Frauen und Reisen – Ida Pfeiffer und Freya Stark
Die ersten Reisenden sind fast ausschließlich Männer, das liegt an der Rolle der Frau in früherer Zeit, ihrer Art der Präsenz in der Öffentlichkeit. Dazu kommt, dass Reisen bis ins 19.Jahrhundert eher zweckgebunden waren, die Reise als Selbstzweck ist ein Kind des 20.Jahrhunderts.
„Reisen für Alle“ geht einher mit dem Aufstieg des Bürgertums im 19.Jahrhundert und der neu erkämpften Freizeit der Arbeiter, der „Achtstundentag“ und die damit verbundene frei verfügbare Zeit war eine wichtige Voraussetzung für die immer beliebter werdende Freizeitgestaltung – das Reisen. Im 18. Jahrhundert war das Reisen als Selbstzweck ein Zeichen von Luxus. Reisen unternahmen damals hauptsächlich adlige Söhnen im Zuge ihrer „Kavaliers-Reise“, die es seit dem 16. Jahrhundert gab und Kuraufenthalte wurden beliebt.
Im 19.Jahrhundert, der Zeit der Aufklärung war der Wunsch nach Freiheit groß und auch Selbstverwirklichung wurde Thema. Reisen war eine gute Möglichkeit diese Sehnsucht zu befriedigen.
Ida Pfeiffer – Reisen im Biedermeier
Die Österreicherin Ida Pfeiffer war eine der ersten Frauen, die es in die „große weite Welt“ hinausschaffte und darüber schrieb. Sie hat als erste europäische Frau Borneo durchquert, sie bereiste vier Kontinente und schrieb 13 Bücher darüber, die gerne gelesen wurden. Ida Pfeiffer war als eine die Welt bereisende Frau in der Zeit des Biedermeier eine viel beachtete Ausnahmeerscheinung, es gab keine andere Frau, die Ähnliches getan hätte.
Ida war 44 Jahre alt, als sie 1842 von Wien nach Palästina reiste. Nach 9 Monaten kam sie mit vielen Eindrücken zurück und schrieb ihr erstes Buch, „Reise einer Wienerin in das Heilige Land“, ein Erfolg, der es ihr ermöglichte, weitere Reisen zu finanzieren. 1845 zog es Ida Pfeiffer in den Norden, nach einer anstrengenden Island Expedition, einer Kutschenfahrt in Oslo und einer Einladung bei der schwedischen Königin schrieb sie ihr nächstes Buch. Von 1846–1848 bereiste sie die Welt. Damals musste man per Schiff reisen, um von Kontinent zu Kontinent zu gelangen, daher bestieg sie in Hamburg ein solches und reiste von dort nach Rio de Janeiro, wo sie nur knapp einem Mordanschlag entkam. Der Weg führte sie, via Kap Hoorn, nach Chile und dann nach Tahiti und Macao weiter nach Kanton. In China dürfte damals der Anblick einer weißen, langnasigen Frau viel Aufsehen erregt haben, sie wurde selbst zur Attraktion. In Indien wurde sie herumgereicht, die reichen Inder wollten ihre spannenden Geschichten hören und luden sie im Gegenzug zur Tigerjagd ein. Auf den Spuren der Seidenstraße erreichte Ida Pfeiffer Mesopotamien, sie besuchte Bagdad, begleitete eine Karawane durch die Wüste, sah die Ruinen von Babylon und reiste über Armenien und Georgien wieder Richtung Heimat. In Wien traf sie im November 1848 ein, kurz nachdem der Fürst von Windisch-Graetz dort den Oktoberaufstand niedergeschlagen und damit die Revolution von 1848 in Österreich beendet hatte. Die Aufzeichnungen von dieser Reise, Eine Frauenfahrt um die Welt, erschienen 1850 in drei Bänden. Mit mittlerweile 54 Jahren unternahm sie ihre zweite Weltreise, 4 Jahre bereiste sie Südafrika, Indonesien und durchquerte das Innere Borneos als erster weißer Mensch. 1853 erreichte sie Kalifornien zur Zeit der letzten Phase des großen kalifornischen Goldrauschs und reiste weiter nach Süden, nach Ecuador und Peru. Aufgrund der politischen Umstände kehrte sie in die USA zurück, besuchte New Orleans und die Niagarafälle, um schließlich via London die Heimreise anzutreten. Der daraus resultierende Reisebericht umfasste vier Bände, der Titel: „Meine zweite Weltreise“. Mauritius und Madagaskar, von 1856 bis 1858, war ihre letzte Reise. Australien, ihr letztes Ziel, hat sie nie gesehen, sie starb an den Folgen der Malaria in Wien.
Freya Stark – eine Engländerin bereist den Orient
Freya Stark starb mit 100 Jahren 1993 in Italien, bekannt ist sie als englische Forschungsreisende und Reiseschriftstellerin. Sie wurde in Paris geboren, ihr Vater war Engländer, die Mutter Italienerin. Angeblich haben die Erzählungen aus Tausendundeine Nacht, sie zu ihren Reisen inspiriert, sie hat sie als Kind gelesen. Freya lernte Arabisch und Persisch, studierte Geschichte in London und diente während des Ersten Weltkriegs als Krankenschwester in Italien. Ihre Reistätigkeit beginnt erst nach dem 1.Weltkrieg, sie bereiste zwischen 1927 und 1979 vorwiegend den Nahen Osten, ihre erste Reise führte sie 1927 für sieben Monate von London zunächst in den Libanon, von wo aus sie nach Damaskus weiterreiste und bis in das Gebiet der Drusen vordrang, das damals unter Kriegsrecht stand. Damit erregt sie Aufmerksamkeit. 1929 kehrte sie nach Damaskus zurück und reiste von dort nach Bagdad. 1930 bereist sie Persien und es gelingt ihr in die noch unerforschten Täler der Assassinen zu kommen. Über diese Reise verfasste sie das Buch „The Valley of the Assassins“. Dieser Reisebericht machte sie berühmt.
Die erste Frau in Arabien
Über Transjordanien erreicht sie die Arabische Halbinsel, 1934 den Jemen. Hier ist sie als Mann verkleidet auf dem Kamel unterwegs. Das Buch, „Die Südtore Arabiens: abenteuerliche Reise einer Europäerin auf den Spuren der Weihrauchstraße“ beruht auf diesen Erlebnissen. Es ist einer der besten Reiseberichte über den Jemen, der jemals geschrieben wurde, zu einer Zeit, wo Reisen im Jemen ausgesprochen gefährlich waren.
Die Frauen und der Orient
Freya stark war nicht die einzige Frau, die es in den Orient zog, es waren allerdings überwiegend Britinnen, die in dieser Gegend unterwegs waren und sich als Reiseschriftstellerinnen einen Namen machten. Die bekanntesten unter ihnen sind im späten 19. Jahrhundert, der Zeit der ersten feministischen Abenteuerreisen, Isabell Burton, Isabella Bird, Anne Blunt und Gertrude Bell.
Reiseberichte motivieren – die von Frauen ganz besonders
Ida Pfeiffer und Freya Stark haben sehr viel zur Faszination des Reisens beigetragen. Der Umstand, dass sie als Frauen Gebiete bereisten, vor denen der Normalbürger „Angst“ hatte und sie für unbereisbar hielt, sorgte für Aufmerksamkeit. Die Reiseberichte von Pfeiffer und Stark wurden unter anderem auch gelesen, weil sie Frauen waren. Es war damals ungewöhnlich, dass eine Frau ein so großes Risiko einging – und, es überlebte. Gleichzeitig trugen die Geschichten dazu bei, die Sehnsucht, diese Länder zu erleben, zu wecken.
Heute ist es nicht ungewöhnlich, wenn Frauen reisen, auch dann nicht, wenn Frauen es alleine tun. Es gibt viele Frauen, die in der Welt unterwegs sind, ihre Erlebnisse erzählen und als Bloggerinnen davon leben können. Trotzdem sind ihre Geschichten anders, als jene ihrer männlichen Kollegen und sie werden auch anders gelesen. Vielleicht liegt es daran, dass Frauen tiefer in Kultur und fremde Lebensart eindringen, während Männer lieber auf Berge klettern oder sportliche Rekorde aufstellen.