bauern waren darüber wenig erfreut, denn der Boden wurde knapp. Das wiederum führte dann zu blutigen Auseinandersetzungen und letztlich zu Armut. Das Leben im Moor erforderte Anpassung. Die Bauern fuhren mit Booten auf den Kanälen zu ihren Torfstechereien. Das Brennmaterial wurde verkauft. 1875 hat man noch 18.000 dieser Torfkähne mit ihren charakteristischen schwarzen Segeln gezählt. Der Boden war karg und nur wenige Pflanzen waren widerstandsfähig genug um hier zu gedeihen. Dazu kam die permanente Überschwemmungsgefahr, daher verließen viele Siedler das Land wieder. Heute versuchen Naturschützer die Reste dieses einzigartigen Feuchtbiotops zu retten.

Käseglocke Worpswede

Die erste Künstlerkolonie Worpswede

Im Zentrum des Moores liegen die Geestinsel Weyerberg und die durch viele Landschaftsmaler bekannt gewordene Künstlerkolonie Worpswede. Fritz Mackensen und Otto Modersohn haben sie begründet und aus dieser ersten Malergemeinschaft entwickelte sich dann ein Ort wo bedeutende Künstler des Jugendstils, Impressionismus und Expressionismus lebten und arbeiteten. Der Grund warum sie kamen war das besondere Licht, die ländlichen Motive und die markanten Landschaften des Teufelsmoores. Denn die Rückbesinnung auf die Natur war ihr künstlerisches Leitmotiv. Mackensen malte die Moorbauern, Moderson dagegen war von der Landschaft fasziniert. Für Heinrich Vogeler wiederum war die Natur das Paradies, welches er in seinen Jugendstilwerken zu konservieren versuchte. Sein persönliches Paradies war der Barkenhoff in Worpswede, den man besuchen sollte.

Barkenhoff Worpswede

Worpswede wird bekannt und verändert sich

Rainer Maria Rilke kam 1899 nach Worpswede und war begeistert. Er schrieb daher zwei Jahre später eine Monografie der hier lebenden Maler. Auch das machte, neben den gemeinsamen Ausstellungen, die Malergemeinschaft bekannt. Letztlich zerbricht die Gründergemeinschaft allerdings am Erfolg. Allerdings kommen neue künstlerische Kräfte nach Worpswede. Udo Peters, Karl Krummacher und Walter Bertelsmann sind die zweite Generation – sie führen die Worpsweder Landschaftsmalerei weiter. Der Expressionismus zum Beispiel kommt mit Georg Tappert und dem Bildhauer und Architekten Bernhard Hoetger in den Ort. Letzterer hat das Ortsbild von Worpswede verändert und starke architektonische Akzente gesetzt. In und nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Ort zur Zuflucht für verfolgte oder heimatlose Künstler, wie zum Beispiel dem Surrealisten Richard Oelze. In den 50erJahren des 20.Jahrhunderts wird dann die „Junge Gruppe Worpswede“ gegründet. Sie sind abstrakte Maler, die Landschaftsmalerei verschwindet aus dem Moor aber die Künstlerkolonie überlebt als „Weltdorf der Kunst“.

Niedersachsenstein Worpswede

Was schaut man sich in Worpswede eigentlich an?

Primär die Architektur, denn die Häuser der Künstler erzählen auch die Geschichte der Kunstschaffenden, die Worpswede prägten. An der Nordseite des Weyerberges steht zum Beispiel die Villa Fritz Mackensens und oberhalb der Ostenhofer Straße liegt der Barkenhoff von Heinrich Vogeler, das vermutlich sehenswerteste Gebäude. Den Worpsweder Bahnhof hat übrigens auch Vogeler gestaltet und im „Haus im Schuh“ kann man sein Schaffen bewundern. Der Bildhauer und Architekt Bernhard Hoetger hat in den 20er Jahren des 20.Jahrhunderts mit seinen expressiven Bauwerken das Ortsbild gepägt. Sein Wohnhaus und das Café Worpswede sowie die „Große Kunstschau“ und das „Philine-Vogeler-Haus“ sind die besten Beispiele dafür. Als Bildhauer hat er den „Niedersachsenstein“ und das Grabmal für Paula-Moderson-Becker geschaffen – übrigens auch sehr sehenswert.

Café Worpswede

Der Barkenhoff und Heinrich Vogeler

Heinrich Vogeler als Jungendstilmaler zu definieren würde zu kurz greifen, denn Sein Malstil entwickelte sich sein Leben lang unter verschiedenen Einflüssen: vom Jugendstil über den Expressionismus bis zu den politisch, realistischen Motiven in seinen späten Lebensjahren. Der Barkenhoff mit seinem Park war Vogelers „heile Welt“. Heute verwaltet ihn die Barkenhoff Stiftung die 1981 gegründet wurde. Als sein Vater starb finanzierte das Erbe sein Künstlerleben ebenso wie seine Reisen nach Brügge, Paris, Dresden, Florenz und Sri Lanka. Zusammen mit den Malern Fritz Mackensen, Hans am Ende, Otto Modersohn und Fritz Overbeck gehörte er 1895 zu den „Gründervätern“ des „Künstler-Verein Worpswede“. Am Beginn pinselte er im präraffaelitischen Jugendstil. In dieser Zeit entstand auch sein bekanntestes Gemälde „Sommerabend“. Sein Haus in Worpswede wurde zum Treffpunkt für die linken Intellektuellen.

Licht sei sein Loos. Ist der Herr nur das Herz und die Hand des Baus, mit den Linden im Land, wird auch sein Haus schattig und groß

Rilke, Hausspruch für den Barkenhoff

Vogeler wurde auch durch seine Buchillustrationen für das „Granatapfelhaus“ von Oskar Wilde und die Märchen der Brüder Grimm bekannt. 1908 hatte Vogeler dann eine künstlerische Krise, er gründete daher zusammen mit seinem Bruder Franz die „Worpsweder Werkstätte“ für Möbelbau. Im Ersten Weltkrieg bewarb sich Vogeler schließlich als Kriegsfreiwilliger und arbeitete als Militärmaler. Im Laufe seines Dienstes wurde er zum Pazifisten und daher ausgemustert. 1920 reiste Vogeler mehrmals in die Sowjetunion, wo er die Lebensweise sowie die kommunistische und sozialistische Philosophie des idyllischen Zusammenlebens kennen lernte. Als er seine zweite Frau Sonja Marchlewska heiratete emigrierte er dorthin und arbeitete als reisender Maler im Auftrag staatlicher sowjetischer Stellen. Er unterstützte den Aufbau eines wahren Sozialismus und engagierte sich in antifaschistischen Projekten. Er starb krank und verarmt 1941 im Exil in Kasachstan.

Bild (Wikipedia) Stehend von links: Otto Modersohn, Fritz Mackensen, Heinrich Vogeler; sitzend: Fritz OverbeckHermann AllmersCarl Vinnen 1895

Fritz Mackensen, der Gründer von Worpswede

Heinrich Friedrich Karl Mackensen wurde am 8. April 1866 in Grene bei Kreiensen als Sohn eines Bäckers geboren. Nach dem Tod des Vaters versuchte die Mutter, die Familie als Wäscherin und Näherin zu versorgen. Mackensens Lehrer schickte die Zeichnungen seines Schülers an die Kunstakademie in Düsseldorf und diese Probearbeiten waren so gut, dass Mackensen ein Stipendium bekam. Die erste Begegnung mit dem Moor hatte der junge Mackensen bereits mit achtzehn Jahren als er hier seine Semesterferien verbrachte.

In erster Linie ist es das Lichtgeheimnis, das Form und Farbe und das Wesen der Dinge zum farbigen Wunder macht. Das ist es, was mich hier an diesem Fleckchen Erde im Teufelsmoor von Anfang an wie mit Ketten gefesselt hat

Fritz Mackensen über Worpswede

Mackensen war ein Fan des Malers Rembrandt, die Licht-Schatten-Technik des niederländischen Künstlers hatte es ihm angetan. Hier im Teufelsmoor fand er schließlich das Perfekte Licht um diese Inspiration im Kontext mit der Natur umzusetzen. Nach einer weiteren Ausbildung in München gründete Fritz Mackensen mit den Freunden Otto Modersohn, Hans am Ende und Fritz Overbeck die Künstlerkolonie in Worpswede. Diese zog bald andere Künstler an, auch der Schriftsteller Rilke war ein häufiger Gast. Über Worpswede sagte er damals:

Und da lagen nun vor den jungen Leuten, die gekommen waren, um sich zu finden die vielen Rätsel dieses Landes: die Birkenbäume, die Moorhütten, die Heideflächen, die Menschen, die Abende und die Tage, von denen nicht zwei einander gleich sind. Und da gingen sie nun daran, dies Rätsel zu lieben.

Rilke über Worpswede

Das bedeutendste Bild Mackensens ist in Worpswede entstanden: Das Monumentalbild „Gottesdienst im Freien“, das 1895 von der Münchner Künstlergenossenschaft ausgezeichnet wurde. Daneben entstanden auch Werke wie „Trauernde Familie“, „Worpsweder Madonna“, „Mutter und Kind“, die „Scholle“ oder der „Trinkende Bauer“.

Mackensen Mutter mit Kind

Die Kunst aus Worpswede kam damals gut an

Die jungen Maler stellten gemeinsam aus. Auch wenn der erste Versuch in der Bremer Kunsthalle nicht besonders erfolgreich war, bei der Ausstellung in München wurde Mackensen bereits die Goldmedaille verliehen.

„Kommen da ein paar junge Leute daher, deren Namen niemand kennt, aus einem Ort, dessen Namen niemand kennt, und man gibt ihnen nicht nur einen der besten Säle, sondern der eine erhält die große goldene Medaille und dem anderen kauft die Neue Pinakothek ein Bild ab“

Unbekannter Kritiker in Rilkes Worpswede 1903

Mit dem Erfolg der Künstler wurde Worpswede bekannt und andere Künstler – Dichter, Architekten und Kunsthandwerker siedelten sich in dem Künstlerdorf an. Fritz Mackensen heiratete 1907 seine Schülerin Hertha Stahlschmidt. Die Heirat dürfte Mackensen bewogen haben sich vom freien Künstlerleben abzuwenden. Denn der Künstler verlässt Worpswede um 1908 eine Professur an der Hochschule für Bildende Kunst in Weimar anzunehmen. Zwei Jahre später wurde er dort der Direktor. Nach dem Ersten Weltkrieg und mit Beginn der Inflation war die Familie pleite und es war notwendig, eine neue Existenz aufzubauen. 1918 kehrte er nach Worpswede zurück.

Mackensen Gottesdienst im Freien

Mackensen arrangiert sich mit dem Nationalsozialismus

Der Künstler wurde Mitglied im Wehrverbund Stahlhelm, für den er sich auch publizistisch engagierte, sowie im völkisch gesinnten, antisemitischen Kampfbund für deutsche Kultur. 1933 berief man ihn dann zum Leiter der Hochschule für Bildende Kunst in Bremen, die heutige Hochschule für Künste. Das bedeutete auch, dass er sich mit dem Nazi-Regime arrangierte. 1937 trat er in die NSDAP ein. 1942 hielt er sich, mittlerweile 76 Jahre alt, als Major der Propaganda-Ersatzabteilung im besetzten Nordfrankreich auf, wo er See- und Strandbilder malte. Nach dem Untergang des Dritten Reiches musste er sich wieder neu orientieren.  Fritz Mackensen lebte noch einige Jahre in seinem Haus auf dem geliebten Weyerberg in Worpswede. Er starb am 12. Mai 1953 in Bremen.

Otto Modersohn

Helmut Schmidt war ein großer Fan von Otto Modersohn

Die frühen Arbeiten Otto Modersohns faszinieren durch ihre klare einfache Sprache. Helmut Schmidt lernte Modersohn als junger Soldat kennen und war von den Moorlandschaften des Künstlers begeistert. Modersohn wurde am 22. Februar 1865 im westfälischen Soest geboren und er gilt zusammen mit Fritz Mackensen als Gründer der Künstlerkolonie Worpswede. Otto Modersohn war beeinflusst von der französischen Freilichtmalerei, allerdings malte er die niederdeutsche Landschaft des Teufelsmoor und porträtierten einfache Leute bei ihrer Arbeit.

Seine Frau war eine besondere Künstlerin

Paula Modersohn-Becker wurde erst posthum als Ausnahmekünstlerin rezipiert. Sie hatte ein sehr kurzes Leben. „Wie schade.“ – Mit diesen Worten starb die expressionistische Malerin 1907 im Wochenbett mit nur 31 Jahren in Worpswede bei Bremen. Wie bedeutend ihr Werk war, das hat man damals nicht erkannt. Paula war Modersohns zweite Frau. Sie war viel Jünger als der Maler und er war ihr Förderer, aber auch Kritiker. Bekannt wurde sie später durch ihre von Paul Cézanne beeinflussten expressiven Porträts. Obwohl Paula Modersohn-Becker zu Lebzeiten nur wenige Bilder verkaufte, steht der bodenständige Landschaftsmaler Otto Modersohn bis heute im Schatten seiner zweiten Frau.

Das Teufelsmoor Otto Modersohn

Modersohn und sein Werk

Etwa 12.000 Bilder umfasst das Werk des Künstlers. Die frühen Arbeiten Otto Modersohns faszinieren durch ihre klare einfache Sprache. Modersohn ist immer mit Skizzenbuch unterwegs, sobald dem Maler etwas auffällt, notierte er es. Anhand der Skizzen fertigt er dann noch am selben Abend Kompositionszeichnungen an. 186 solcher Skizzenbücher kann man heute noch im Otto-Modersohn-Museum bewundern und viele dieser Zeichnungen wurden zur Vorlage für seine Ölgemälde. Nach dem Tod von Paula zieht der Künstler in das rund 20 Kilometer nordöstlich von Worpswede gelegene Fischerhude. Modersohn und Vogeler hatten damals dieses abgeschiedene Dorf bei ihrer gemeinsamen Suche nach einem ruhigeren Künstlerort gefunden.

Die Zeit in Fischerhude

Hier entstehen Bilder von überraschender Farbigkeit und Leuchtkraft. Beim Malen soll sich Modersohn in einen tranceartigen Zustand versetzt und völlig in sich gekehrt gemalt haben. Modersohn hat das so beschrieben, dass nicht er, sondern „Es“ malt. Ob nun bewusst oder unbewusst – im Atelier hat er jedenfalls die Erinnerungen an die gesehene Natur umgesetzt.

Man muss die Grammatik der Natur lernen, ehe man ein Bild malt

Otto Modersohn

Er verliert um 1936 durch eine Netzhautablösung das Licht eines Auges. Vermutlich musste er sich ab dann mehr konzentrieren, um seinen Motiven die richtige Form zu geben, besonders in der perspektivischen Darstellung. Allerdings, wenn darauf angesprochen und gefragt wurde, ob das für ihn als Maler furchtbar sei, antwortete er stets: „Nein. Jetzt sehe ich nur noch das Wesentliche“. Otto Modersohn stirbt schließlich am 10. März 1943. Sein Sohn Christian Modersohn, der ebenfalls als Maler in Worpswede lebte, baute später für seinen Vater und dessen Gemälde ein eigenes Museum in Fischerhude.

Buchweizenfeld Fritz Overbeck

Fritz Overbeck und seine faszinierenden Landschaften

Worpswede war für den Landschaftsmaler quasi die Initialzündung seiner Karriere, das Fundament seiner Künstlerlaufbahn wurde allerdings bereits in den Jahren zuvor gelegt. Damals, als Fritz Overbeck an der renommierten Düsseldorfer Kunstakademie studierte und sich in der Meisterklasse von Professor Eugen Dücker zum Landschaftsmaler ausbilden ließ. Overbeck wurde 1879 in Bremen geboren. Obwohl Worpswede nur wenige Kilometer von Bremen entfernt liegt, wird Fritz Overbeck erst durch Fritz Mackensen und Otto Modersohn auf den Ort im Teufelsmoor aufmerksam, er will nun auch diesen Ort kennen lernen, der durch das Licht und die grandiose Landschaft so viele Motive für die Malerei in die Ateliers liefert. 1892 kommt Fritz Overbeck das erste Mal nach Worpswede. Der Besuch muss ihn beeindruckt haben, denn zwei Jahre später beginnt er, ebenso wie seine Künstlerfreunde, hier in Worpswede sein künstlerisches Wirken.

Fritz Overbeck, im Moor

Der Maler einsamer Moorlandschaften

1896 bezieht er sein Atelier auf dem Weyerberg und schafft sich ein erstes Markenzeichen als Maler einsamer Moorlandschaften. Um sein Budget aufzubessern war Overbeck auch grafisch tätig, so schuf er zum Beispiel Werbegrafiken für die Stollwerk-Schokoladen. Als es in Worpswede wuselig wird zieht der Künstler um. Es ist überliefert, dass Fritz Overbeck aus diesen Gründen 1905 in die Nähe von Bremen-Vegesack übersiedelte. Mit dem Wechsel zur Küste änderten sich seine Bilder. Er schuf nun Gemälde von den Dünenlandschaften der Nordseeinseln. Sein Rückzug aus Worpswede erklärt sich vielleicht wirklich aus einem Bedürfnis nach Ruhe und Abgeschiedenheit. Denn von wenigen Ausnahmen abgesehen, fehlen auf seinen Bildern Darstellungen von Menschen. Es ist die Wirkung einer verlorenen Weite, die seinen Bildern ihre Kraft gibt. Er stirbt, mit neununddreißig Jahren, relativ jung.

Was gibt es in Worpswede zu erkunden?

Abgesehen von den Künstlern und ihren Werken in den lokalen Galerien und der sehenswerten Großen Kunstschau, die Bernhard Hoetger 1926 im germanisch-expressionistischen Stil entworfen hat, gibt es einiges zu entdecken. Das Haus im Schuh mit seiner Heinrich Vogeler Sammlung zum Beispiel oder die Alte Windmühle, die oft das Motiv für die Worpsweder Maler gewesen ist. Im Haus im Schuh arbeiten und leben heute übrigens die Töchter von Vogeler, Bettina und Martha. Sehenswert ist auch die Architektur der beiden Niedersachsenhäuser. Einen Stopp verdient das Café Worpswede in der Lindenallee 1. Im Inneren gibt es nicht nur Kaffee und Kuchen sondern auch sehenswerte Deckengemälde und einen Lebensbaum der nordischen Sage. Hoetger hat es entworfen und im anschließenden Waldpark befinden sich Skulpturen des Bildhauers.

Der Worpsweder Bahnhof wurde 1910 immerhin von Heinrich Vogeler erbaut. Heute kann man hier gut essen. Oder eine Reise in die Vergangenheit im Alt Worpsweder Teestübchen in der Osterweder Straße. In dem alten Worpsweder Reetdachhaus, das 1860 erbaut und liebevoll restauriert wurde gibt es einen schattigen Sommergarten und gutes Eis. Oder vielleicht ein Ausflug zu der Käseglocke, der runde fast im Wald liegende Bau aus dem Jahre 1926 war ehemals das Wohnhaus des Schriftstellers und 1. Worpsweder Gästeführers Edwin Koenemann. Vorbild war ein Entwurf des Architekten Bruno Taut von 1921.

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