PETERSBURG MON AMOUR
Petersburg begann als die Vision eines Mannes. Zar Peter wollte ein Tor in den Westen und dieses sollte auf einem Sumpfgebiet am finnischen Meerbusen entstehen, da wo die Newa den Ladogasee entwässert. Pjotr Alexejewitsch Romanow, 1672 im Sternzeichen der Zwillinge geboren, war zu Beginn alleine mit seiner Idee. Weder die Bevölkerung, noch der Adel, glaubten daran, dass eine solche Vision jemals Realität werden könnte. Das Land war sumpfig, Millionen von Mücken schwirrten herum, die Angst vor Krankheiten war groß und Russland war zu dieser Zeit noch konservativ, weder der Ort, noch eine Öffnung gegen Westen, erschien den Russen erstrebenswert.
Peter gelangte erst über Umwege und mittels Waffengewalt auf den Thron, Widerstand war er gewohnt und darin geübt, ihn zu brechen. Man erzählt, dass Peter angeordnet hätte, dass jeder Reisende einen Stein nach Petersburg mitnehmen müsse um die Stadt aufzubauen, das ist wohl Legende, aber jeder Stein, zu Beginn war es meist Granit, musste herangeschafft werden. Die Landschaft am Finnischen Meerbusen ist sumpfig und flach, Berge oder Steinbrüche, sucht man vergebens.
Heute ist Sankt Petersburg mit 5,35 Millionen Einwohnern, nach Moskau, die zweitgrößte Stadt Russlands und die viertgrößte von Europa. Es liegt im Nordwesten des Landes an der Mündung der Newa in die Newabucht am Ostende des Finnischen Meerbusens der Ostsee und ist die nördlichste Millionenstadt der Welt. 1703 ist das offizielle Gründungsdatum der Stadt, die Peter gegründet hat um den Anspruch Russlands auf einen Zugang zur Ostsee durchzusetzen und mit der Idee auch die baltischen Staaten dem russischen Reich anzugliedern.
PETERSBURG IST UNESCO
Die Stadt war vom 18. bis ins 20. Jahrhundert die Hauptstadt des Russischen Kaiserreiches, in dieser Zeit wurde viel gebaut und, trotz Krieg, viel ist erhalten geblieben. Die historische Innenstadt mit 2.300 Palästen, Prunkbauten und Schlössern ist seit 1991 als Weltkulturerbe der UNESCO unter dem Sammelbegriff „Historic Centre of Saint Petersburg and Related Groups of Monuments eingetragen“ In dieser Vielfalt ist St. Petersburg weltweit nur noch mit Venedig vergleichbar. Ähnlich wie Venedig, hat Petersburg auch Kanäle, die das Stadtbild prägen und auf denen heute die Touristen mit Ausflugsbooten unterwegs sind.
GRANIT UND WASSER
Petersburg ist Wasser und Stein - die ursprünglich in einem Sumpfgebiet gebaute Stadt liegt nahe dem Ladogasee an der Mündung der Newa in den Finnischen Meerbusen. Die Stadt ist weitläufig, das Stadtgebiet umfasst etwa 1.431 km² , wenn man Peterhof und Puschkin mitrechnet. 10 Prozent der Stadtfläche sind Wasser, Petersburg besteht heute noch aus 42 Inseln. Da die Mündung der Newa etwa auf Meereshöhe liegt musste man die Stadt auf einem „Sockel“ errichten. Die Ufer wurden schon deshalb mit Granitblöcken befestigt, was Sankt Petersburg nicht nur vor dem Wasser schützt, sondern viel zu seinem besonderen Stadtbild beiträgt. Alexander Puschkin beschrieb es als: „Die Stadt kleidet sich in Granit“. Bei einer Bootsfahrt kann man sehen, was Puschkin mit diesem Ausspruch meinte.
PALÄSTE, PALAIS UND KUNSTKAMMERN
Die russischen Zaren waren große Sammler, bedeutende Werke europäischen Kunst befinden sich in der Eremitage und anderen Museen. Die Architektur ist europäisch geprägt, ganz anders als in Moskau, wo das alte russische Erbe viel stärker spürbar ist. Bereits Peter ließ Handwerker und Ingenieure aus ganz Europa, insbesondere aus Deutschland und den Niederlanden, kommen. Kaiserin Anna prägte Petersburg bis in das 21. Jahrhundert. Sie verlegte zum einen das Stadtzentrum von der Petrograder Seite auf die Admiralitätsseite der Newa und sie legte die großen Achsen der Stadt, den Newski-Prospekt, die Gorochowaja Uliza und den Wosnessenski-Prospekt an. Ihre Nachfolgerinnen, Kaiserin Elisabeth und Katharina II. „die Große“ holten internationale Künstler aus dem Westen um den Ausbau der Stadt voranzutreiben. Elisabeth ließ den Winterpalast und das Smolny Kloster bauen und sie holte einen Italiener, den Architekten Francesco Rastrelli nach Petersburg, dessen Bauten bis heute die Innenstadt prägen. Mit Puschkin und Peterhof entstanden respektable Sommerresidenzen vor den Toren der Stadt.
DIE LENINGRADER BLOCKADE
Petersburg war mittlerweile in Leningrad umbenannt worden, die Hauptstadt wieder nach Moskau verlegt, da kam der Zweiten Weltkrieg. Die Stadt wurde 871 Tage lang von deutschen Truppen unter Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb belagert. Man wollte das „Tor in den Westen“ auslöschen. Die Menschen und die Stadt haben auch das überstanden, ein Denkmal an der Ausfahrt nach Puschkin erinnert daran. Die Zerstörungen waren enorm, trotzdem ist davon heute nichts mehr zu sehen, Petersburg wurde wiederaufgebaut und auch die Sommerresidenzen restauriert. Schwarzweißbilder zeigen den Zustand der Gebäude nach der Belagerung und sie zeigen die Restauration.
EINE MODERNE LEBENDIGE STADT
Petersburg heißt heute wieder ganz offiziell Petersburg, am 12. Juni 1991 haben sich 54 Prozent der Bevölkerung für den historischen Namen entschieden also wurde aus Leningrad am 6. September 1991 wieder Sankt Petersburg. Die Russen mögen Kompromisse, die umgebende Verwaltungseinheit blieb, ebenfalls nach einer Volksabstimmung, weiterhin als Leningrad bestehen.
Das Zentrum ist „fußläufig“, man trifft am Weg auf so viele Sehenswürdigkeiten, dass eine Stadtwanderung nie langweilig wird. Sollten die Füße müde geworden sein, finden sich an allen Ecken Lokale um sich wieder zu erholen. Die Hotellerie ist gut und die Petersburger sind freundlich. „Overtourism“ ist mittlerweile ein Thema geworden. Chinesische Reisende haben die Stadt ins Herz geschlossen und drängen sich zu Tausenden in den Sälen der Eremitage. Kreuzfahrtschiffe legen an und Petersburg ist auch Hafen für Flusskreuzfahrten. Zur Zeit der „Weißen Nächte“ ist die Stadt voll und es ist, trotz 20.000 Hotelbetten, schwer ein freies Bett zu bekommen. Laut Statistik ist der Tages- und Wochenendtourismus der größte Anteil am Tourismuskuchen. Petersburg ist mittlerweile eine beliebte Destination des Städtetourismus geworden, es zählt laut UNO Statistik zu den zehn attraktivsten Städten der Welt.