Zwischen Neapel und der Amalfitana liegt die Halbinsel von Sorrent und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 175 Quadratkilometer. Geographisch trennt sie den Golf von Neapel vom Golf von Salerno. Im Landesinneren bilden die Monte Lattari das Rückgrat und die Grenze Sorrents. Wer hier abbiegt, hat das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben sei. Sorrent ist anders als Positano oder Capri, es ist ruhiger, konservativer und italienischer. Die Menschen die hier zu Hause sind arbeiten meist außerhalb. Sie fahren jeden Morgen mit der Circumvesuviana Richtung Neapel. Sigmund Freud war übrigens süchtig nach Sorrent. Mit seinem Bruder wohnte er im „Hotel Cocumella“, heute eine 5-Sterne-Luxusherberge mit traumhafter Aussicht auf den Golf von Neapel. Da, wo früher die Jesuiten zu Hause waren, liegt es in einem großen alten Garten am Meer. Seit 1777 ist es ein Hotel.
Sigmund Freud in Sorrent
Freud war kein Freund von Massen, die kann man in Sorrent und auf der Sorrentiner Halbinsel besser vermeiden. Das bedeutet nicht, dass hier wenig Menschen wohnen, der Hauptort Sorrent hat 16.000 Einwohner, aber man kann den Trubel besser ausweichen, wenn man weiß wie und wo. Das Hotel Cocumella liegt zwischen Sant‘ Agnello und Sorrent, eingebettet in einem riesigen Park. Daher ist es ein guter Platz um das „dolce far niente“ zu genießen. Im Sommer ist es heiß, von elf bis vier bleibt man besser im Schatten oder macht einen Bootsausflug. Sigmund Freud hält sich daran, er geht im Meer schwimmen. Einen Tag verbringt er an der Amalfiküste, per Boot tuckert er bis Paestum. Er klettert auch auf den Vesuv und besucht die Höhle der Sibylle bei Cumae aber Freud kehrt nach den Ausflügen gerne in sein „Schlaraffenland“ zurück. Die Halbinsel von Sorrent ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in Kampanien.
Das „Große alte Haus am Platz“ ist das Grand Hotel Excelsior Vittoria
Sorrent hat viele gute Hotels aber das bekannteste ist das Grand Hotel Excelsior Vittoria, das sich direkt über dem Hafen von Marina Piccola erhebt und seinen Eingang am Hauptplatz der Stadt hat. 1834 hat es die Familie Fiorentino an dem Platz gegründet, wo angeblich Kaiser Augustus zu römischer Zeit eine Villa besaß. Belegt ist das nicht aber auch nicht unmöglich, denn die römische Prominenz mochte die Halbinsel Sorrents in der Antike sehr. Für jene Reisenden, die ab dem 19.Jahrhundert im Zuge der „Grand Tour“ Sorrent besuchten, war es jedenfalls eine beliebte Absteige. Richard Wagner und Enrico Caruso haben hier gewohnt und auch Filmstars wie Jack Lemmon, Marilyn Monroe und Sophia Loren waren im Vittoria Gäste, ebenso wie Luciano Pavarotti und Lucio Dalla.
Der Dialekt der Menschen der Halbinsel von Sorrent ist speziell
Das Lied „Kehr zurück nach Sorren“ wurde von Ernesto de Curtis und Giambattista de Curtis um 1900 komponiert. Sie haben es im Dialekt der Halbinsel geschrieben – „Ma nun me lassà, Nun darme sto turmiento! Torna a Surriento, famme campà!“ – ist eine Liebeserklärung an Sorrent mit der Aussage: „Man kann zwar ohne Sorrent überleben aber es tut weh“. Zum Thema Dialekt der Sorrentiner Halbinsel muss man wissen, dass „Neapolitanisch“ seit 2008 eine eigene anerkannte Sprache ist. Es ist also die Mutter der kampanischen Dialekte, die sich von Ort zu Ort unterscheiden. Wie auch Italienisch, entwickelte es sich aus dem Vulgärlatein, hat aber starke Einflüsse der oskischen und griechischen Sprache. Auf der Halbinsel von Sorrent spricht man einen solchen Dialekt, der für einen Italiener, nördlich von Rom geboren, schwer zu verstehen ist.
Sorrent hat durchaus Geschichte
Wer glaubt, dass Sorrent nur „dolce fa niente“ ist liegt falsch, die Stadt hat eine Reihe von Sehenswürdigkeiten die belegen, dass sie eine lange historische Tradition hat. Der Dom Filippo e Giacomo wurde zwar erst im 15.Jahrhundert im romanischen Stil neu erbaut aber er steht auf den Fundamenten einer Vorgängerkirche des 11.Jahrhunderts. Die Stadtmauer datiert in ihrer Basis in die Zeit der Griechen und Römer und schützte bereits das antike „Surrentum“. Wer in Sorrent auf antiken oder mittelalterlichen Spuren wandeln will, der muss daher die Kirchen der Stadt besuchen oder den Palazzo Veniero an der Piazza Tasso einen Besuch abstatten. Denn die schönen Bogenfenster dieses Gebäude aus dem 13.Jahrhunder zeigen byzantinische und arabische Einflüsse.
Sorrent im August: Ich habe nun zwei Wochen kein deutsches Wort gehört und kein italienisches verstanden. So lässt sich’s mit den Menschen leben, alles geht am Schnürchen und jedes aufreibende Missverständnis ist ausgeschlossen
Karl Kraus
Die erste Kirche der Heiligen Annunziata zum Beispiel wurde 1133 auf den Resten eines antiken Tempels der Cibele gebaut und im 18.Jahrhundert barockisiert. Die vielleicht prächtigste Kirche Sorrents ist dem Heiligen Antonius geweiht, dessen Gebeine noch heute in der Basilika untergebracht sind. Gemeint ist übrigens der Heilige Antonius von Sorrent, auch bekannt als Antonius der Abt. Denn er lebte im 9.Jahrhunder im Mutterhaus aller Benediktiner als Abt. Nach der Zerstörung von Monte Cassino durch die Langobarden zog er sich nach Sorrent zurück. Der schönste Kreuzgang gehört zur Franziskanerkirche, die auf den Resten eines Oratoriums (um 600), das dem Heiligen Martin von Tours geweiht war, errichtet wurde. Er stammt aus dem 14.Jahrhundert.
Marina Piccola ist das Tor zur Außenwelt
Der Verkehr auf der Halbinsel von Sorrent ist legendär, die wenigen Straßen die es gibt sind fast immer verstopft. Daher fahren die Einheimischen meist mit dem Moped. Wer wenig Wert auf lange Staus legt, nimmt daher das Schiff. Im Hafen von Marina Piccola legen die Fährschiffe ab. Sie verknüpfen Sorrent regelmäßig mit Capri, Castellammare di Stabia, Neapel, Amalfi und Positano sowie Ischia und Procida. Zweimal pro Woche kann man von Sorrent sogar bis Salerno fahren, das dauert allerdings zwei Stunden und 10 Minuten. Zum Hafen gelangt man über eine abenteuerliche Serpentinenstraße oder über einen Treppenweg. Gebaut hat man Marina Piccola 1912 und zwar an der Mündung des Mühlentales.
Marina Grande ist in Wahrheit „piccolo“ und der Hafen der Fischerboote
Die meisten Touristen verwechseln Marina Grande und Marina Piccola, das liegt daran, dass die Fährschiffe heute von Marina Piccola ablegen und daher wird sie als „der große Hafen“ empfunden. Die heute kleinere Marina Grande liegt quasi um die Ecke und ist die größte Bucht am Golf von Sorrent und seit antiker Zeit der Hafen der Stadt. Die Porta di Marina Grande plus dazugehöriger Stadtmauer war der antike Eingang Sorrents und der einzige Zugang vom Meer in die Stadt. Jetzt befinden sich dort bunte Badeanstalten und Fischrestaurants sowie der Hausstrand Sorrents. Die ältere Generation wird sich noch an den Film „Pane, amore e…“ mit Sophia Loren erinnern. (Übrigens nicht zu verwechseln mit „Pane. Amore e Fantasia“ mit Gina Lolobrigida und Vittorio De Sica.) Sofia Loren, damals knapp über 20 Jahre alt, kommt die Treppe zum Hafen von Marina Grande herunter, um sich mehr oder weniger heimlich mit ihrem Freund zu treffen.
Sorrent und seine bewegte Geschichte
Der Name geht auf den Mythos der Sirenen zurück, die Li Galli liegen vor der Südseite der Halbinsel von Sorrent, im Golf von Salerno. Die historisch fassbare Geschichte beginnt im 7.Jahrhundert v.Chr als die Stadt Sorrent von den Phöniziern gegründet wird. Im 5.Jahrhunder v.Chr. wurde es griechisch und 150 Jahre später kamen die Römer. Die Halbinsel wurde zum Sommersitz reicher Römer, wie die Reste der Villa des Felix Pollio beim Fischerdorf Puolo belegen. Nach dem Ende des Römischen Reiches wechselte Sorrent mehrfach den Besitzer. So wurde es im 5.Jahrhundert Bischofsitz der Westgoten, fiel dann an Byzanz und wurde im 6.Jahrhundert von den Langobarden belagert und 1133 von den Normannen erobert. Dann war es Teil des Königreiches Süditalien. Im 19.Jahrhundert wurde unter unter der Herrschaft von Ferdinand II. (1830-1859) die Straße zwischen Sorrent und Castellammare di Stabia eröffnet, damit hatte der Tourismus eine Zufahrt zur Halbinsel Sorrents.
Der Arbeiterverein hat seinen Sitz in einem feudalen Ratssaal
Die Sedile Dominova wurde zwischen 1319 und 1344 errichtet und liegt in der Altstadt Sorrents, in der Via S. Cesareo. In dieser Loggia aus dem 14.Jahrhundert versammelten sich einst die Stadträte Sorrents. Es ist der einzige erhaltene Versammlungsort dieser Art in ganz Kampanien. Heute ist hier der Sitz des Arbeitervereins, dessen Mitglieder sich unter den Fresken aus dem 18. Jahrhundert treffen, um zu plaudern und Karten zu spielen. Die Malereien stellen die Wappen Sorrents und jene der Adelsfamilien, die das Gebäude benutzten, dar. Ursprünglich durften nur Männer die Sedile Dominova betreten, das ist heute anders aber trotzdem verirren sich kaum Frauen in den ehemaligen Ratssaal. Betritt eine Touristin das Gebäude, dann haben die kartenspielenden Herren Gesprächsstoff auf Wochen.
Die Halbinsel Sorrent und der Limoncello
Traditionell wird die Halbinsel landwirtschaftlich genutzt; es werden Zitronen, Orangen, Wein, Oliven und Gemüse angebaut aber die eigentliche Haupteinnahmequelle bildet der Tourismus. Es gibt aufgrund der Steilküste zwar keine Sandstrände aber die abwechslungsreiche Landschaft ist bei Wanderern sehr beliebt und einige Orte der Halbinsel sind beliebte Standquartiere für Sternfahrten in die Region Kampanien. Die abwechslungsreiche Landschaft der sorrentinischen Halbinsel mit ihren Terrassengärten, Bergen und Steilklippen zieht schon seit über 200 Jahren Besucher aus aller Welt an. Markenzeichen der Halbinsel sind die duftenden Zitronenplantagen und die süßen Zitronen, die durch das milde Klima zu einer beachtlichen Größe heranreifen. Sie sind die Basis für den Limoncello, einen Zitronenlikör der auch als Zutat für Torten, Eiscreme und andere Süßspeisen verwendet wird.
Der Limoncello wird in einem mehrstufigen Arbeitsgang hergestellt. Zuerst werden die Zitronen gewaschen und geschält. Dabei darf nur die äußere gelbe Schale abgeschält werden, da sonst die darunterliegenden weißen Teile für einen bitteren Geschmack sorgen. Anschließend werden die Schalen für drei bis vier Wochen in ein Gefäß mit 95%igem Alkohol gegeben. Am Ende der Mazerationszeit wird ein Aufguss aus erwärmtem Wasser mit Zucker dazugegeben. Nach etwa einer Woche wird der Likör gefiltert und kann getrunken werden.
Limoncello, Wikipedia
Die Bauernhöfe rund um Sorrent und der Wein der Halbinsel
Die Bauernhöfe rund um Sorrent sind einen Besuch wert, daher sollte man wenigsten einen besuchen und die Produkte der Halbinsel vor Ort verkosten. Sehenswert ist auch wie die Käsezöpfe geflochten werden oder die alten Olivenpressen, die auf vielen Bauernhöfen noch zu finden sind. Zu den lokalen Würsten, Salamis und Schinken passen auch die Weine der Halbinsel. Also sollte man die drei Weinsorten der Region probieren: den Lettere, den Gragano und den Sorrento. Die Weinrebe gibt es schon lange und ihr Anbau soll sogar dazu beigetragen haben, dass die Gemeinden Lettere und Gragnano im 9.Jahrhundert überhaupt erst entstanden sind. Es waren zu Beginn des Weinanbaus vor allem die Klöster und Orden, die die Reben kultivierten und den Wein kelterten.
Si vis vivere sanum, bibe Gragnanum
Monsignor Molinari, Bischof von Lettere
Der Gragnano ist rubinrot, er ist frisch, lebhaft und hat eine leichte liebliche Note. Mit 11,5% ist er nicht sehr schwer und passt zu jedem Essen dazu. Es sind die Aglianico und Sciascinoso Trauben sowie andere lokale Rebsorten wie die Palummina, Surbegna und Castagna, die im Gragnano verschnitten werden. Die Lettere Weine keltert man in den Gemeinden Lettere, Casola und Sant‘ Antonio. Sie sind eine Mischung aus mindestens 60% Castagnara Traube und 25% Piedirosso plus Olivella und Aglianico Trauben. Sie sind granatfarben und trocken mit einem Hauch von Erdbeere mit etwa 10% Alkoholgehalt. Der Lettere passt gut zu Pizza, Pasta und Käse. Den Sorrento schließlich gibt es in Rot, Frizzante und Weiß. Der Rosso passt gut zu Fleisch, der Frizzante ist ein ausgezeichneter Aperitif und der Blanco ist perfekt mit Fisch und frischen Salaten.
Meta ist der Ausgangspunkt der Amalfitana und eine nette Stadt
Meta di Sorrento ist eine Kleinstadt mit 8.000 Einwohnern auf der Halbinsel von Sorrent. Der Name leitet sich von „Miliarium“ ab, das ist der Begriff für einen „Meilenstein“ römischer Zeit. Die Basilika Santa Maria del Lauro, deren Fundamente auf das 10.Jahrhundert zurückgehen, ist einen Besuch wert. Der Ort liegt, wie auch Sorrent, auf einem Tuff-Felsen hoch über dem Meer. Am Fuß des Felsens liegen die Strände und das kristallklare Meer. Badeurlauber bevorzugen übrigens das alte Fischerstädtchen Meta di Sorrento, denn hier gibt es den einzigen größeren Strand der sorrentinischen Halbinsel. Und – in Meta beginnt übrigens auch die Amalfitana.
Wandern auf der Halbinsel Sorrents ist anstrengend aber schön
Eine Wanderung auf der Halbinsel Sorrents ist ein Erlebnis abseits des Massentourismus. Ausgetretene Maultierpfade verbinden die Terrassenfelder der sorrentinischen Bauern mit hübschen Dörfern und mittelalterlichen Wachtürmen. Außerdem – von fast überall hat man einen grandiosen Ausblick über die Küste, wahlweise den Golf von Neapel oder jenen von Salerno und an manchen Orten, wie bei Due Golfi, sogar auf beide. Sant‘ Agata ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen aber man sollte gutes Kartenmaterial oder einen Führer haben, sonst geht man auf Asphalt. Abseits der Straßen ist es schöner, hier liegen die Zitronenplantagen, die Pflanzen wachsen hier unter fünf Meter hohen Gerüsten aus Kastanienholz. Nach dem Stroh, mit dem sie früher zum Schutz vor Hagel und Kälte bedeckt wurden, heißen die Gerüste Pagliarelle. Heute werden stattdessen Nylonnetze gespannt.
Eine tolle Wanderung führt zum Fjord von Crapolla, denn das ist eine der schönsten Buchten der Küste von Massa Lubrense. Man muss allerdings Stufen mögen, denn auf diesem Weg sind siebenhundert davon zu bewältigen aber immerhin gibt es auf jeder fünfzigsten Stufe eine Keramikfließe – zum mitzählen. Der Weg selbst ist hier das Ziel – es ist ein alter Saumpfad zum Belvedere “La Guardia”. Von hier hat man einen großartigen Blick: Gegenüber die kleinen Li Galli Inseln und die Insel Vetara; links die Küste von Praiano und bei sehr klarem Wetter der ganze Golf von Salerno; rechts die Punta Penna. Bevor man zum Fjord gelangt, trifft man auf die Kapelle des heiligen Petrus, hier stand früher das Kloster der Schwarzen Benediktiner. Die namensgebende Legende erzählt, dass die Abtei auf den Resten eines antiken römischen Tempels gebaut wurde, der wiederum auf den Resten eines dem Apollo geweihtem Tempels errichtet wurde.
Die zwei Hauptachsen Sorrents
Der Corso Italia und die Via San Cesareo, die dann in die Via Fuoro übergeht sind die zwei Hauptachsen der Stadt. Während der Corso die „Kärntnerstraße“ von Sorrent ist und hier vor allem Modegeschäfte zu finden sind, ist die Via San Cesareo die Achse durch die wuselige Altstadt mit Souvenirläden und Cafés. Sie führt an der Sedile Dominova und der Kirche SS. Annunziata vorbei und mündet in die Via Sopra le Mura, die über das griechische Tor zur Marina Grande führt. Der Corso Italia ist eher für die Sorrentiner von Interesse, die Cesareo/Fuoro dagegen für die Touristen. Hier gibt es neben Taschen und Sandalen auch Limoncello und Pasta zu kaufen sowie die bunte Freizeitmode aus Leinen, die eigentlich aus Positano kommt. Ein guter Platz für einen schnellen Kaffee ist die Bar Tasso.
Die Halbinsel Sorrents war Teil der „Gran Tour“
Die Gran Tour war ab der Renaissance für die Söhne des europäischen Adels und später auch für die des gehobenen Bürgertums eine Bildungsreise. Eine solche Reise war mit vielen Formalitäten verbunden, man musste Reisepässe und Gesundheitszeugnisse beschaffen und mangels Kreditkarte musste bei italienischen Banken Geld hinterlegt werden. Als „Reiseleiter“ fungierte der sogenannte „Tutor“. Dieser brauchte Organisationstalent, Bildung und Sprachkenntnisse, außerdem war er für die Moral seines Schützlings verantwortlich. In Italien begann die Bildungsreise in Florenz, die Kunst der Toskana war der Einstieg in die Kultur Italiens. Quasi zum Pflichtprogramm gehörten in Italien auch Rom und Neapel. In Rom verbrachte man den Winter und nahm am römischen Karneval teil. Der Weg zwischen Rom und Neapel war gefährlich, Krankheiten und Straßenräuber waren dort ein Thema. In Kampanien besuchte man Capri und Ischia, bestieg den Vesuv und wanderte durch die Ruinen von Pompeji. Unterkunft fand man unter anderem in Sorrent.
Torquato Tasso, der Dichter aus Sorrent
Die Villa Mastroguidice in der Via Vittorio Veneto, angrenzend an die Villa Comunale, ist das Geburtshaus des Dichters Torquato Tasso. Es ist heute Teil des Hotel „Albergo Imperial Tramontana“ und zwei Räume im alten Flügel, der aus dem 16.Jahrhundert stammt, die Torquato Tasso bewohnt haben soll, können besichtigt werden. In dem 1812 gegründeten Hotel haben Goethe, Lord Byron, Mary Shelley, und Keats, gewohnt. James Fenimore Cooper (Der letzte Mohikaner) schrieb hier seine Wasserhexe, Harriet Beecher Stowe fand in Sorrent die Inspiration für „Agnes of Sorrent“ und Ibsen schrieb während seines sechsmonatigen Aufenthalts an seinen „Gespenstern“. Das Geburtshaus von Tasso hat einige Schriftsteller beherbergt und scheinbar inspiriert.
Der baut auf Sand, der nur auf Erdenstützen/ Ein neues Reich zu gründen sich vermisst/ Wo wenig der Verbundenen ihn beschützen/ Wo er von Heiden rings umgeben ist
Torquato Tasso „Das befreite Jerusalem“
Goethe hat dem Dichter Sorrents mit seinem Stück „Torquato Tasso“ ein Denkmal gesetzt. Uraufführung war am 16.Februar 1807 in Weimar. Es ist eines der ersten Künstlerdramen der Literatur überhaupt. Das Stück spielt an einem Frühlingstag um das Jahr 1577 in Belriguardo, dem Lustschloss von Alfons II., dem Herzog von Ferrara. Der Inhalt ist, neben der Liebe des jungen Tasso zur Schwester des Herzogs, die Rolle des Dichters in der höfischen Gesellschaft. Torquato Tasso wurde am 11.März 1544 in Sorrent geboren, er war ein Dichter in der Zeit der Gegenreformation. Berühmt wurde er mit einer fiktiven Geschichte in der er ein Gefecht zwischen Muslimen und Kreuzfahrern beschreibt – „Das befreite Jerusalem„. Bekannt ist er aber auch aufgrund seiner Geisteskrankheit. Tasso litt an Paranoia.
Die Küche der Sorrentiner Halbinsel ist ausgesprochen gut
Das liegt an den Zutaten, die „Bergbauern“ produzieren frisches Gemüse, Milch und Fleisch, aus dem Meer kommt der frische Fisch und die Meeresfrüchte. Spezialitäten der Region sind der Mozzarella aus Agerola in den Monti Lattari, der Käse „Provolone del Monaco“, das Olivenöl extravergine, die Pasta aus Gragnano, die Paradeiser vom Golf von Neapel und die Nüsse aus Sorrent. Neben seinen Zitrusfrüchten ist Sorrento nämlich auch für die lokal angebauten Walnüsse bekannt. Sie haben eine lange Tradition in der Region und wurden bereits während der Antike in Sorrento und rund um die Amalfiküste angepflanzt. Ihr gutes Wachstum verdanken sie neben dem Klima auch der Vulkanerde des nicht weit entfernten Vesuvs. Nachdem sie in den Sommermonaten geerntet werden, verarbeitet man sie zu Nocino. Dieser Nussschnaps wird in den meisten Restaurants als Digestif serviert. Und – es gibt eine lokale Spezialität: Spaghetti mit Walnüssen.
Pasta gibt es natürlich auch, gerne gegessen werden die Gnocchi alla sorrentina und Spaghetti alla sorrentina. Beide werden mit einer speziellen Paradeissauce serviert. Das Geheimnis an der Pasta ist eine lokale Paradeisersorte, die „Cuore die Bue“, die Ochsenherzen. Fisch und Meeresfrüchte werden auf der Sorrentiner Halbinsel gerne mit Pasta kombiniert. Besonders gut sind die Scialatielli ai frutti di mare und Ravioli all’aragosta. Letzteres sind mit Hummer servierte Ravioli, während es sich bei Scialatielli ai frutti di mare um ein buntes Nudelgericht mit verschiedenen Meeresfrüchten handelt. Pizza kennt man ebenfalls die Pizzeria „Pizza a metro, Universtitá delle Pizza in Vico Equense liefert Pizza nach Maß. Bei den Desserts sticht eine ausgefallene Süßspeise hervor: Melanzane alla cioccolata und Babà al limoncello, ein in Zitronenlikör getränkter pilzförmiger Hefekuchen.
Das Mühlental und die Papierherstellung
Gleich hinter der Piazza Tasso befindet sich eine tiefe Schlucht, die nach einem Vulkanausbruch vor etwa 35.000 Jahren entstanden ist. Früher hatte Sorrent drei Buchten aber heute gibt es nur noch eine, das Mühlental. Dieses Tal hat seinen Namen von den Ruinen der Mühlen des alten Dorf Sorrent. Es gibt keinen offiziellen Weg zu den Ruinen und in das Tal aber man kann es von einer Brücke aus von oben bewundern. Eigentlich ist Amalfi aufgrund seiner Papiermühlen und der Herstellung von Papier berühmt. Die Herstellung von Papier hat man von den Arabern aus dem Vorderen Orient gelernt. Die Papierfabriken waren bis ins 19. Jh. der wirtschaftliche Motor von Amalfi. Als Papier industriell hergestellt wurde mussten sie ihre Produktion aufgeben, weil es sich nicht mehr lohnte. Der Blick in das Mühlental dagegen lohnt sich noch immer.
Ein Spaziergang in Sorrent sollte in Sant‘ Agnello starten und in Marina Grande enden
Sant’Agnello ist seit 1866 eine eigenständige Gemeinde mit 9141 Einwohnern zwischen Piano di Sorrento und Sorrent. Der Hauptplatz ist die Piazza Matteotti im Stadtteil Angri. Wenn man von hier über die Viale dei Pini Richtung Meer geht, dann kommt man an „Il Pizzo“, der ältesten Zitronenplantage Sorrents und der Villa Crawford vorbei. Am Meer entlang hat man großartige Ausblicke über die Küste der Halbinsel Sorrents. Entlang von Parkanlagen und Villen erreicht man die Piazza Tasso und damit Sorrent. Hier ist der Weg über die Villa Communale und durch die Altstadt die schönste Variante. Über die Via Marina Grande erreicht man das griechische Tor und schließlich Marina Grande selbst. Dort gibt es ausgezeichnete Restaurants und ein schönes Ambiente.
Sankt Agata am Berg hat nicht nur eine schöne Aussicht
Bei Wanderfreunden und allen die es ruhiger haben wollen ist S. Agata sui due Golfi (390 m) beliebt. Schon seit Mitte des 19.Jahrhunderts wird S. Agata wegen des gesunden Klimas, der lieblichen Natur und der Gastfreundlichkeit seiner Bewohner besucht. Feinschmeckern ist S. Agata sui Due Golfi aufgrund des 1890 gegründeten Restaurant Don Alfonso am Hauptplatz des Dorfes bekannt. Es gehört immerhin zu den zwölf berühmtesten Restaurants Italiens. Die von Livia und Alfonso Laccarino entwickelte „Neue Küche“ basiert auf frischen regionalen Produkten, teilweise aus eigenem Anbau. Die Aussicht von dem kleinen Ort ist mindestens so gut wie die Küche von Don Alfonso. Der Golf von Neapel mit dem Vesuv und die sorrentiner Küste liegt einem zu Füßen. Naturliebhaber dagegen reisen auch gerne nach Vico Equense, dessen Ortsteil Ticciano inmitten grüner Hügel hoch über dem Meer liegt und hinter dem sich eindrucksvoll der Monte Faito (1400 m) erhebt.
Sorrent ist ein guter Platz zum Verweilen
Sigmund Freud hat es richtig gemacht, er hat sich sein „Standquartier“ in Sorrent gewählt, denn die Sorrentiner Halbinsel ist, im Gegensatz zu Neapel, ein ruhiger Platz zum Verweilen. Der Stadtkern von Sorrent ist zwar belebt und am Abend auch schon einmal laut aber es gibt genug Rückzugsmöglichkeiten, wenn man nicht an dem Trubel teilnehmen will. In Neapel muss man Teil der Lebendigkeit sein, ob man nun will oder nicht. Das hat Freud recht hart kommentiert:
Dort liegt das Hundenest und der Affenkäfig, in dem es nicht zu leben war
Sigmund Freud über Neapel
Wer es ganz ruhig haben will und das ist nach einem Ausflugstag in der Region Kampanien schon einmal der Fall, der ist gut beraten in Sant‘ Agata sein Quartier zu beziehen. Der Lärm und das Treiben des Zentrums von Sorrent ist zwar nur 10 Minuten per Minibus entfernt aber der Krach dringt nicht bis nach oben, in das kleine Dorf mit Ausblick auf den Golf von Neapel und Sorrent. Hier sind auch im Sommer die Nächte ruhig und kühl, denn die Wolken ziehen jeden Tag über die Monti Lattari und befeuchten die überraschend grüne Vegetation.
Pingback: Der Vesuv - Schicksalsberg der Römer – Rosa Reisen
Pingback: Die Insel Capri - Kaiser und Ziegen – Rosa Reisen
Pingback: Die Amalfitana - mehr als eine schöne Küstenstraße – Rosa Reisen
Pingback: Campania felix - Kampanien das glückliche Land – Rosa Reisen
Pingback: Kampanien - eine Reise mit Kneissl Touristik – Rosa Reisen