Katalonien im Nordosten der Iberischen Halbinsel gelegen, ist die kulturell und landschaftlich abwechslungsreichste Region Spaniens. Denn von den hochalpinen Pyrenäen über ausgedehnte Wälder in den Mittelgebirgen und landwirtschaftlich genutzten Ebenen bis hin zu steilen Felsküsten und breiten Sandstränden bietet die autonome Region eine enorme Vielfalt. Die Klimazonen reichen daher von Pelzunterhose bis Bikini und die (Kunst)Geschichte von den Dolmen der Megalithzeit bis Foster in Barcelona, mit einem Schwerpunkt auf der Epoche der Romanik und der katalanischen Gotik. Dabei ist Katalonien nicht groß, kleiner als Österreich, vergleichbar mit Belgien, hat es doch nur knapp 32.000 Quadratkilometer Fläche. Trotzdem tummeln sich hier etwa 7,7 Millionen Katalanen. Dicht besiedelt sind allerdings nur die Ballungszentren: Barcelona, Tarragona, Lleida und Girona. Denn alle anderen Städte haben weniger als 100.000 Einwohner. In jedem Fall ist Katalonien eine autonome Region mit vielen Facetten, vom kleinen Dorf bis zur Metropole Barcelona mit ihren brandneuen Supermanzanas.
Tarragona, die Stadt der Menschentürme
Das antike Tarraco der Römer hat mittlerweile 2.200 Jahre Geschichte am Buckel, merkt man der Stadt an, denn die römischen Ruinen sind gut sichtbar. Sie war damals die Hauptstadt der römischen Provinz Hispania Citerior an der heutigen Costa Dorada. Daher ist die inmitten ausgedehnter Strände liegende katalanische Stadt reich an Bauwerken aus jener römischen Epoche. Da wären: Etwa das am Meer gelegene Amphitheater, welches 12 000 Zusehern Platz bot, der Circus, das Forum Romanum, das Grabmonument Torre dels Escipions, der Triumphbogen Arc de Berà, das Mausoleum von Centcelles und dem Aquädukt, auch Pont del Deable, Teufelsbrücke genannt. Die UNESCO hat das honoriert, Tarragona ist auf der Liste. Beeindruckend ist aber auch die Kathedrale mit dem Katzenbegräbnis (muss man gesehen haben), etwas skurril ist ein bemuskelter Richard Wagner am Fuß der Stadtmauern und besonders sind die Menschentürme.
Die Katalanen nennen diese Menschentürme „Castells“ und praktizieren den Brauch seit über 200 Jahren als authentischen Bestandteil der katalonischen Kultur. Im frühen 19. Jahrhundert entstand in Katalonien die Idee, die Geschicklichkeit und die Kraft der Katalanen in Form von Menschentürmen zu repräsentieren. Denn Kraft, Balance, Mut und gesunder Menschenverstand sind notwendig, um bis zu zehn Ebenen hochzubauen. Das Wichtigste ist die feste Basis, darauf lastet das Gewicht. Denn je nach Höhe des Turms besteht sie aus mehreren Hundert Menschen. Heute sind Tarragona und Barcelona bekannt für diese Tradition und die Menschenpyramiden zählen immerhin zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe. Die Castellers, die die Castells bauen, sind in örtlichen Gruppen organisiert, die miteinander rivalisieren. Jeder will das schönste, beste und vor allem höchste Castell errichten. Das Ereignis beinhaltet exakte Techniken und vielfältige Rituale. Die Castells können acht, neun oder zehn und noch mehr Ebenen hoch sein.
Montserrat der gesägte Berg
Der Montserrat ist eine zehn Kilometer lange und fünf Kilometer breite Gebirgskette in der Provinz Barcelona. Seit 1987 ist dieser Teil der „Serralada Prelitoral Catalana“, also des Katalanischen Vorküstengebirges, ein Naturpark. Am Wochenende kommen dann die Ausflügler von Barcelona um hier Picknick zu machen. Die Pilger kommen rund ums Jahr, denn die Benediktinerabtei Santa Maria de Montserrat, auf 721 Metern Höhe gelegen, ist ein wichtiger Wallfahrtsort. Die Schwarze Madonna von Montserrat zieht viele von ihnen an, denn die „La Moreneta“ aus dem 12.Jahrhundert hat ihren Sitz im Kloster. In der Kirche erklingt täglich um 13 Uhr das Marienlied „Virolai“, das wird hier von der „Escolania de Montserrat“ gesungen. Der Knabenchor singt es seit 1307 und ist damit einer der ältesten Europas. In Montserrat legte übrigens auch Ignatius von Loyola, der spätere Gründer des Jesuitenordens, 1522 seine Offizierswürde ab, schenkte Dolch und Schwert der Jungfrau und seine feinen Kleider einem Bettler.
Montserrat ist allerdings auch ein nationales Monument
Das Kloster hat auch mit dem katalanischen Nationalismus zu tun, denn aufgrund der kirchlichen Sonderrechte, konnte im Kloster auch zur Zeit Francos Katalan gesprochen werden. Dazu muss man in der Geschichte in die Zeit rund um General Francos Machtübernahme gehen: Während der „Zweiten Republik Spaniens“, also ab 1931, hatte Katalonien eine provisorische Autonomie. Diese endete allerdings mit dem Beginn des spanischen Bürgerkriegs. Denn unter Franco putschte das spanische Militär gegen die republikanische Regierung und die Folge war drei Jahre Bürgerkrieg in Spanien sowie Revolution in Katalonien. 1939 marschierte Franco in Barcelona ein und damit begannen die Jahre der Diktatur. Franco befahl: „Wenn du Spanier bist, sprich Spanisch!“ Katalan wurde verboten, katalanische Namen wurden „spanisiert“ und Bücher oder Zeitungen durften nicht mehr in der eigenen Sprache erscheinen. Viele Katalanen flohen daher damals ins Exil. Geschätzte 4000 wurden während der Diktatur hingerichtet. Die Gefängnisse füllten sich mit Gefangenen des Franco-Regimes.
Das „Zisterzienser Dreieck“ Kataloniens
Für die Wiederbevölkerung der Nova Catalunya war es ein glücklicher Zufall, dass zu diesem Zeitpunkt die Reformbewegung von Bernhard von Clairvaux das monastische Leben durcheinander wirbelte. Viele Mönche verließen ihre alten Klöster. Die Wirren des Investiturstreits hatten bei ihnen das Bedürfnis nach religiöser Erneuerung hervorgerufen. Dazu kam, dass in den Klöstern Ausschweifungen und die Anhäufung von Reichtum zur gängigen Praxis wurde. Die Reformer um Bernhard dagegen sahen das persönliche Gewissen als entscheidende Instanz und suchen ein Leben in Stille und Einfachheit. Die alte Benediktinerregel „ora et labora“ stand bei Bernhard im Vordergrund, mit Gebet und Fleiß urbanisierten die Zisterzienser daher das Hinterland von Tarragona. Die „Ruta del Cister“ ist heute eine touristische Region im Dreieck der Städte Barcelona, Tarragona und Lleida. Sie wird geprägt durch die drei großen Zisterzienserklöster des 12.Jahrhunderts: Santes Creus, Vallbona de les Monges und Santa Maria de Poblet.
Die Kirchen des Boi Tales
Katalonien war aufgrund der Pilger-und Handelswege immer offen für neue Kunstströmungen. Von all den unterschiedlichen Einflüssen ist besonders die Romanik bis heute besonders präsent. Sie entwickelte sich als das historische Katalonien entstand und sich der Feudalismus immer stärker ausbreitete. Das war zur Zeit des 9.Jahrhunderts, denn da machten sich die Grafen der Hauptstadt Barcelona unabhängig: Zwischen 875 und 895 vereinte Guifrè el Pelós (Wilfried der Haarige) mehrere kleine Grafschaften, die fortan von Barcelona aus verwaltet wurden. Die meisten Historiker sehen daher in diesem Zusammenschluss die Geburtsstunde Kataloniens. Aktuell finden sich in Katalonien etwa 1.900 Kirchen, 200 Burgen und Festungen, einige instand gesetzte Herrenhäuser und Bürgerpaläste sowie Brücken, Mühlen und andere Bauwerke mit romanischen Elementen. Die romanischen Kirchen des Boi Tales sind dafür ein gutes Beispiel.
Ziemlich abgeschieden, in der kleinen Comarca Alta Ribagorça, liegt das Vall de Boí mit seinen romanischen Kirchen, die hier in eine grandiose Landschaft eingebettet sind. Diese Gotteshäuser, von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt, wurden zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert erbaut. Aufgrund ihrer wehrhaften Türme und ihres reinen romanischen Stils, der an die alten Kirchenbauten der Lombardei erinnert, wird vermutet, dass man damals norditalienischen „Gastarbeiter“ beschäftigte. Aber nicht nur das Äußere der Kirchen macht diese zu fantastischen Kunstwerken, sondern auch die farbenprächtigen Wandmalereien im Inneren der Kirchen der Dörfer Boí und Taüll tragen dazu ihren Teil bei.
Der einzige Nationalpark Kataloniens ist wunderschön
Der Parque Nacional de Aigüestortes i Estany de Sant Maurici ist der einzige Nationalpark in Katalonien und liegt auf dem Gebiet der Comarca Pallars Sobirà und La Alta Ribagorca. Der Name „Aigüestortes“ geht auf die Mäander des Riu de Sant Nicolau zurück, denn er bedeutet so viel wie „gewundene Gewässer. Der Park ist rund 105 Quadratkilometer groß und besteht aus Stein und Wasser. Rund um den Berg Els Encantats gruppieren sich etwa 200 Seen. Am bekanntesten ist der Sant-Maurici-See am Fuß der Gebirgskette der Encantats. Die sind laut Legende zwei versteinerte Jäger, die bei der verbotenen Jagd auf „Pyrenäen-Gämsen“ erwischt wurden. Der Park schützt heute Flora und Fauna. Die Vegetation ändert sich je nach Höhenlage: Sie reicht von mediterranen Wäldern bis hin zu alpinen Landschaften. Die Tannen-und Hakenkieferwälder, die alpinen Weiden und Steinschluchten sind der Lebensraum von Tieren wie dem Wildhuhn, der Pyrenäen-Gämse, dem Murmeltier und dem Bartgeier.
Ripoll – das Tor zu den Pyrenäen
Die Stadt Ripoll befindet im Norden Kataloniens und zwar in der Provinz Girona. Die Stadt mit rund 11.000 Einwohnern ist eingebettet in das Vorgebirge der Pyrenäen und liegt und auf einer Höhe von fast 700 Metern am Zusammenfluss von Ter und Freser. Die Geschichte von Ripoll ist mit der seines Kloster verknüpft, dieses wurde um 890 gegründet und daher im romanischen Stil erbaut. Es war eines der wichtigsten Klöster Kataloniens und trug ganz wesentlich zur Wiederbesiedlung der Region um Ripoll bei, nachdem die Araber vertrieben wurden. Ebenfalls sehenswert ist die romanische Kirche Sant Pere, die im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Die Stadt ist auch Ausgangspunkt für einen Besuch des Santuari de la Mare de Deu de Nuria. Von Ribes de Freser fährt eine Zahnradbahn, die Cremerella de Núria, in die atemberaubende Bergwelt der Pyrenäen auf fast 2000 Meter Höhe hinauf. Endstation ist das Heiligtum von Nuria.
Das Benediktinerkloster von Ripoll
Das Kloster Santa Maria de Ripoll ist in der Romanik entstanden und obwohl ein Großteil der heutigen Kirche im 19.Jahrhundert wieder aufgebaut wurde, ist der alte, originale Portikus ein berühmtes Werk der katalanischen Romanik. Die war in all ihren Perioden und Ausprägungen immer eingebettet in gesamteuropäische Kunsttrends. Manchmal war sie Vorreiterin, manchmal nahm sie Neuerungen aus anderen Kunstregionen in ihren Stil auf. Das Kloster Santa Maria de Ripoll ist ein gutes Beispiel dafür, es wurde 888 von Graf Wilfred dem Haarigen (Guifré el Piles) gegründet. Er nutzte es als Ausgangspunkt für die Wiederbesiedlung der Region nach der Eroberung. Seinen Sohn Ridulph ließ er hier von den Benediktinermönchen erziehen, Ridulph wurde später Abt des Klosters und Bischof von Urgell. Der zweistöckige Kreuzgang ist übrigens besonders sehenswert.
Andorra, ein Zwergstaat in den Pyrenäen
Andorra ist ein Drama des Schweizer Schriftstellers Max Frisch und es ist ein Zwergfürstentum in den Pyrenäen, um letzteres geht es hier. Der Zwergstaat wurde 1278 gegründet und ist gerade einmal doppelt so groß wie Wien. Mit 468 Quadratkilometer Fläche ist er trotzdem der größte der sechs europäischen Zwergstaaten. Es ist auch der einzige Staat der Welt, der von zwei „ausländischen“ Staatsoberhäuptern regiert wird – dem Bischof von Urgell und dem Präsident von Frankreich, denn die Linie der Grafen von Foix ist ausgestorben. Den Lebensunterhalt verdient sich Andorra als Steueroase und mit dem Wintersport. Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle. Andorra möchte von Touristen aus aller Welt so richtig entdeckt werden. Man wirbt um mehr Besucher. 2017 wurden zwar acht Millionen Touristen gezählt aber mehr als fünf Millionen von ihnen blieben nicht mal für eine Nacht. Das will man ändern.
Besalu, eine romanische Stadt wie aus dem Bilderbuch
Es ist zwar keine romanische, sondern eine imposante gotische Festungsbrücke die nach Besalu führt, aber in der Stadt haben sich viele romanische Reste erhalten. Es ist daher eines der am besten erhalten gebliebenen mittelalterlichen Städtchen Kataloniens. Iberer, Römer, Juden und Christen hinterließen hier ihre Spuren. Heutzutage ist Besalu ein attraktiver Ort, der einen ganz eigenen Charakter mit mittelalterlichem Charme beibehalten hat. Das historische Zentrum ist zudem architektonisch interessant. Neben der alten Brücke Pont Vell aus dem 11.Jahrhunder, sind die Kirchen Sant Vicenç und Santa Maria, sowie die Kirche des Klosters Sant Pere aus dem 12.Jahrhundert und die jüdische Mikwe sehenswert. Besalú ist die Hauptstadt der Comarca Garrotxa und liegt auf einer felsigen Anhöhe am Nordufer des Rio Fluvia, am Fuße der spanischen Pyrenäen. Es ist nur 33 Kilometer von Girona oder 25 Kilometer von Figueres entfernt. Daher kommen viele Tagestouristen nach Besalu, der Tourismus ist heute eine wichtige Einnahmequelle geworden.
Sant Joan de les Abadesses und seine Kreuzabnahme
Der Ort liegt in den Pyrenäen, nicht weit von der französischen Grenze und um die Ecke von Ripoll. Sant Joan de les Abadesses ist klein, denn gerade einmal 3.232 Einwohner wohnen hier. Es liegt im Flusstal des Ter aber trotzdem auf einer Höhe von 775 Metern über dem Meeresspiegel. Das Kloster ist das Zentrum des Städtchens, Wilfried der Haarige, damals Graf von Barcelona, hat es 880 gegründet. Seine Tochter Emma wurde die erste Äbtissin der Benediktinerabtei. Bis zum Jahr 1017 führten Äbtissinnen das Kloster. Dann wurden sie vom Papst des Aufruhrs beschuldigt und ausgewiesen. Die Moral wurde wiederhergestellt und das Kloster wurde, allerdings von Augustinern, weitergeführt. Man kommt hierher um eine geschnitzte Gruppe der Kreuzabnahme aus dem Jahr 1251, die „Santissimi Misteri“ des Laienbruders Dulcetus, zu sehen. Denn sie ist die schönste ihrer Art in Katalonien.
Girona ist eine spannende Stadt und gemütlich wie ein Wohnzimmer
Seit Ryanair den Flughafen von Girona entdeckt hat und die Stadt in der Serie „Game of Thrones“ als Kulisse diente, ist Girona aus dem Schatten Barcelonas getreten. Die Stadt mit knapp 100.000 Einwohnern ist nur anderthalb Stunden von Barcelona entfernt. Für die Serie verwandelte sie sich in die Stadt Braavos auf dem Kontinent Essos. Es gibt geführte Touren, die Fans von „Game of Thrones“ an alle wichtigen Schauplätze führen. Die Hauptgeschichte, die in Braavos, der Stadt der Seefahrer und Schwertmeister spielt, handelt von Arya Stark und ihrer Ausbildung bei den gesichtslosen Männern. Arya rennt in der Serie durch die Carrer de Ferran el Catòlic und kämpft in den Arabischen Bädern aus dem 12. Jahrhundert. Girona ist aber viel mehr als eine Filmkulisse und eigentlich geht es hier ruhiger zu als im Film, denn Girona ist eine gemütliche Stadt.
Die ersten Siedler dürften Iberer gewesen sein, Spuren hinterließen aber erst die Römer und die Westgoten. Nach einem kurzen maurischen Intermezzo eroberte Karl der Große die Stadt 785 für die Christenheit zurück und machte sie zu einer der vierzehn ursprünglichen Grafschaften Kataloniens. Dann kamen die Mauren zurück und zerstörten Girona. Also alles was man heute noch sehen kann, stammt also aus der Zeit ab dem 9.Jahrhundert. Absolutes Highlight ist die monumentale Kathedrale Santa Maria, ein Stilmix aus verschiedensten Kunstepochen zwischen dem 11. und dem 17. Jahrhundert mit einem sehenswerten Wandteppich, der heute im Museum aufbewahrt wird. Der Schöpfungsteppich, der „Tapís de la creació“, ist um die Wende des 11.Jahrhunderts sehr wahrscheinlich in Girona entstanden.
Dali in Katalonien
In Katalonien kommt man an Dali nicht vorbei, denn er war ein Kind des Empordà, einer abgeschiedenen Gegend an der nördlichen Costa Brava. Hier ist er geboren und gestorben. Den Großteil seines Lebens verbrachte er in den Orten Figueres, Cadaqués und Púbol, dem sogenannten „surrealistischen Dreieck“. Am 11. Mai 1904 wird Salvador Dalí in der Carrer Monturiol geboren. Seine Familie ist wohlhabend, der Vater verdient als Notar nicht schlecht. Wie viele wohlhabende spanische Familien, die im Landesinneren leben, besitzen auch die Dalís ein Haus am Meer. Jedes Jahr verbringt die gesamte Familie ihre Sommerferien in Cadaqués, einem kleinen Fischerhafen an der nördlichen Costa Brava. Im Sommer 1929 trifft Dali hier auf seine große Liebe. Denn der französische Dichter Paul Éluard bringt seine Frau Helena Dimitrievna Diakonova, genannt Gala, mit nach Cadaqués. 1948 zieht Dali mit Gala nach Portlligat. In den folgenden 22 Jahren entstehen die meisten Werke Dalís.
Die mittelalterlichen Dörfer bei Girona
Der kleine mittelalterliche Ort Pals ist wegen seiner Lage nahe der Costa Brava ein viel besuchtes Ausflugsziel. Nur fünf Kilometer von den Stränden entfernt, zieht er besonders an Markttagen Massen von Urlaubern an. Pals und Peratallada sind die beiden „Vorzeigedörfer“, die repräsentativ für viele der kleineren Dörfer in der Gegend stehen. Ersteres steht auf einem Hügel, die mittelalterliche Altstadt, die Vila Vela, steht unter Denkmalschutz. Während des spanischen Bürgerkrieges haben die Truppen Francos das Dorf bombardiert und vollständig zerstört. Ab 1950 begann auf Initiative des Arztes Pi i Figueras und des Bürgermeisters Pere Servia i Canto der Wiederaufbau des Städtchens. Man merkt heute nichts mehr davon. Peratallada dagegen ist original erhalten und für seine alten Steinhäuser und zerfurchten Steingassen und Durchgänge bekannt.
Cadaques – die weiße Stadt an der Küste
Cadaqués hat sich trotz der Touristenströme, die auf den Spuren von Salvador Dalí tagsüber den Ort bevölkern, noch viel Ursprüngliches bewahrt. Besonders in den Abendstunden kann man sich davon überzeugen. Früher hat man hier vom Fischfang gelebt, dann kam im 18.Jahrhundert der Weinanbau dazu. Die Reblaus beendete den vorübergehenden Reichtum und der Tourismus brachte ihn im 20.Jahrhundert wieder zurück. Cadaques liegt in einer zum Meer geöffneten Bucht auf der Halbinsel Cap de Creus, deren östliches Ende zugleich den östlichsten Punkt der Iberischen Halbinsel und damit Spaniens markiert. Dali hat die Künstler in den Ort gebracht und viele Touristen kommen heute, weil Dali hier einmal gewesen ist. Neben Dali haben auch Federico García Lorca, Luis Buñuel, Paul Éluard und Max Ernst den Ort genossen. Am Strand von Portlligat steht übrigens das Haus mit Atelier von Salvador Dalí. Das kann man besichtigen.
Megalithkultur am Kap des Kreuzes
In der Nähe von Roses, an der Straße nach Montjoi, im Naturpark von Cap Creus, befinden sich beeindruckende Megalithen. Man findet Dolmen Menhire und Steinkisten, der größte davon ist der „Creu d’en Cobertella“ mit einer achtzehn Tonnen schweren Deckplatte, die auf sechs großen Blöcken ruht. Seit 1964 ist der größte Dolmen Kataloniens restauriert und unter Denkmalschutz gestellt. Bei Grabungen fand man menschliche Knochen und Keramik aus verschiedenen Epochen, daher datiert man die megalithische Anlage auf etwa 3000 v Chr. Die Serra de l’Albera hat übrigens die größte Konzentration von megalithischen Denkmälern in Katalonien. Bisher hat man hier 110 Dolmen, 19 Menhire, 7 Steinkisten und eine neolithische Siedlung katalogisiert. Die meisten Monumente bestehen aus Gneis mit Quarzeinschlüssen. Es gibt Wanderwege die zu den einzelnen Megalithstätten führen.
Sant Pere de Rodes, die große alte Abtei am Jakobsweg
Vor mehr als 1000 Jahren gründeten Benediktiner das festungsartige Kloster aus Schutz vor Piratenüberfällen in 500 Metern Höhe. Es liegt in Katalonien in der Provinz Girona, im heutigen Naturpark Cap de Creus, in der Gemeinde El Port de la Selva. Eine Legende erzählt, dass römische Mönche auf der Flucht vor den Germanen die Reliquien des Heiligen Petrus an die katalanische Küste brachten. Sie sollen im Auftrag von Papst Bonifatius ein erstes Kloster um 600 gegründet haben. Das Kloster Sant Pere de Rodes ist in Terrassen angelegt und passt sich so perfekt an an den gebirgigen Untergrund an. Im Mittelpunkt des verschachtelten Gebäudekomplexes stehen die Klosterkirche und der Kreuzgang. Beide wurden im 10. und 11. Jahrhundert erbaut, die romanischen Steinmetzarbeiten iim Inneren sind sehr sehenswert.
Die Costa Brava hat viele schön und sogar ruhige Ecken
Die „Wilde Küste“ ist der nordöstlichste Streifen der Mittelmeerküste in Katalonien. Den Namen geprägt hat ein Journalist, in der Zeitschrift La Veu de Catalunya wird der Begriff „Costa Brava“ 1908 zum ersten Mal öffentlich verwendet. Die Küste ist besser als ihr Ruf. Das würde man merken, wenn man sich die Gegend erwandert. An der Costa Brava entlang führt der 200 Kilometer lange Camí de Ronda von Blanes bis Portbou. Er geht auf alte Küstenpfade zurück, die früher von Fischern benutzt wurden. Seit der Olympiade 1992 in Barcelona trägt der Fernwanderweg die Bezeichnung GR 92. und man braucht etwa 31 Tage um den Camí de Ronda zu gehen. Die Landschaft ist grandios und es gibt durchaus interessante Orte am Weg. Begur zum Beispiel. Im 19. Jahrhundert wanderten viele Einwohner nach Kuba aus und kamen reich nach Hause. Sie ließen sich Herrenhäuser errichten, die sogenannten Casas Indianos im karibischen Kolonialstil sind sehenswert.
Barcelona, die Hauptstadt Kataloniens braucht Zeit
Die katalanische Hauptstadt Barcelona ist nicht nur die nach Madrid zweitgrößte Stadt Spaniens. Sie zählt mit ihrem einzigartigen Mix aus Kultur und außergewöhnlicher Architektur, Kulinarik und Nachtleben, Barcelonetta und historischen Vierteln auch zu den spannendsten Städten Europas. Die Rambla, für die auch der Plural „Las Ramblas“ verwendet wird, ist die Flaniermeile von Barcelona. An der etwa 1,3 Kilometer langen Straße, die vom Placa Catalunya bis zum Hafen reicht, liegt auch die Markthalle La Boqueria. Schon seit dem 13.Jahrhundert gab es an dieser Stelle eine Art Straßenmarkt. Das heutige Gebäude aus Glas und Stahl entstand aber erst Mitte des 19.Jahrhunderts, das auffällige Metalldach wurde 1914 eingeweiht. An über 300 Ständen gibt es Obst, Gemüse und Blumen, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte, Back-und Süßwaren. Im hinteren Bereich finden sich kleine Tapasbars und Cafés.
Eines ist klar, in einem Tag schafft man Barcelona nicht. Alleine für die Architektur des Modernismo braucht man schon einen Tag. Der berühmte spanische Architekt Antoni Gaudí gab Barcelona mit seinen Bauwerken ein unverwechselbares Gesicht. Allein zweiundvierzig Jahre arbeitete er an der Sagrada Familia, auch bekannt als „das unvollendete Bauwerk“, für die 1882 der Grundstein gelegt wurde. 2026, pünktlich zum 100. Todestag von Gaudi, soll die berühmte Basilika endlich fertig sein. Mit dem Parque Güell hat sich Antonio Gaudi dagegen selbst ein Denkmal gesetzt. Etwas außerhalb des Zentrums gelegen, sollte er ursprünglich eine Wohnsiedlung mit 60 Villen in der Natur werden. Der Industrielle Eusebi Güell hatte Gaudí Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Gestaltung beauftragt. Aber es fanden sich keine Käufer. Der fröhlich-bunte Märchenwald mit Wasserspeiern und einem steinernen Drachen war wohl etwas zu ungewöhnlich für die damalige Zeit.
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